Mit dem Flugtaxi vom Hauptbahnhof zum Flughafen in kürzester Zeit. Was das Start-up Volocopter mit dem Flughafenbetreiber Fraport plant, wurde jetzt in Frankfurt berichtet.
Von Karl Schlieker
Redakteur Politik / Wirtschaft
Am Frankfurter Flughafen könnten in den nächsten Jahren Lufttaxis starten und landen.Montage: Andreas Meinhardt/Fraport
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FRANKFURT - Mit dem Lufttaxi direkt zum Flughafen. Das soll nach Vorstellungen des Start-ups Volocopter und des Flughafenbetreibers Fraport in nicht allzu ferner Zukunft möglich werden. "In den nächsten zwei bis fünf Jahren werden die ersten kommerziellen Flüge abheben", berichtet der kaufmännische Leiter von Volocopter, Christian Bauer, im Gespräch mit dieser Zeitung in Frankfurt. Zielgruppe sind Geschäftsreisende und Touristen. Die Sorge vor einem verstopften Luftraum teilt Bauer nicht. "Wenn weltweit einige tausend Flugtaxis verfügbar sein werden, wird das den Luftraum nicht belasten." Zumal der Luftraum in verschiedenen Höhen genutzt werden könne.
Untersucht werden in Frankfurt verschiedene Strecken. An Volocopter-Ports könnten Knotenpunkte in Frankfurt verbunden werden. "Wir wollen als erster Flughafen Europas das Potential des elektrischen Flugtaxis gemeinsam mit dem Pionier Volocopter erschließen", erläutert Anke Giesen, Fraport-Vorstand Operations. Airtaxis benötigten weniger Energie als Autos.
In den überlasteten asiatischen Metropolen sollen die Lufttaxis den Verkehr entlasten. In Singapur hat Volocopter erstmals in einer Millionenstadt einen Testflug gestartet.
Daimler und Vodafone zeigen Interesse
Das Interesse an der neuen Technologie ist groß. So hat sich Daimler bereits an Volocopter beteiligt. Eine Zusammenarbeit mit Vodafone hat der chinesische Anbieter EHang vereinbart. Und Boeing geht mit Porsche gemeinsame Wege. Der Fahrdienst Uber entwickelt unterdessen zusammen mit Google-Gründer Larry Page autonom fliegende Lufttaxis. Aber auch Ernüchterung stoppt manche Pläne. Airbus und Audi haben das Projekt eines Flug-Autos wieder zu den Akten gelegt.
Für den Masseneinsatz eignen sich die Flugtaxis ohnehin nicht, denn im Volocopter haben gerade mal zwei Passagiere Platz. Bei 69,5 Millionen Fluggästen jährlich in Frankfurt müssten fast 30 Millionen Flugtaxis jährlich starten und landen, um die Passagiere zu transportieren.
Volocopters senkrecht startende und landende Lufttaxis haben laut Bauer mit elektrisch betriebenen Rotoren bei einer Geschwindigkeit von 110 Kilomtern/Stunde eine Reichweite von rund 30 bis 35 Kilometern.
Ein anderes Konzept verfolgt das Start-up Lilium. Deren Lufttaxi ist mit zwei Tragflächenpaaren ausgerüstet und soll Entfernungen von bis zu 300 Kilometern zurücklegen. "Lange Strecken sind kommerziell lukrativer", berichtet Lilium-Sprecher Conrad von der Tann auf der Hypermotion-Messe in Frankfurt. Für nicht gut angebundene Regionen seien Air-Taxis eine gute Alternative. Der Infrastruktur-Aufwand sei überschaubar.
Während in Asien vergleichsweise zügig mit dem Einsatz von Lufttaxis gerechnet wird, wird in Europa noch an den regulatorischen Feinheiten gefeilt. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hat Regelungen für den Betrieb und die technische Zulassung erarbeitet. Fluggerät, Betreiber und Piloten müssen zertifiziert werden. Der Einsatz von Piloten, die die Steuerung vom Boden aus übernehmen, oder von komplett autonom fliegenden Flugtaxis ist dagegen noch nicht geregelt. "Sie können nicht einfach Taxis in der Luft herumfliegen lassen", betont Alexander Laukenmann, Bereichsleiter Terminalmanagement bei Fraport. Den öffentlichen Nahverkehr werden die Air-Taxis nicht ersetzen, aber für zeitsensible Passagiere seien sie eine gute Ergänzung, um den Stau zu überfliegen.
Die Innenstädte entlasten soll auch das mit Solarenergie betriebene System Hyperloop. Die Transportkapseln könnten in unterirdischen Röhren theoretisch eine Geschwindigkeit von bis zu 1000 Stundenkilometern erreichen. Die ersten Strecken sollen in Abu Dhabi und Dubai getestet werden. Die französische Bahngesellschaft SNCF hat bereits in entsprechende Start-ups investiert. Bevor allerdings der erste Fahrgast in einen Hyperloop einsteigt, muss das Grundvertrauen in die Technik groß sein, meinen Experten. Aber kein Anbieter will einen Trend verpassen. Auch die Innovationsabteilung der Deutschen Bahn beobachtet die Entwicklung. "New Horizons hat den Auftrag, langfristig disruptive Technologien zu analysieren und neue Geschäftsmodelle aufzubauen", begründet dessen Leiter Martin Fröhlich in Frankfurt das Interesse. Schließlich geht es um die Zukunft des Passagiertransports.