Welche Perspektive hat 05-Profi Edimilson Fernandes?

aus Mainz 05

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Wieder mittendrin – aber auch wirklich dabei? Edimilson Fernandes (Vierter von rechts) trainiert momentan fleißig mit. Ob er allerdings eine Zukunft am Bruchweg hat, das wird 05-Coach Bo Svensson entscheiden. Foto: Lukas Görlach

Bei Mainz 05 hatte Edimilson Fernandes zuletzt keine Chance auf viele Einsätze, für andere Clubs ist er zu teuer. Dieses Schicksal teilt er mit Profis anderer Vereine.

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MAINZ. Edimilson Fernandes. Zurück beim FSV Mainz 05. Und keiner weiß so recht, wie es weitergehen soll. Mit einem Fußballer, der am Ball die Qualität hat, ein guter Bundesligaspieler zu sein. Der aber in der Arbeit gegen den Ball den aggressiven Pressingstil von Bo Svensson nicht auf der Festplatte hat. Und der für andere Clubs Stand heute zu teuer ist.

Im Sommer 2019 kam Fernandes an den Bruchweg. Die Vor-Corona-Zeit. Die Ablösesummen bewegten sich gerade auf einem Allzeit-Hoch. Relativ namenlose Talente mit Erstliga-Erfahrung und ein paar internationalen Einsätzen zum Beispiel in der U 21 ihres Landes kosteten zwischen sieben und zehn Millionen Euro. Mit der Perspektive, bei guter sportlicher Entwicklung beim späteren Weiterverkauf einen Mehrwert zu erzielen.

Die Preise purzeln und Fernandes bleibt stehen

Dann kam die Pandemie. Und die Preise am Markt purzelten für die Nicht-Stars in einem rasanten Tempo in den Keller. Im Falle Fernandes kam noch dazu: Der Schweizer Nationalspieler ist in den vergangenen drei Jahren sportlich stehen geblieben. Fünf, sechs, sieben oder gar acht Millionen Euro Ablöse sind mit ihm nicht mehr zu erzielen. Was tun? Entweder darauf hoffen, dass sich der 26-Jährige doch noch anpasst an die physisch und emotional hoch intensive Mainzer Spielweise. Oder die 05er geben Fernandes für kleines Geld ab – und sparen sich das nicht unerhebliche Jahresgehalt. Diese Sommer-Vorbereitung wird Belege liefern, wohin der Weg führen kann. Einsätze in den Testspielen stellen den Profi natürlich auch noch mal ins Schaufenster.

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2019 hatte Manager Rouven Schröder die Idee, das fußballerische Potenzial des 05-Teams zu erhöhen. Fernandes kam mit der Empfehlung von 42 Einsätzen in der Premier League (West Ham United) und einem starken Leihjahr beim AC Florenz mit der guten Saisonbilanz von 29 Spielen und zwei Toren in der Serie A plus vier Einsätzen in der Coppa Italia. Und dann stellte sich nach dem Wechsel recht zügig heraus: Der technisch begabte Mittelfeldmann, den auch persönliche Probleme plagten, ist in der Intensität gegen den Ball kein klassischer Mainz-05-Spieler. Und das wurde er später auch nicht als Leihspieler bei Arminia Bielefeld (nur sieben Einsätze).

Sein vergangenes halbes Jahr bei Young Boys Bern war mit 14 Einsätzen (12 Mal Startelf) ordentlich, aber nennenswerte Ablösesummen kann der in die Krise geschlidderte Schweizer Erstligist nicht aufbringen.

Diese negativ verlaufene Entwicklung ist kein Sonderfall. Bei Schalke 04 oder Hertha BSC stapeln sich Spieler, die nach Leihgeschäften jetzt zurückkommen und mit ihren alten Gehältern aus der Vor-Corona-Zeit so teuer sind, dass über ihre mögliche sportliche Verwendung gar nicht mehr nachgedacht werden kann – unter dem Zwang, die Kaderkosten erheblich reduzieren zu müssen. Nennenswerte Ablöseerträge bei Wechseln? Schwierig. Interessierte Clubs kennen den Markt und auch die Situation bei den abgebenden Vereinen.

Da geht es den 05ern vergleichsweise noch ganz gut. Wobei es nicht schön wäre, die einstige Investition in Fernandes komplett abschreiben zu müssen. Oder die einst im Einkauf auch nicht ganz preiswerten Moussa Niakhaté und Aaron Martin im Sommer 2023 eventuell ablösefrei ziehen zu lassen müssen. Der Transfermarkt ist kompliziert geworden. Viel Geld haben im Prinzip nur noch die Engländer. Aber auch dort wird hart verhandelt.

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Von Reinhard Rehberg