Diese Niederlage tut doppelt weh: Der 1. FC Kaiserslautern verliert 0:2 in Karlsruhe, obwohl man dem Sieg lange Zeit selbst sehr nahe war.
Karlsruhe. Eigentlich hatte der 1. FC Kaiserslautern am Sonntag vieles richtig gemacht. Für das Derby beim Karlsruher SC wählten die Roten Teufel eine offensive Ausrichtung, warfen alles rein, hatte beste Torchancen. Einzig im Abschluss haperte es beim FCK - und das rächt sich im Fußball bekanntlich schnell. So fuhren die Pfälzer nach einer unglücklichen 0:2 (0:0)-Niederlage mit leeren Händen zurück aus Baden. Budu Zivzivadze wurde für den KSC zum Derbyhelden (71.), erhöhte in der Nachspielzeit dann noch für die Badener, während sich die 3000 mitgereisten FCK-Fans mit der ersten Derby-Niederlage seit 2015 anfreunden mussten.
Das Südwest-Derby begann aus FCK-Sicht tatsächlich mit einer kleinen Überraschung. Trainer Dirk Schuster veränderte sein Team auf mehreren Positionen. Erik Durm, Lex-Tyger Lobinger, Daniel Hanslik und Lars Bünning rückten überraschend in die Startelf, die ungewohnterweise mit zwei Sturmspitzen versehen war, Spielmacher Philipp Klement rückte in eine defensivere Rolle, während Hanslik hinter den Spitzen spielte und die Abwehr in einer Dreierkette agierte. Es wirkte fast so, als wolle Schuster im Hinblick auf die nächste Saison ein wenig experimentieren und seinen Reservisten eine Chance geben. Und das fruchtete schnell. Mit Durm hatte einer dieser Spieler schon nach wenigen Sekunden die erste Torchance, setzte den Ball aber knapp neben den Pfosten (1.). Der frühe Schwung ging dann aber schon in der Anfangsphase ein wenig verloren. Die Teams tasteten sich ab, versuchten beim Gegner Lücken zu finden. Terrence Boyd war es dann, der den nächsten gefährlichen Abschluss für den FCK verbuchen konnte (16.).
Fans peitschten Teams nach vorne
Ansonsten fand Spektakel in den ersten halben Stunde nur auf den Rängen statt. Beide Fanlager schenkten sich nichts, peitschten ihre Mannschaften nach vorne. Wirkung zeigte das weiterhin, aber wenn, dann beim FCK. Philipp Klement hatte mit einem Freistoß aus zentraler Position die nächste gute Chance - KSC-Torwart Marius Gersbeck lenkte den Ball aber über die Latte (27.). Die anschließende Ecke landete bei Julian Niehues, der das aber ebenfalls knapp verfehlte. Die offensive Ausrichtung des FCK zeigte also durchaus Früchte, während der KSC dennoch Mühe hatte, selbst Wege durch die Defensive der Roten Teufel zu finden. Kurz vor der Pause fanden sie dann die Lücke. Kyoung-Rok Choi war eingelaufen, scheiterte aus kurzer Distanz aber an Andreas Luthe (39.) - der Angreifer stand aber ohnehin im Abseits. Wenige Momente später waren die Gastgeber dann wieder gefährlich im Strafraum, Mikkel Kaufmann rauschte in den Ball, verfehlte aber das Tor. Auf der Gegenseite wurde dann Boyd kurz vorm Fünfmeterraum angespielt, brachte den Ball zwar an Gersbeck vorbei, aber der KSC war noch vor der Linie klärend zur Stelle (42.).
Zum Wiederanpfiff gingen Dirk Schusters Experimente munter weiter. Für den verwarnten Nicolai Rapp brachte der Trainer mit Aaron Opoku einen weiteren Angreifer. Der Tempodribbler übernahm die Rolle hinter den Spitzen, während Hanslik neben Klement auf die Doppel-Sechs rückte und Niehues in die Dreierkette ging. Somit waren nun gleich fünf gelernte Offensivspieler im Zentrum und der Spitze unterwegs. Eine mutige Ausrichtung, die sich aber zum Start wieder auszahlte. Der FCK kam mit Druck, Boyd hatte per Kopf die nächste gute Chance, zielte aber knapp drüber (49.). Noch näher war dann der eingewechselte Opoku dran, der völlig frei aus fünf Metern an den Ball kam, dann aber zögerte und letztlich verzog - die Riesenchance zur Führung (51.). Die Gäste blieben am Drücker. Eine gelupfte Flanke von Klement sorgte für die nächste Gefahr, wieder klärte der KSC zur Ecke (56.). Wenig zog dann Lobinger im Sechzehner - knapp über das Kreuzeck (59.). Danach fand der eingewechselte Redondo den eingelaufenen Opoku, der aber erneut verpasste (62.). Die Roten Teufel zeigten eine engagierte, mutige Leistung, belohnten sich aber in dieser Phase nicht für den Aufwand und das inzwischen klare Chancenplus. Und der KSC? Der wirkte im zweiten Durchgang bis dahin passiv, reagierte mehr als das er selbst nach Lösungen suchte.
Noch stand es aber torlos im Wildpark. 30 Minuten blieben beiden Teams noch, um den Derbysieg einzutüten. Tatsächlich wurden die Gastgeber nun doch wieder ein wenig aktiver. Und in der 70. Minute jubelte der Wildpark dann - mit einer längeren Unterbrechung. Nach einer etwas undurchsichtigen Situation kam der eingewechselte Budu Zivzivadze aus kurzer Distanz zum Abschluss und erzielte das 1:0 für den KSC (71.).
2:0 noch in der Nachspielzeit
Schiedsrichter Florian Heft unterbrach den Jubel aber schnell, entschied zunächst auf Abseits. Es meldete sich der Kölner Keller und nach kurzer Wartezeit zählte der Treffer doch. Wieder Jubel bei den KSC-Fans, die Gastgeber stellten den Spielverlauf auf den Kopf und gingen in Führung.
Noch war aber genügend Zeit für die Gäste, ihren bis dahin guten Auftritt doch noch zu belohnen. Schuster brachte mit Nicolas de Préville (für Lobinger) nochmal einen frischen Angreifer, die mitgereisten Anhänger peitschten ihr Teams nochmals nach vorne. Doch der KSC war nun spürbar wacher. Lucas Cueto prüfte Luthe nach einem schnellen Gegenstoß (78.). Der FCK machte aber weiter Druck, nun fehlte aber zu oft die Genauigkeit. Und so rieselten die Schlussminuten dahin und auch die fünf Minuten Nachspielzeit vergingen diesmal, ohne das typische FCK-Comeback.
Stattdessen bekamen die KSC-Fans noch einen Nachtisch serviert. Nach einem unnötigen Ballverlust der Gastgeber durfte Paul Nebel frei auf das Tor zueilen und überlupte Luthe zum 2:0 in der letzten Minute der Nachspielzeit. Den Roten Teufeln bleibt nun nur noch das abschließende Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf am kommenden Sonntag, um noch mit einem guten Gefühl aus der Saison zu gehen.