Am Mittwoch soll entschieden werden, ob die Zweite Liga fortgesetzt wird. Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch übt sich weiter in Geduld.
. Die Entscheidung über die Fortsetzung der beiden Fußball-Profiligen ist vertagt, soll aber am kommenden Mittwoch bei der nächsten Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer fallen. Für Rüdiger Fritsch, Präsident des Zweitligisten SV Darmstadt 98 und Mitglied des Präsidiums der Deutschen Fußball-Liga (DFL), kam das nicht überraschend. "Wir haben Verständnis, dass der Profifußball am Donnerstag noch nicht auf der Tagesordnung stand. Das ist völlig okay. Es war für uns daher keine Überraschung, dass der Sport noch nicht dran kam. Wir starten dann, wenn wir dürfen. Wir stellen keine Forderungen und wollen keine Sonderrolle für den Fußball."
"Wir fangen dann an, wenn wir dürfen"
Seit drei Wochen wird am Böllenfalltor in Kleingruppen wieder trainiert, noch ist kein normales Mannschaftstraining möglich. Sollte es am kommenden Mittwoch grünes Licht für die seit Mitte März unterbrochene Zweitligasaison geben, wäre eine Fortsetzung wohl frühestens Ende Mai möglich. "Wir können nicht mehr als uns bereit halten. Und das tun wir. Wir fangen dann an, wenn wir dürfen", sagt Fritsch.
Bis zum kommenden Mittwoch sollen der Chef des Bundeskanzleramts, Helge Braun, und die Chefinnen und Chefs der Staats- und Senatskanzleien auf der Grundlage der Empfehlungen der fünf jeweiligen Fachministerkonferenzen Beschlussvorschläge zur schrittweisen Wiederaufnahme des Sportbetriebes erarbeiten. Dabei müsse der Profifußball nach Ansicht von Braun ein wenig anders bewertet werden als der Breitensport, da es ja auch um Tausende von Arbeitsplätzen ginge. "Da müssen wir eine kluge Entscheidung treffen", sagte der CDU-Politiker am Donnerstag. Zudem, so argumentiert Fritsch, habe der Profifußball als geschlossenes System die Möglichkeit, etwaige Gesundheitsgefährdungen bestmöglich zu kontrollieren. Dies sei im Breitensport als offenes System so eben nicht möglich.
Angestrebtes Saisonende könnte zum Problem werden
Da eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs erst Ende Mai möglich sein dürfte, ist das angestrebte Saisonende bis Ende Juni (dann enden einige Spieler- und die Trainerverträge) kaum machbar. Doch dies sieht Fritsch als unproblematisch an. "Wir haben jetzt so viele Probleme gemeistert, dann werden wir auch die arbeitsrechtlichen Dinge lösen. Verträge haben zwar einen Fixtermin, aber man kann sich auch auf den Standpunkt stellen, dass das Saisonende zählt. Das ist schließlich im Interesse beider Parteien, also der Vereine und der Spieler. Außerdem könnte man ja auch mit englischen Wochen agieren. Das kann zwar anstrengend werden, aber es darf sich doch jetzt keiner aufregen über so etwas. Es geht schließlich um die Existenz."
Angelaufen sind mittlerweile auch beim SV 98 die Corona-Tests. Die Tests gehören zum Sicherheits- und Hygienekonzept, das die DFL für die erhoffte Fortsetzung des Spielbetriebs erstellt hat. Vor einer Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings sollen zwei Tests erfolgen, damit eine Ansteckung im Training verhindert werden soll.
Stadionprojekt läuft weiter
Da nun auch die letzte Rate der Fernsehgelder geflossen ist, gibt es auch finanziell Entwarnung. Wobei der SV 98 nicht zu den Clubs zählte, denen die Insolvenz drohte. "Wir haben die letzten Jahre gut gewirtschaftet und Rücklagen gebildet. Uns hilft jetzt, dass wir kaufmännisch sauber aufgestellt sind. Wir haben einen seriösen Mittelweg gewählt und haben eben nicht in Beine investiert, wie viele das oft gefordert haben. Wir werden diese Krise leichter überstehen als viele andere Vereine", sagt Fritsch.
Auch das Stadionprojekt läuft weiter. Fritsch: "Die Gegengerade wird im Spätsommer fertig. Es gab zwar Verzögerungen durch Corona, weil die Bauarbeiter teilweise nicht so zur Verfügung standen wie geplant. Aber das war marginal." Da nun auch die letzte Rate der Fernsehgelder (rund vier Millionen Euro) geflossen ist, steht auch dem Neubau der Haupttribüne nichts mehr im Weg, wenn auch mit entsprechender Verzögerung. "Unser Ziel ist es weiter, die Haupttribüne zu bauen", sagt Fritsch. Da wohl zumindest bis Jahresende nur Geisterspiele ausgetragen werden können, würde das zumindest logistisch Erleichterungen bringen.
Von Jens-Jörg Wannemacher