Unterricht geht weiter: Fahrschulen von Lockerung überrascht
Seit Montag ist der Theorie- und Praxisunterricht für Fahrschüler auch in Südhessen wieder möglich. Die Einschränkungen bringen manche Fahrschulen dennoch in finanzielle Not.
. Südhessen. Sieben Wochen pausierte die Ausbildung von jungen Autofahrern wegen der Corona-Pandemie. Seit Montag sind Theorie- und Praxisunterricht in Hessen nun wieder erlaubt - eine gute Nachricht für die Fahrschulen. "Ich hatte nicht erwartet, dass ich so bald den Betrieb wieder normal starten kann", sagt Oliver Lehnst von Olivers Fahrschule in Darmstadt.
Ebenso wie in anderen Branchen ist die Öffnung mit Auflagen verbunden. So dürfen maximal fünf Fahrschüler mit Masken gleichzeitig am Theorieunterricht teilnehmen, um den notwendigen Abstand von 1,5 Metern einzuhalten. Im Vergleich: Bei der Fahrschule Krämer in Reichelsheim sind es normalerweise bis zu 15 Schüler. "Das ist ein Aufwand, der ist nicht zu bezahlen", sagt Inhaber und Fahrlehrer Axel Steeg. Unter diesen Voraussetzungen lohne sich der Theorieunterricht für viele Fahrschulen nicht mehr. Auch im praktischen Unterricht gibt es Einschränkungen. Es herrscht Maskenpflicht für Fahrlehrer und -schüler. Vor der Übungsfahrt müssen sich alle die Hände desinfizieren. Zwischen jedem Schüler wird das Auto gereinigt und desinfiziert. "Das kostet uns mindestens 15 Minuten", sagt Steeg. Dadurch können pro Tag weniger Fahrstunden abgehalten werden. Langfristig entsteht den Fahrschulen so ein finanzieller Verlust.
Domenico Lagala betreibt selbst zwei Fahrschulen in Groß-Gerau und Griesheim und ist als Vorsitzender der Region Südhessen im Fahrlehrerverband aktiv. "Wir schätzen, dass rund 30 Prozent der Fahrschulen in Deutschland wegfallen werden", sagt er. Doch es gibt bereits erste Ideen, um die finanziellen Folgen zumindest abzumildern: Theorieunterricht über Videokonferenzen.
Preissteigerungen sind möglich
Bereits in den vergangenen Wochen hat sich Lehnst darauf vorbereitet. Was sinnvoll klingt, ist tatsächlich neu für die Branche. Denn eigentlich muss der Unterricht persönlich und vor Ort stattfinden. Vom Regierungspräsidium Darmstadt gibt es für den virtuellen Unterricht in Corona-Zeiten eine Ausnahmegenehmigung, die unter bestimmten Auflagen bis 10. Mai gilt. Die Fahrschüler haben das Angebot bislang sehr gut angenommen. "Für sie dient das ebenso dem Selbstschutz wie für den Fahrlehrer", sagt Lehnst. Trotz Öffnung will er nun den Videounterricht fortführen - am liebsten auch über Corona hinaus. Und auch Axel Steeg will in Zukunft eine Mischung anbieten: an einem Tag Präsenzunterricht in kleiner Gruppe, am anderen Videounterricht.
Trotzdem wird sich Corona noch weiterhin auf die Fahrausbildung auswirken. Lehnst geht davon aus, dass die Preise steigen werden. Außerdem werde durch den Rückstau die Ausbildungsdauer wahrscheinlich länger. Trotzdem sind die Fahrschulen guten Mutes: "Ich starte mit einem guten Gefühl, wenn sich alle an die Regeln halten", sagt Axel Steeg. Angst vor einer Ansteckung habe er keine.
Von Marina Speer