Eigentlich ist der 1. FC Kaiserslautern gegen Heidenheim längst geschlagen. Doch dann setzen die Gäste einen Elfmeter an den Pfosten und eine verrückte Nachspielzeit beginnt.
Kaiserslautern. Sie haben gekämpft, sind gerannt, haben viel probiert. Doch im Spitzenspiel der Zweiten Fußball-Bundesliga gelang dem 1. FC Kaiserslautern gegen den 1. FC Heidenheim offensiv lange Zeit viel zu wenig. Nach umkämpften 90 Minuten stand ein 0:2 auf der Anzeigetafel - und die Gäste bekamen auch noch einen Elfmeter zugesprochen. Tim Kleindienst, der zuvor in der 53. Minute noch die Führung besorgt hatte, verschoss und hielt den FCK am Leben. Und die Pfälzer schlugen zurück.
Nicolas de Préville in der 93. und Philipp Hercher in der 95. Minuten besorgten ein 2:2-Unentschieden, das den Betzenberg zu beben brachte. Gegen die offensivstarken Gäste aus Heidenheim stellte FCK-Trainer Dirk Schuster sein System einmal mehr um, ließ sein Team aus einer Dreier-/Fünferkette heraus agieren. Hendrick Zuck und Philipp Klement rückten etwas überraschend auf die Bank, während Daniel Hanslik und Erik Durm von Beginn mitmachen durften. Der Auftakt ins Spiel war dann tatsächlich auch sehenswert. Direkt nach Anpriff kamen die Gäste gefährlich vor das Tor, Top-Torjäger Tim Kleindienst verpasste aber.
Konzentrierte Defensive, wenig Torchancen in Halbzeit eins
Auch die anschließende Ecke blieb ohne Folge. Im Gegensatz meldete sich dann der FCK an. Aaron Opoku scheiterte aber gleich zweimal (3./5.). Wer nun eine gleichermaßen ereignisreiche erste Halbzeit erwartete, wurde aber eher enttäuscht. Beide Mannschaft standen in der Folge defensiv sehr sortiert, ließen praktisch gar nichts zu. Einzig Durm, der aus spitzem Winkel nochmals zum Abschluss kam, sorgte annähernd für Torgefahr (23.).
In Sachen Intensität und Kampf boten die beiden Mannschaft aber allemal ein Spitzenspiel. Nach Wiederanpfiff nahm dann aber auch die Zielstrebigkeit zu. Zunächst waren es die Gastgeber, die mehr Druck ausübten. Wieder hatte Opoku die erste Gelegenheit, konnte den Ball aus spitzem Winkel aber nicht scharf genug bekommen (47.). Wenig später spielten sich der auffällige Opoku und Durm auf der linken Seite nach vorne, fanden in der Mitte aber keinen Abnehmer. Doch dann zeigte Tim Kleindienst eben, warum er aktuell der beste Stürmer der Liga ist.
Florian Pick marschierte mit dem Ball durch die FCK-Hälfte, verstolperte dann eigentlich aber Kliendiest war da, fackelte nicht lange und traf aus rund 18 Metern - 1:0 für die Gäste (53.). Die erste echte Torchance reichte den Gästen also, um in Führung zu gehen. Kaiserslautern war nun gefordert, ließ aber weiter offensiv die Durchschlagskraft vermissen. Bestes Beispiel dafür Terrence Boyd, dem an diesem Abend einfach zu wenig gelang.
Der eingewechselte Philipp Hercher meldete den FCK dann mit einem Schuss ans Außennetz wieder im Spiel an (72.). Die Gäste konnten aber mit der Führung im Rücker weiter die Räume eng machen und nun auf Kontergelegenheiten lauern, was es dem FCK nicht unbedingt einfacher machte, selbst zu Torchancen zu kommen. Und dann kam eben entscheidend hinzu, dass Heidenheim selbst unfassbar effizient spielte. Als die FCK-Abwehr den Gästen einmal den Raum bot, um sich in Position zu bringen, war es schließlich ausgerechnet der Ex-Lautrer Florian Pick, der aus der Distanz über Torwart Andreas Luthe hinweg zum 2:0 vollendete (75.). Damit war die Vorentscheidung gefallen und auch der Großteil 41.543 Zuschauer verstummte. Schuster versuchte es nochmal mit frischen Kräften, wechselte dreifach aus. Und tatsächlich gab es zunächst ein leichtes Aufbäumen. Der Versuch des eingewechselten Hendrick Zuck landete aber in den Armen des Torwarts (80.). Nach einer Flanke von Opoku verpasste der ebenfalls eingewechselte Lex-Tyger Lobinger am langen Pfosten knapp (81.). Viel mehr kam dann aber auch von den frischen Kräften zunächst nicht.
Kleindienst schießt Elfmeter an den Pfosten
Stattdessen kamen die Gäste dem dritten Treffer nochmal sehr nahe. Kleindienst traf vom Elfmeterpunkt allerdings nur den Pfosten und es blieb beim 0:2 (90.). Zumindest kurz, denn auf einmal meldete sich der FCK zurück. Opoku bediente den eingewechselten Nicolas de Préville, der aus der Distanz abzog und tatsächlich zum Anschluss traf (90.+3).
Plötzlich wachte auch das Stadion wieder auf. Wartete hier etwa ein wahrer Betzenberg-Moment? Und es sollte so kommen. Philipp Hercher war zur Stelle, besorgte das 2:2 und verwandelte das Fritz-Walter-Stadion in ein Tollhaus (90.+5). Danach war dann Schluss. Mit diesem späten Comeback zeigte der FCK nicht nur einmal mehr seine Nehmerqualitäten, sondern machte endlich auch die ersehnte 40-Punkte-Marke voll.