Freitag,
29.11.2019 - 10:28
4 min
Sieg in London: Nächster Eintracht-Meilenstein
Von Peppi Schmitt

Der Frankfurter Daichi Kamada bejubelt sein Tor zum 2:1. Seine Mitspieler Goncalo Paciencia, Djibril Sow und Makoto Hasebe (v.r.n.l.) jubeln mit ihm. (Foto: dpa)
LONDON - Ja, die Frankfurter Eintracht hat in der letzten Saison unter anderen schon in Rom und Mailand gewonnen. Aber dieser Sieg beim FC Arsenal ist etwas Besonderes. Er adelt einen Verein, der vor dreieinhalb Jahren noch am sportlichen Abgrund stand und nun mit den großen Namen des internationalen Fußballs mithalten kann und nach dem 2:1 in der englischen Hauptstadt sehr gute Chancen hat, weiter international mitzuspielen. Da ist es auch unerheblich, dass der Name „Arsenal“ aktuell größer als die Mannschaft ist.
Auch, dass die Frankfurter sehr glücklich gewonnen haben, fällt nach einem solchen Triumph nicht wirklich ins Gewicht. Dieser Sieg bedeutet ein weiterer Meilenstein auf dem stetigen Weg der Eintracht nach oben. Er hat dazu geführt, dass bei allen möglichen Varianten am letzten Spieltag der Europa-League eines fest steht: Mit einem Sieg im Heimspiel gegen Vitroia Guimaraes ist die Eintracht eine Runde weiter, könnte dann weitere Millionen Euro einspielen. „Nach den drei Niederlagen zuletzt haben uns nur die wenigsten einen Sieg hier in London zugetraut. Umso größer fällt das Kompliment für diese Leistung aus“, war Trainer Adi Hütter stolz und glücklich, „das Wichtigste ist, dass wir nun wieder alles in der eigenen Hand haben.“
Zu verdanken haben die Frankfurter die glänzenden Ausgangsposition nach einer, das soll nicht verschwiegen werden, peinlichen ersten Halbzeit, als nichts, aber auch gar nichts funktioniert hatte, den Wechseln des Trainers und der Leistungsexplosion von Daichi Kamada. Hütter nahm bei einem 0:1-Rückstand mit Andre Silva einen Stürmer raus und verzichtete auf Gelson Fernandes als zusätzlicher Absicherung. Er brachte dafür Dominik Kohr und Mijat Gacinovic und lag damit goldrichtig.
„Daichi hat sich ein Extra-Lob verdient“
Einher mit den personellen Wechseln gingen taktische Veränderungen. Die Frankfurter griffen in der zweiten Halbzeit mutiger an, Arsenal bekam plötzlich Schwierigkeiten, die Partie kippte erst langsam, dann vollends. „In der ersten Hälfte war der Gegner klar besser, wir waren zu ehrfürchtig, zu ängstlich und konnten vor allem in der Offensive kaum für Entlastung sorgen“, fasste der Trainer treffend zusammen, „nach der Pause war es deutlich besser.“ Die beiden Einwechselspieler hätten sich „sehr gut eingefügt“ und seien „mit entscheidend“ für den Sieg gewesen. Besonderes Lob gab es ausgerechnet von einem Ausgewechselten. „Was wir in der zweiten Halbzeit geleistet haben, war unglaublich, ich bin stolz auf die Jungs“, sagte Gelson Fernandes, „die beiden Wechsel zur Halbzeit waren sehr mutig vom Trainer.“
Mit einem Sieg wäre alles klar
Es gibt noch einige Möglichkeiten in der Gruppe F der Europa-League vor dem letzten Spieltag. Arsenal ist trotz der Niederlage immer noch in bester Position, könnte sich in Lüttich eine knappe Niederlage leisten. die Eintracht hat ihre Chancen deutlich verbessert,wäre mit einem Sieg auch sicher weiter. Und so kommt die Eintracht in die K.o-Runde:
1. Mit einem Sieg gegen Guimaraes
2. Mit einem Unentschieden, wenn Lüttich gegen Arsenal nicht mit mindestens zwei Toren Unterschied gewinnt. Denn dann wird die Tordifferenz zwischen den punktgleichen Arsenal, Lüttich und der Eintracht herangezogen.
3. Mit einer Niederlage, wenn Lüttich nicht gewinnt.
1. Mit einem Sieg gegen Guimaraes
2. Mit einem Unentschieden, wenn Lüttich gegen Arsenal nicht mit mindestens zwei Toren Unterschied gewinnt. Denn dann wird die Tordifferenz zwischen den punktgleichen Arsenal, Lüttich und der Eintracht herangezogen.
3. Mit einer Niederlage, wenn Lüttich nicht gewinnt.
Und da war ja noch Kamada. Ein mickriges Tor hatte er in dieser Saison bisher erzielt, im DFB-Pokal beim Drittligisten SV Waldhof. Und jetzt zwei so unglaublich wichtige Treffer innerhalb von neun Minuten, den ersten mit links ins Eck schräg aus 16 Metern, den zweiten zentral abgeschlossen mit rechts ins untere Eck. Getroffen hatte er mit Ansage. „Daichi hat mir gesagt, wenn ich erst einmal ein Tor mache, folgt bald das zweite“, erzählte hinterher gut gelaunt sein Landsmann Makoto Hasebe. Kamada selbst kam nicht zu Wort, er musste zur Dopingkontrolle. Dafür sprachen der Trainer und die Kollegen. „Daichi hat sich ein Extra-Lob verdient“, sagte Adi Hütter, „er hat zuletzt im Abschluss häufiger unglücklich agiert. Dass er sich ausgerechnet in diesem Spiel mit zwei Toren belohnt hat, das ist einfach toll.“ Martin Hinteregger sprach für die ganze Mannschaft. „Wir freuen uns alle für Daichi“, sagte er, „jetzt hoffen wir, dass der Knoten geplatzt ist.“
Der österreichische Nationalspieler wollte aber auch nicht verschweigen, wie glücklich der Sieg zustande gekommen war. Erst nach 50 Minuten habe sich die „echte Eintracht“ gezeigt. Bei ihm sei etwas „Verwunderung“ dabei, „dass wir überhaupt noch im Spiel waren.“ Freilich sei es auch eine besondere Qualität der Eintracht, „dass wir immer zurückkommen können.“ Nach dem „Systemausfall“ in der ersten Halbzeit, wie Danny da Costa deutlich formulierte, hatten es die Frankfurter auch ihrem Torwart zu verdanken, dass sie überhaupt noch einmal die Chance zur Rückkehr erhielten. „Frederik Rönnow war der einzige in Normalform in der ersten Halbzeit.“, sagte Hinteregger. Seit der schweren Verletzung von Stammtorwart Kevin Trapp beweist der dänische Nationalspieler Woche für Woche, dass er mit dem deutschen Nationaltorwart auf Augenhöhe spielt. Auch das ein erfreulicher Nebenaspekt des großen Tag der Eintracht in London.
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