Erfolgreiches Mainzer Sportjahr 2022 mit Königen von Europa

Niklas Kaul und Julian Weber machen mit ihren Goldmedaillen den USC Mainz zum erfolgreichsten Verein der Leichtathletik-EM.

Die Leichtathleten Niklas Kaul und Julian Weber krönen mit EM-Titeln in Zehnkampf und Speerwurf das insgesamt erfolgreiche Mainzer Sportjahr 2022. Ein Rückblick.

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Mainz. Diese Ovationen bleiben für die Ewigkeit. Als Zehnkämpfer Niklas Kaul auf der letzten Runde des 1500-Meter-Laufes dem restlichen Feld immer weiter enteilte, schrien und klatschten die längst aufgesprungenen Zuschauer im Münchner Olympiastadion vor Begeisterung immer lauter. Als Julian Weber seinen Speer in Richtung Münchner Abendhimmel schickte und sich abzeichnete, dass dies der Goldwurf werden würde, machte sich erneut Ekstase auf der Tribüne breit. Die Leichtathletik-Europameisterschaft in München bot den Sportlern eine perfekte Basis, die Kaul und Weber ideal nutzten. Die Leichtathleten des USC Mainz gewannen jeweils den Titel und machten ihren Verein so zum erfolgreichsten deutschen Club der EM. Zugleich krönten sie mit ihren Triumphen das Mainzer Sportjahr 2022, das deutlich erfolgreicher verlief, als es an Neujahr zu erwarten gewesen war.

Denn Anfang Januar schränkte die Corona-Pandemie den Sport noch immer ein. Zuschauer waren nur bei regionalen Veranstaltungen und dies auch nur in beschränkter Anzahl zugelassen, Sporttreiben im Verein durfte nur, wer genesen oder geimpft war. Einzelne Verbände hatten die Saison unterbrochen. Doch schon bald lockerte die Politik die Corona-Maßnahmen – rechtzeitig für den ersten Sport-Höhepunkt des Jahres. Die Ringer des ASV Mainz 88 durften bei ihrem ersten Finalkampf um die Deutsche Meisterschaft gegen den SV Wacker Burghausen 1400 Zuschauer „Am Großen Sand“ begrüßen. Die 88er wehrten sich tapfer gegen den klaren Favoriten, erkämpften zu Hause ein 12:12, mussten sich dann aber im Rückkampf 11:18 geschlagen geben. Der ASV-Vorsitzende Baris Baglan sagte trotz der Niederlage: „Es war eine geile Saison, keine Frage.“

Eine Mannschaft schreibt Vereinsgeschichte

Und es war der Startschuss zu vielen weiteren Mainzer Erfolgen in den darauffolgenden Monaten. Vereinsgeschichte schrieben die Tischtennis-Spieler des FSV Mainz 05, die als Zweitliga-Meister in die Bundesliga aufstiegen – zum ersten Mal. Dort messen sie sich nun mit den besten nationalen Spielern sowie einigen internationalen Größen und bewegen sich in der ersten Halbserie durchaus auf Augenhöhe mit den Gegnern.

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Ihr langjähriges Ziel erreicht haben auch die Handballerinnen der SG Bretzenheim mit dem Aufstieg in die Zweite Bundesliga, in der sie sich nun mit dem FSV Mainz 05 messen. Womit ein weiteres Derby auf hoher Ebene in den Jahres-Kalender hinzukommt. Diese direkten Aufeinandertreffen zählen zu den Höhepunkten des Jahres. Nicht nur bei den Handballerinnen, sondern auch in der Ringer-Bundesliga zwischen den 88ern und dem SV Alemannia Nackenheim, in der Fußball-Oberliga zwischen dem SV Gonsenheim und dem TSV Schott Mainz oder in der Handball-Oberliga zwischen den Sportfreunden Budenheim und dem TV Nieder-Olm.

Doch es gab 2022 auch Enttäuschungen zu verkraften. Die Volleyballer der TGM Gonsenheim haben sich nach langer, nur kurz unterbrochener Zugehörigkeit, aus der Zweiten Bundesliga verabschiedet und bangen jetzt in der Dritten Liga erneut um den Klassenerhalt. Die Fußballer des TSV Schott Mainz mussten sich aus der Regionalliga verabschieden, trösteten sich aber mit dem Verbandspokal-Sieg und haben sich die Perspektive zum Wiederaufstieg erarbeitet. Dazu richten die Schott-Fußballerinnen aus gutem Grund den Blick nach oben: Sie kooperieren seit Sommer mit dem FSV Mainz 05, unter dessen Namen sie ab der nächsten Saison auch spielen. Mittelfristiges Ziel ist der Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Es ist ein spannendes Projekt im Mainzer Sport.

Wie auch der geplante Bau der Großsporthalle, die nach jahrelangen Überlegungen nun tatsächlich in Mombach Realität werden soll – auch dank der hohen Steuereinnahmen der Stadt durch den Corona-Impfstoffhersteller Biontech. Den Vereinen soll so in Zukunft die Möglichkeit geboten werden, mehr Trainingszeiten zu erhalten, vor allem aber auch Großveranstaltungen durchzuführen. Im kleinen hatten dies in diesem Jahr schon die Radsportler getestet, die zum ersten Mal die Hallenrad-DM nach Mainz geholt hatten und so dem Kunstrad-Vierer des RV Ebersheim den Weg bereiteten, vor heimischem Publikum den Titel zu holen. Als Weltmeisterinnen krönte das RVE-Quartett später sein Jahr und knüpfte so an die vielen rheinhessischen Kunstrad-Erfolge der Vergangenheit an.

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Viele Clubs blicken mit Sorgen voraus

Alles gut also im Sport zum Ende des Jahres 2022? Nein, denn viele Vereinsvertreter feiern auch diesmal ein sorgenvolles Silvesterfest. Dies gilt vor allem für die Clubs, die eigene Hallen und Sportstätten betreiben. Denn die enorm gestiegenen Energiepreise bringen sie erneut in arge Finanznöte, nachdem sie gerade erst die Belastungen durch die Corona-Pandemie abfedern mussten. Sportbünde und Stadt Mainz haben zwar angekündigt, die Vereine zu unterstützen. Die Aufgaben im Sport werden aber nicht kleiner. Umso schöner ist es, wenn die Vereine für ihre Arbeit mit Erfolgen belohnt werden. So wie dies im zu Ende gehenden Jahr reichlich der Fall war.