Neustart mit Goldnummern und Rekordansage

Die afrikanischen Läufer werden wohl - wie bei der Ausgabe 2019 - den Frankfurt-Marathon am Sonntag dominieren. Archivfoto: dpa

Nach zwei Jahren Pause gibt es wieder einen Frankfurt-Marathon. An der Spitze der Meldeliste mit 11.500 Einzelstartern stehen viele Afrikaner und ein selbstbewusster Deutscher.

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FRANKFURT. Es gibt eine Sonderkategorie an Läufern und Läuferinnen, die an goldenen Startnummern zu erkennen sind. Das sind nicht etwa die Topfavoriten, sondern die Retter des Frankfurt-Marathons. So bezeichnet zumindest Renndirektor Jo Schindler all jene, die ihr komplettes Startgeld aus dem Vorjahr gespendet haben. Ob ohne deren Selbstlosigkeit der älteste deutsche City-Triathlon tatsächlich nicht mehr seine 39. Auflage erlebt hätte, ist Spekulation. Fakt ist, dass sich die Macher in Frankfurt etwas schwerer getan haben mit der Rückkehr in den Laufkalender als andere Marathon-Städte.

Das Rennen wurde 2021 nach langem Überlegen doch noch abgesagt, so dass Corona letztlich eine Zwei-Jahres-Lücke in die Austragungsliste gerissen hatte. "Die drei Jahre waren unser härtestes Rennen", sagt Schindler mit der Erleichterung, dass die Durststrecke am Sonntag (Start 10 Uhr/live im HR) endet, aber auch mit hörbaren Sorgen wegen der Folgen der Krise: "Viele bewährte Dienstleister haben die Zeit leider nicht überlebt, so dass wir das Rad zum Teil nochmal neu erfinden mussten. Aber wir wären schlechte Langstreckenläufer, wenn wir diese lange Etappe nicht gemeistert hätten."

Bei aller Treue vieler Läufer bekamen aber auch Schindler und sein Team zu spüren, dass Corona wohl noch viele von einer Massenbewegung abhält. Mit 11.531 liegt die Zahl der gemeldeten Marathonis knapp 3000 unter dem Wert von 2019. Noch stärker ist der Rückgang bei den Staffeln (4464 statt 6920). Mit insgesamt knapp 20.000 Meldungen (inklusive Nachwuchsrennen) kommt Frankfurt aber noch besser weg als andere Städte, auch wenn die Zahl schon an der Wirtschaftlichkeit des Klassikers nagt. "Aber ich bin mir sicher, dass wir in zwei, drei Jahren die alte Größe erreichen", gibt sich Jo Schindler optimistisch.

An der Spitze der langen Meldeliste stehen wieder viele afrikanische Läufer. "Aber vielleicht können wir ja den ein oder anderen ärgern", gibt sich Hendrik Pfeiffer als deutsche Spitzenkraft im Feld selbstbewusst. "Wir sind mutiger geworden", schiebt der 29 Jahre alte Düsseldorfer im Namen der deutschen Marathonläufer nach, die ihre gute Entwicklung ja bei den European Championships demonstriert hatten. Er selbst gehörte zum deutschen Team, das Mannschafts-Silber holte, belegte aber nur Rang 24. Mit Europameister Richard Ringer waren sich die Veranstalter in Frankfurt schon einig. "Er kam aber nicht schadlos aus der EM in München, so dass sein Trainer entschieden hat, dass ein Start hier für seinen weiteren Weg Richtung Olympia 2024 nicht gut wären", bedauert Schindler, der Ähnliches von Lokalmatadorin Katharina Steinruck berichtet, die 2019 als Zehnte zur Olympianorm lief, diesmal aber nur in einer Staffel mitjoggen kann.

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So ist Pfeiffer der einzige deutsche EM-Läufer in Frankfurt. Eigentlich hatte er einen Start beim New York Marathon geplant. Weil man ihn dort aber nicht ins Elitefeld aufnehmen wollte, entschied er sich kurzfristig für Mainhattan statt Manhattan. Mit seiner Bestzeit von 2:10:18 Stunden ist er aber ein gutes Stück von den gemeldeten Favoriten entfernt. Der Äthiopier Gebru Nguse Redahgne ist mit 2:05:28 Stunden als Spitzenwert der bislang schnellste und mit 22 auch jüngste der afrikanischen Topläufer. Gefolgt vom Kenianer Martin Kosgey, der in Frankfurt schon zweimal Zweiter und zweimal Vierter wurde. Bei den Frauen führt Sally Kaptich (2:21:06) die Meldeliste an. Die Kenianerin überraschte am Freitag selbst die Rennplaner mit der Ansage, den 2019 von ihrer Landsfrau Valary Aiyabei aufgestellten Streckenrekord (2:19:19) brechen zu wollen.

Jo Schindler hörte es gerne, ordnete es aber als zweitrangig ein: "Für mich ist nach so einer langen Wartezeit das Wichtigste, dass am Sonntag alle glücklich und zufrieden in die Festhalle laufen".