Eintracht holt „goldenen“ Punkt: 1:1 in Leipzig

aus Eintracht Frankfurt

Thema folgen
Amin Younes von Eintracht Frankfurt und Leipzigs Justin Kluivert (re.) in Aktion. Foto: dpa/ Jan Woitas

Die Frankfurter Eintracht hat sich im Kampf um die internationalen Plätze einen wichtigen Punkt geholt. Das Spiel war zerfahren, gespickt mit vielen Fouls auf beiden Seiten.

Anzeige

LEIPZIG. Mit dem 1:1 (0:0) im Spitzenspiel beim Tabellenzweiten RB Leipzig hat die Frankfurter Eintracht den vierten Platz verteidigt und bleibt weiter im Rennen um einen Champions-League-Platz. „Wir wollen, vielleicht können wir auch, die anderen müssen“, fasste Trainer Adi Hütter die Gemüts- und Gemengelage zusammen, „wenn man hier gegen einen solch starken Gegner einen Punkt holt, dann ist das ein tolles Ergebnis.“ Das sich im Zusammenhang mit den Resultaten der Konkurrenz noch besser anfühlt. „Nachdem Leverkusen gegen Bielefeld ausgeschüttet hat, ist der Punkt goldes wert“, sagte Hütter in seinem österreichischen Slang.

Am Anfang fehlt die Harmonie

Die Frankfurter waren jedenfalls zufrieden mit dem Remis beim Titelanwärter. Denn vor dem Spiel und zu Beginn jeder Halbzeit hatte vieles gegen sie gesprochen. Die kurzfristigen Ausfälle von Martin Hinteregger und Erik Durm hatten die Defensivabteilung gehörig durcheinandergewirbelt und die in den letzten Wochen gewohnte und bewährte Spielordnung gesprengt. Mit großem Kampfgeist hatte die Mannschaft den personellen Widrigkeiten getrotzt. Die spielerische Überlegenheit der Sachsen wurde mit viel Leidenschaft wettgemacht, die Moral in der Mannschaft stimmte einmal mehr. „Wir haben einen großen Fight geliefert“, sagte Torwart Kevin Trapp. Und wieder einmal haben die Frankfurter einen Rückstand aufgeholt. Emil Forsbergs 1:0 aus der 47.Minute konnte Daichi Kamada mit dem Ausgleich kontern. „Der Punkt war auf Grund des letzten Drittels hochverdient“, sagte Manager Bruno Hübner, „am Ende waren wir dem Siegtreffer sogar näher.“

Anzeige

Freilich, drei Punkte wären „nicht verdient“ gewesen, wie auch der Trainer freimütig einräumte. Denn Leipzig hatte nicht nur mehr vom Spiel, sondern auch die größere Anzahl von Chancen. Vor allen in der ersten halben Stunde war die Eintracht deutlich unterlegen und konnte sich bei ihrem zwei, dreimal großartig reagierenden Torwart bedanken, dass sie nicht in Rückstand geriet. „Die ersten 10 Minuten waren katastrophal, da haben wir unglaublich viele Fehlpässe gespielt, dann haben wir uns gefangen“, fasste Stefan Ilsanker treffend zusammen, „je länger es gedauert hat, je mehr haben wir uns getraut.“ Gerade Ilsanker hatte viel zum Teilerfolg beigetragen. Aber auch die anderen Defensivkräfte hatten in neuer Formation ihre Feuertaufe bestanden.

Kevin Trapp war ein glänzender Rückhalt, der sich auch durch das Gegentor kurz nach der Pause nicht verunsichern ließ. Nach Justin Kluiverts 18-Meter-Schuss Schuss hatte er den Ball zwar zur Seite abgewehrt, aber nicht weit genug. Forsberg hatte keine Mühe einzuschießen. „Das war ein ekliger Schuss, der Ball hat sich noch kurz vorher gesenkt“, sagte der Nationalspieler, „ich wollte ihn nur irgendwie ablenken, dann stand er allein vor mir. Es war eine schwierige Situation für einen Torwart.“

Rückstand war Signal

Nach dem Rückstand war es auch eine schwierige Situation für die Eintracht. Doch genau zeigte sie ihre ganze Klasse. Es ging ein Ruck durchs ganze Team. Nun wurde endlich nach vorne gespielt, die eigenen Chancen gesucht. Amin Younes hatte eine, da konnte Leipzigs Keeper Peter Gulacsi noch abwehren. Das war in der 59. Minute. Zwei Minuten später aber dann doch der Ausgleich. Seppl Rode hatte den Ball in den Strafraum zu André Silva durchgesteckt, dessen Hereingabe verwertete Daichi Kamada. Es war der vierte Saisontreffer des Japaners, der zuvor große Mühe hatte, wirklich ins Spiel zu finden. Er sollte die rechte Seite beackern, dabei auch noch Defensivarbeiten leisten. Das war über weite Strecken zu viel für ihn.

Anzeige

Doch Kamada ließ sich nicht hängen und wurde und nach der Pause parallel mit dem ganzen Team besser. Man habe nach dem Ausfall der rechten Flügelspieler Durm und Almamy Touré (Sehnenriss), der die gesamte Saison nicht mehr zur Verfügung stehen wird, mit drei zentralen Mittelfeldspielern überraschen wollen, sagte der Frankfurter Trainer später. Darum habe Kamada auf der rechten Seite aushelfen müssen. „Das hat teilweise nicht gut funktioniert“, gab Hütter zu, „das war meine Schuld und nicht seine.“

Für das Spiel nächste Woche gegen Union Berlin ist die Personaldecke noch dünner geworden. Durm wird wohl länger pausieren müssen. Hinteregger wird am Montag in Frankfurt untersucht, da ist noch offen, wann er wieder spielen kann. „Ich hoffe, es ist nicht so schlimm“, sagte der Trainer. Zudem haben Tuta und Amin Younes jeweils die fünfte gelbe Karte gesehen und sind nun fürs Berlin-Spiel gesperrt. Hütter ganz gelassen: „Wir haben immer noch genügend Optionen und wir werden auch nächste Woche eine Mannschaft auf den Platz bringen, die gewinnen kann.“ Es ist genau dieses Selbstvertrauen, das den Frankfurtern nun auf der Zielgeraden der Saison helfen kann, die großen Ziele zu erreichen.

So wie es das Selbstvertrauen war, das fast noch zu einem „Dreier“ in Leipzig geführt hätte. Der eingewechselte Luka Jovic hatte die Siegchance, traf aber nur das Außennetz. Am Ende sei die Eintracht „nicht mehr leicht zu verteidigen“ gewesen, urteilte Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann, „nach dem Ausgleich war es offen und hätte in beide Richtungen kippen können.“

Von Peppi Schmitt