Zum Auftakt gegen Leverkusen wird die Eintracht mit André Silva nur einen nominellen Stürmer in ihren Reihen haben. Kommt deshalb ein Ex-Frankfurter zurück an den Main?
Frankfurt. Bei der Frankfurter Eintracht herrscht vor dem Start ins neue Fußballjahr am Samstag mit dem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen absolute Stürmernot. Und trotz des Verkaufs von Bas Dost an den FC Brügge auch akute Finanznot. Um den sportlichen Verlust des holländischen Angreifers (drei Tore, drei Vorlagen) wenigstens halbwegs aufzufangen, brauchen die Frankfurter einen Nachfolger. Und dies erfordert in Zeiten der Pandemie und ausbleibender Einnahmen viel Kreativität. Es ist also die Zeit der Scouting-Abteilung, die bei der Eintracht schon so manch guten Spieler hervorgezaubert, in den letzten Jahren aber auch immer mal wieder danebengegriffen hat. Verantwortlich in diesem Bereich zeichnet Ben Manga (46), der seit 2016 offiziell als „Kaderplaner“ für die Eintracht arbeitet. Manga wird ein feines Näschen für Talente und ein gutes Auge für Spieler aus ausländischen Ligen nachgesagt.
Wenn Cheftrainer Adi Hütter immer wieder betont, „dass wir bei Abgängen vorbereitet“ sind, ist davon auszugehen, dass Manga und seine Mitarbeiter nun zumindest eine kleine Liste von Kandidaten vorgelegt haben, die sportlich und wirtschaftlich passen könnten. Die letzte Entscheidung fällt dann sowieso Sportvorstand Fredi Bobic. Die ersten Namen, die gehandelt wurden als Nachfolger von Dost, Luka Jovic (23/ Real Madrid), Joshua Zirkzee (19/ FC Bayern München) und seit neuestem Cenk Tosun (29/ FC Everton), der ja einst in der Eintracht-Jugend ausgebildet wurde und nach einem Kreuzbandriss in dieser Saison kaum Einsätze in der englischen Premiere-League vorzuweisen hat, sind freilich weniger Entdeckungen der Scouting-Abteilung, sondern für jeden Fußballinteressierten auf dem „Spielermarkt“ ersichtlich. Bis zum Samstag-Spiel gegen die „Werkself“ wird es sowieso noch keinen Neuen geben, denn die Transferliste öffnet erst an diesem Tag offiziell und um alle Regularien einzuhalten bedarf es ja neben den üblichen Voraussetzungen auch zweier negativer Corona-Tests. Der neue Eintracht-Stürmer wird also wohl zum ersten Mal beim Auswärtsspiel in Mainz zur Verfügung stehen.
Mangas Scouting-Volltreffer: Haller, Ndicka und Kamada
Zu Ben Mangas Volltreffern in seiner Frankfurter Zeit gehören unter anderen Sebastién Haller, der aus Utrecht gekommen war und vor einem Jahr teuer an West Ham United verkauft werden konnte, Evan Ndicka, der 2018 vom französischen Zweitligisten AJ Auxerre geholt wurde und seitdem seinen Marktwert deutlich gesteigert hat, und der Brasilianer Tuta, den Manga in Sao Paulo bei einem Jugendturnier entdeckt hat. Auch mit Daichi Kamada, Dejan Joveljic (nach Wolfsberg verliehen), Almamy Touré und Goncalo Paciencia (nach Schalke verliehen), wurden Spieler verpflichtet, die häufig nur Insidern so richtig bekannt waren.
Doch die Frankfurter Scouting-Abteilung hat in den letzten Jahren auch viele Spieler geholt, die gewogen und für zu leicht befunden wurden. Simon Falette (Hannover), Lucas Torró (Osasuna) und Taleb Tawatha (Haifa) sind längst weitergezogen, ohne Spuren hinterlassen zu haben. Chico Geraldes (Sporting Lissabon), Andersson Ordonez (Quito/Ecuador) oder Allan Souza (Mineiro/Brasilien) waren gar sportliche Flops. Spieler aus dieser Kategorie zu holen, sollte die Eintracht in dieser besonders schwierigen Phase also tunlichst vermeiden.
Von Peppi Schmitt