Was für eine Geschichte: Kaiserslauterns Stürmer war am Freitag noch positiv, kann sich dann freitesten und wird doch noch zum Helden gegen Verfolger Osnabrück.
OSNABRÜCK. Der 1. FC Kaiserslautern hat im Aufstiegsrennen die richtige Antwort gefunden, hatte beim 1:0 (0:0)-Sieg im Spitzenspiel bei Verfolger VfL Osnabrück am Samstag aber auch reichlich Glück. In einem intensiven Spiel nutzte der FCK seine einzige richtige Torchance zum späten Siegtreffer durch Terrence Boyd (77.). Die Gastgeber waren insgesamt gefährlicher, scheiterten zweimal an der Latte und einige Male am starken FCK-Torwart Matheo Raab. Ein Arbeitssieg also für den FCK, der sich damit aber wieder Luft im Aufstiegsrennen verschafft und seinen zweiten Platz verteidigen kann.
FCK-Trainer Marco Antwerpen überraschte mit vier Wechseln in seiner Startformation. Neben dem gesperrten Mike Wunderlich rotierten auch Dominik Schad, Muhammed Kiprit und überraschend Felix Götze aus der Elf. Philipp Hercher, Hikmet Ciftci, Kenny Prince Redondo und René Klingenburg rückten ins Team. Der FCK wollte in Osnabrück also kompakter agieren, gieriger spielen. Tatsächlich erwischten die Gäste auch den besseren Start, waren gut in den Zweikämpfen und zielstrebig nach vorne. Einzig wirklich gefährliche Abschlussaktionen fehlten. Die beste Szene der Gäste in der Anfangsphase verpuffte, nachdem Hercher auf rechts durchstartete, Klingenburg dessen Hereingabe aber nicht verwerten konnte (13.).
Osnabrück stellte sich in der Folge besser auf das leicht veränderte System und die intensive Spielweise der Gäste ein, wurde selbst zwingender. Schnell rückte so auch FCK-Schlussmann Matheo Raab in den Mittelpunkt. Nach einer scharen Flanke von Aaron Opoku reagierte der Keeper bockstark, der Nachschuss von Ba-Muaka Simakala ging dann deutlich über die Latte (25.). Es war der Höhepunkt einer intensiven ersten Halbzeit, die auch immer wieder von Nickligkeiten geprägt war, alles in allem aber fair blieb. Nach dem Seitenwechsel blieb aber vor allem Osnabrück am Drücker, kam immer wieder zu Abschlüssen, fand aber stets in Raab seinen Meister. Unschön wurde es dann nach einer knappen Stunde. Klingenburg ging nach einem eigentlich harmlosen Luft-Zweikampf zu Boden, verletzte sich am Nacken oder Kopf und musste lange behandelt werden. Schließlich ging es unter Applaus des Publikums vom Platz und direkt zum MRT ins Krankenhaus. Die gute Nachricht: Klingenburg war ansprechbar. Die lange Unterbrechung und die bangen Minuten machten dem FCK aber sichtlich zu schaffen.
Boyd übernimmt und liefert - auf der Gegenseite rettet die Latte
Terrence Boyd, der erst am Spieltag nach einem Negativ-Test nachreisen durfte und doch in den Kader rückte, übernahm für Klingenburg. Zunächst war aber Osnabrück stärker. Sven Köhler scheiterte aber an der Latte (71.) und an Raab (72.). Kaiserslautern schüttelte sich und traf aus dem Nichts. Hanslik ging zur Grundlinie, flankte in den Strafraum und fand ausgerechnet Joker Boyd, der zum 1:0 vollendete (77.). Was für eine Geschichte: Boyd war am Freitag noch positiv getestet worden, saß nicht mit im Bus nach Osnabrück. Das unverhoffte Happy End folgte nun einen Tag später. Die Partie war längst nicht gelaufen, Osnabrück drückte weiter. Ein Distanzschuss von Ulrich Taffertshofer landete in den Armen von Raab (80.). Wenig später kann Sebastian Klaas im Sechzehner abziehen, trifft aber erneut nur die Latte (84.). Keine Frage: Osnabrück hätte den Ausgleich - oder gar mehr - längst verdient gehabt, hatte zudem ungewohnt viel Platz gegen die Dreierkette des FCK. Es blieben aber weiterhin ein paar Minuten Zeit, plus Aussicht auf eine längere Nachspielzeit.
Lesen Sie hier den Kommentar zum 1. FC Kaiserslautern:Schadlos
Elf (!) Minuten zeigte der Vierte Offizielle an - eine enorme Wegstrecke also noch für die Roten Teufel. Die erste Chance der Nachspielzeit hatten dann aber die Gäste. Redondo scheiterte aber aus wenigen Metern am Osnabrücker Schlussmann. Es blieb spannend - und Antwerpen brachte nochmal zwei frische Kräfte, nahm damit auch Zeit von der Uhr. Immer wieder liefen nun die Gastgeber an, immer wieder konnten der FCK aber die Kugel hoch und weit aus der eigenen Hälfte befördern. In der letzten Minute der Nachspielzeit hatten die Gastgeber dann doch noch großen Chancen zum Ausgleich. Zweimal war jedoch noch rechtzeitig ein Pfälzer Bein dazwischen. So blieb es schließlich beim so wichtigen 1:0-Auswärtssieg des FCK. Am kommenden Samstag wartet nun das vermeintlich leichte Heimspiel gegen Schlusslicht TSV Havelse. Und die Chance, eine erneute Serie zu starten.
Von Tommy Rhein