Frankfurts OB Feldmann bei Eintracht „nicht mehr willkommen“

aus Eintracht Frankfurt

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Eine Szene, die für Irritationen sorgte: OB Peter Feldmann (r.) entreißt den völlig verdutzten Europacup-Siegern Oliver Glasner (l.) und Sebastian Rode die Trophäe. Foto: dpa

Nach dem peinlichen Auftritt des Oberbürgermeisters bei der Europapokalparty am Donnerstag reicht es der Eintracht. Die SPD fordert nun sogar einen Rücktritt Feldmanns.

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FRANKFURT. So etwas hat es wahrscheinlich auch noch nicht gegeben: Ein Oberbürgermeister bekommt vom größten Verein seiner Stadt quasi Hausverbot. Nachdem Frankfurts OB Peter Feldmann (SPD) sich am Donnerstag bei der großen Europapokalparty im Römer ein ziemlich dummes Eigentor schoss, in dem er Eintracht-Trainer Oliver Glasner und Sebastian Rode erst den Cup entriss und kurz drauf bei seiner Rede sämtliche Spielernamen falsch vortrug, scheint bei Eintracht Frankfurt nun das Maß voll zu sein.

Die „Bild“ berichtet, dass Vorstandssprecher Axel Hellmann den OB künftig nur noch ungern im Frankfurter Stadion empfängt. „Zwischen Eintracht Frankfurt und ihm gibt es in Zukunft keine Basis mehr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Peter Feldmann bei unseren Spielen im Stadion noch willkommen ist“, wird Hellmann zitiert. Das ist mal eine Ansage. Auf das Entreißen des Pokals angesprochen fand Hellmann ebenfalls sehr klare Worte: „Die Spieler und Trainer präsentieren den Pott den Menschen. Alles andere ist Eitelkeit oder Narzissmus.“

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Laut des Berichts soll es bereits vorher zu Verstimmungen zwischen dem Politiker und dem Club gekommen sein. So wollte Feldmann angeblich erzwingen, dass er zu offiziellen Final-Delegation der Eintracht in Sevilla gehört. Der Verein habe mit Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), Grünen-Vorsitzender Omid Nouripour und den Sportdezernenten Frankfurts, Mike Josef, aber drei andere Politiker bei der Uefa gemeldet. Feldmann reiste schließlich in einem der Fan-Flieger nach Andalusien.

Rücktrittsforderungen gegen Feldmann

Die örtliche SPD hat nach dem umstrittenen Verhalten des Frankfurter Oberbürgermeisters sogar dessen Rücktritt gefordert. Das erfordere die Würde des Amts, das Ansehen der Stadt und die Handlungsfähigkeit des Magistrats, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende Kolja Müller am Montag. Von Feldmann selbst gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.

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"Die sexistische Äußerung des Oberbürgermeisters auf dem Flug nach Sevilla ist kein Kavaliersdelikt sondern eine zu verurteilende Entgleisung", stellte Müller fest. Das Verhalten reihe sich in eine Reihe weiterer Fehlleistungen ein. Nach der Anklage gegen den OB wegen Korruptionsverdachts im Zusammenhang mit der Awo-Affäre hatte die SPD zunächst erklärt, dass er sein Amt niederlegen müsse, sollte das Hauptverfahren zugelassen werden. Ein weiteres Abwarten sei nun aber nicht zumutbar, hieß es.

Zuvor hatten sich bereits Grüne, CDU, FDP und Volt für einen Rücktritt ausgesprochen. "Sollte auch dieser Appell verhallen, werden wir gemeinsam mit den Koalitionsparteien die weiteren Schritte bis hin zu einem Abwahlverfahren erörtern", hieß es etwa bei den Grünen.

Am Wochenende war ein Video im Netz aufgetaucht, in dem Feldmann auf dem Flug zum Eintracht-Finale nach Sevilla von Flugbegleiterinnen spricht, "die mich hormonell am Anfang erst mal außer Gefecht gesetzt haben". Am vergangenen Donnerstag hatte Feldmann dann auf der Pokalfeier im Römer für Irritationen gesorgt. Dort nahm er zunächst Eintracht-Kapitän Sebastian Rode und Trainer Oliver Glasner den Pokal aus der Hand, um damit in Richtung Kaisersaal vorwegzuschreiten. Und bei seiner Rede sprach der OB, der sich selbst als Eintracht-Fan bezeichnet, dann mehrere Namen der Spieler falsch aus. Feldmann selbst bedauerte sein Auftreten bei der Party und auch für seinen Spruch im Flieger entschuldigte er sich später.

Alle Artikel zum Awo-Skandal finden Sie in unserem Awo-Dossier

Im März hatte die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage wegen eines hinreichenden Tatverdachts der Vorteilsannahme erhoben. Feldmanns Frau soll als Leiterin einer Awo-Kita "ohne sachlichen Grund" ein übertarifliches Gehalt bezogen haben, wie es hieß. Zudem habe die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Feldmann im Wahlkampf 2018 durch Einwerbung von Spenden unterstützt. Im Gegenzug habe er die Interessen der Awo Frankfurt "wohlwollend berücksichtigen" wollen.