In wenigen Tagen beginnt die Transferperiode in der Bundesliga - bei Eintracht Frankfurt ist vorerst kein Neuzugang zu erwarten. Doch für einige Spieler könnte ein Abschied in...
FRANKFURT. Die Auswirkungen der Pandemie auf den Fußball zeigen sich gerade in diesen Tagen wieder besonders deutlich. Wo sonst auf den Plätzen vorweihnachtliche Ruhe eingekehrt ist, wird im DFB-Pokal weiter gekickt. Und wo sonst an den Verhandlungstischen längst winterliche Hektik ausgebrochen ist, herrscht aktuell noch ungewöhnliche Gelassenheit. Die Transferperiode beginnt erst am Samstag, 2. Januar und dauert bis zum 1. Februar.
„Der Druck auf dem Markt ist groß, der Kuchen wird kleiner“, hat Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic in einem Gastbeitrag für den „kicker“ gesagt. Der Eintracht-Boss glaubt nicht an die ganz großen Spielerwechsel zum Jahresanfang. „Träume sind erlaubt“, sagt er, „aber die Realität wird anders aussehen.“ Zwar werde auch die Eintracht schauen, „ob ein Transfer möglich ist“, aber grundsätzlich sei der sportliche Druck in diesem Winter geringer als der wirtschaftliche. Bobic: „In dieser Saison geht es nicht um einen oder zwei Tabellenplätze besser oder schlechter – so es über dem Strich bleibt -, sondern nur darum, das Schiff in ruhigen Gewässern zu halten.“
Wenige Einsätze für Da Costa
Was nichts daran ändern wird, dass der eine oder andere Spieler bei der Eintracht sich doch nach neuen Ufern orientieren wird. Der bisherige Saisonverlauf hat wie immer auch „Verlierer“ im Kader hervorgebracht. Danny da Costa ist da an erster Stelle zu nennen. Der 27 Jahre alte Verteidiger, in der fantastischen Europacupsaison 18/19 noch unverzichtbar, ist inzwischen nicht einmal mehr zweite Wahl. So würde es Trainer Adi Hütter nie formulieren, aber so drücken es die nackten Zahlen aus.
Nur in sechs von dreizehn Spielen ist der ehemalige Leverkusener zum Einsatz gekommen, nur ein einziges Mal, am ersten Spieltag gegen Bielefeld, hat er in der Anfangsformation gestanden, kein einziges Spiel hat er über die volle Distanz bestritten. Und Besserung ist nicht in Sicht, die Tendenz ist sogar noch rückläufig. Bei Union Berlin hat Da Costa zwölf Minuten gespielt, in Wolfsburg fünf, gegen Gladbach eine. Und zuletzt in Augsburg war er wieder einmal überhaupt nicht im Kader.
Da Costa wird also sehr wohl überlegen, sich im Winter einen neuen Arbeitgeber zu suchen, einen Verein, bei dem er wieder Fußball spielen darf. Sein Vertrag bei der Eintracht läuft noch bis zum Juni 2022, aber eine wirkliche Perspektive ist beim besten Willen nicht mehr zu erkennen. Auch die Eintracht wird sich einem Wechselwunsch nicht verschließen, denn auf keiner anderen Position ist die Auswahl größer als rechts in der Verteidigung. Aktuell spielt dort Erik Durm, vor einigen Wochen hatte Almamy Touré die Nase vorn und auch Timothy Chandler könnte diese Position ausfüllen. Ein Markt für Da Costa, dessen Marktwert „transfermarkt.de“ mit sieben Millionen Euro beziffert, wird es sicher geben. Schalke wollte schon im Sommer zuschlagen, doch zu den „Königsblauen“ soll es Da Costa dem Vernehmen nach keinesfalls ziehen.
Chandler will nicht unbedingt weg
Timmy Chandler trägt in dieser Spielzeit ein ähnliches sportliches Schicksal. Der 30 Jahre alte gebürtige Frankfurter hat bislang noch weniger gespielt als Da Costa. Insgesamt waren es bei vier Einsätzen zusammengenommen nur läppische 52 Minuten, zuletzt zwei Minuten beim 2:0 in Augsburg nach zuvor sieben Spielen ohne Einsatz. Auch da ist kein wirkliches Fortkommen mehr zu erkennen. Auch Chandlers Vertrag läuft noch bis 2022, sein Marktwert wird auf zwei Millionen Euro taxiert. Im Gegensatz zu Da Costa, der sich mit einem Wechsel beschäftigt und dessen Berateragentur „Sports total“ den Markt sondiert, zieht es Chandler nicht wirklich weg. Er ist in Frankfurt familiär verwurzelt, würde wohl seine Karriere gerne auch hier beenden.
Neben den beiden Verteidigern gibt es auch noch ein paar andere im Kader, die überhaupt keine Rolle spielen. Da sind alle Jungen zu nennen, wie Yannick Brugger, Lukas Fahrnberger und Jabez Makanda, die noch keine Minute im Bundesliga-Einsatz waren. Und da ist noch ein gewisser Marijan Cavar, der seit 2018 von der Eintracht bezahlt wird und genau auf einen Einsatz gekommen ist. Das war am 28.April 2018 für eine halbe Stunde beim 1:4 bei den Bayern, noch unter Trainer Niko Kovac. Den Bosnier Cavar würde die Eintracht sicher auch ohne Ablöse abgeben, spätestens im Sommer ist sowieso Schluss, dann läuft der Vertrag nach dreieinhalb Jahren aus und ein großes Missverständnis wird dann zu Ende gehen.
Von Peppi Schmitt