Das Duell zwischen dem ASV Mainz 88 und Alemannia Nackenheim sorgte schon häufiger für heiße Emotionen. Auch das Derby am Samstag verspricht Highlights. Ein Rückblick.
MAINZ. Jeder, der schon einmal die Halle für ein Ringer-Derby betreten hat, kennt diese Atmosphäre: Volle Ränge, nicht selten über 100 Zuschauer, eine spezielle Spannung, geladene Luft, die sich bereits das ein oder andere Mal sehr hitzig entladen hat. Das Duell zwischen den rheinhessischen Bundesliga-Rivalen ASV Mainz 88 und Alemannia Nackenheim gibt es seit mittlerweile fünf Jahren. Kein Jahr seit 2017 verging, in dem es nicht auf und manchmal auch neben der Matte heiß her ging zwischen den Kontrahenten. Das Derby sei nicht das Salz, sondern „der Ingwer in der Suppe“, umschreibt ASV-Vorsitzender Baris Baglan die Kämpfe mit Nackenheim. Gesunde Rivalität, gepaart mit einer Extra-Portion Schärfe. „Das ist schon immer etwas Besonderes“, sagt auch Alemannia-Interimsvorsitzender Michael Ruthard, „die Stimmung ist immer gut, die Halle voll.“ Nicht immer war Spannung, aber meistens Feuer drin – ein Rückblick.
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Die ersten Duelle 2017: Eine glasklare Sache. Bei der Premiere siegte Mainz daheim 24:3, Nackenheim entschied nur zwei Einzelkämpfe für sich. Etwas enger verlief der Rückkampf in Laubenheim, beim 25:11 der Mainzer behielten immerhin drei Alemannen die Oberhand. Vor allem in einem Duell ging es heiß her: 88er Wladimir Remel und Alemanne Robin Ferdinand schlugen sich buchstäblich die Köpfe ein: Nach einem Zusammenprall kämpften beide mit Platzwunde und Turban weiter. „Es war der perfekte Derbykampf“, erinnert sich Ferdinand, „mit vielen Aktionen und ein bisschen Blut.“ Remel siegte knapp.
Eine Reihe Überläufer: Aufseiten der Nackenheimer waren damals schon dabei: Kubilay Cakici, Bekir Demir, Arkadiusz Kulynycz, Tamerlan Paschajew und Robin Ferdinand. Bei Mainz sind lediglich Wladimir Remel und Tadeusz Michalik von den alten Recken übrig geblieben. Obwohl: Die heutigen Alemannen Eldeniz Azizli und Burak Demir waren auch schon dabei, allerdings damals noch im 88er-Trikot – die ersten von mehreren Überläufern von Mainz nach Nackenheim in den Folgejahren. In die andere Richtung ging es auch schon: 2021 wechselte Ahmed Dudarov vom SVA zu den 88ern.
Hexenkessel 2018: Besonders heiß her ging es im Hinkampf. Nach dem letzten Duell – die 88er siegten, 19:11, zum dritten Mal – kam es zu Wortgefechten auf der Matte, nach denen sich beide Seiten „Unsportlichkeiten“ bezichtigten. Unschöne Szenen, aber relativ schnell deeskaliert – und: im Rückblick einmalig.
Krimi 2019: Das bislang spannendste Duell folgte in der Folge-Saison. Beim 17:13 für die Mainzer fiel die Entscheidung erst im allerletzten Duell – hier deutlich nach technischer Überlegenheit von Levan Kelekhsashvili gegen Hakan Cakici.
Corona-Streit 2020: Zum Derby 2020 kam es nicht. Auf Mainzer Seite gab es einen Coronafall und mehrere Leute in Quarantäne. Die 88er wollten trotzdem antreten, die Alemannen nicht. Ihr Grund: die Ansteckungsgefahr. Sie weigerten sich, nahmen ein 0:40 in Kauf. Letztlich entschied der Verband und gab den Mainzern recht. Kurz darauf wurde die Saison dann ohnehin abgebrochen.
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Einziger Nackenheimer Sieg 2021: Genugtuung bekamen die Alemannen in der Hinrunde 2021. Der zu Saisonbeginn kriselnde spätere Vize-Meister aus Mainz hatte Personalprobleme. Gegen die in Bestbesetzung antretenden Nackenheimer hatten sie keine Chance, der SVA triumphierte 24:5 – wobei der Sieg etwas in den Hintergrund geriet, da sich der Mainzer Arsen Gevorkian schwer am Ellbogen verletzte, minutenlang von Sanitätern behandelt wurde und ins Krankenhaus kam. Von bislang acht Duellen konnten die 88er sieben für sich entscheiden, verbuchen für sich weiterhin den Status „Nummer eins in Rheinland-Pfalz“.
Neuntes Duell, nächster Krimi? Die 88er sind ungeschlagen Tabellenführer, die Nackenheimer Dritter: ein Spitzenkampf. Die Mainzer sind klarer Favorit: Ihr Kader hat keine Löcher, stellen sie voll, bräuchten die Alemannen bei eigener voller Kapelle zusätzlich Matchglück. Auf die Favoritenrolle will sich 88er-Coach David Bichinashvili aber nicht einlassen: „Es ist ein Kampf wie jeder andere: Er beginnt bei Null.“ Im letzten Duell mit Topteam Köllerbach schenkten die Nackenheimer bereits im Vorfeld ab, verzichteten aus ökonomischen Gründen auf eine Reihe Topathleten. Dass sie dies im Prestigeduell mit Mainz wieder tun, würde verwundern. „Wir werden eine gute Mannschaft stellen“, sagt SVA-Vorsitzender Ruthard.
Mögliche Highlights: Richtige Schmankerl könnten die Fans unter anderem im 71-Kilo- und Schwergewichts-Greco-Limit geboten bekommen: Bieten ihre Trainer sie auf, wären die Kämpfe zwischen Kristupas Sleiva (88er) und Aleksandar Makismovic (SVA) sowie zwischen Konsta Mänpää (88er) und Osman Yildirim (SVA) attraktive Weltklasse-Duelle.
Von Nils Salecker