Länderspielstress: Eintracht vor den „Wochen der Wahrheit“
Ein straffes Programm steht der Frankfurter Eintracht in den nächsten Wochen bevor. Während die einen zusätzlich im Länderspiel-Stress sind, ist anderen eine kurze Auszeit vergönnt.
Von Peppi Schmitt
Eintracht-Trainer Adi Hütter.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - In normalen Jahren wäre für die Frankfurter Eintracht die Hälfte der Saison jetzt schon fast vorbei. Sechzehn Pflichtspiele haben die Frankfurter schon ausgetragen in dieser Spielzeit, mehr als alle anderen deutschen Profiklubs, und es ist erst Mitte Oktober. Durch die Zusatzbelastungen im Europapokal mit der Qualifikation für die Europa-League ist deshalb erst die Hälfte der ersten Hälfte vorbei. Fünfzehn Spiele werden in den drei Wettbewerben bis zur Winterpause noch folgen, ein Mammutprogramm.
Kein Wunder, dass Trainer Adi Hütter die Gelegenheit genutzt und einen Teil der Mannschaft für drei Tage in einen Kurzurlaub geschickt hat. Die Erholung mitten in der Saison können freilich nur jene genießen, die nicht für ihre Nationalmannschaften in Länderspielen beschäftigt sind. Jene elf, also eine komplette Mannschaft, müssen sich für den weiteren Verlauf der Vorrunde statt Kräftesammeln auf der Couch Motivationsspritzen über ihre internationalen Verpflichtungen ziehen.
Länderspielbilanz fällt positiv aus
Und das hat sich gut angelassen in den letzten Tagen. Martin Hinteregger hat mit Österreich gegen Israel in der EM-Qualifikation gegen Israel 3:1 gewonnen. „Hinti“ hat sogar das wichtige Tor zum 2:1 geschossen und damit Wiedergutmachung für seine Alkohol-Eskapade geleistet. Daichi Kamada hat für Japan beim 6:2 gegen die Mongolai getroffen. Mijat Gacinovic (90 Minuten Einsatz) und Filip Kostic (Bank) haben mit Serbien gegen Paraguay (1:0) gewonnen, Andre Silva (Bank) mit Portugal gegen Luxemburg (3:0), Evan Ndicka mit der U20 Frankreichs gegen Norwegen (1:0) und Dejan Joveljic mit der U 21 Serbiens gegen Bulgarien (1:0). Verloren hat nur einer: Djibril Sow mit der Schweiz 0:1 in Dänemark gegen den Kollegen Frederik Rönnow. Beide hatten nur auf der Bank gesessen.
Alex Meier in Australien: „Alles überwältigend“
Als das Angebot aus Australien kam, musste Alexander Meier (36) nicht lange zögern. Seine tolle Karriere in „down under“ zu beenden, von so einer Chance hatte er immer geträumt. „Ich habe relativ schnell zugesagt“, sagte Meier, als der Trainer des Western Sydney Wanderers FC, Markus Babbel, angerufen hatte. Es hätte nicht einmal mehr wohlwollender Worte seines früheren bei der Eintracht und nun in Sydney wieder aktuellen Mannschaftskollegen Pirmin Schwegler gebraucht. Meier, im Frühjahr noch beim FC St. Pauli unter Vertrag, zuvor vierzehn Jahre bei der Frankfurter Eintracht , ist vor zwei Wochen nach Australien geflogen, hat ein paarmal mittrainiert und nun am Samstag beim ersten Spiel der Australia-League auf dem Feld gestanden. Die Wanderers haben vor knapp 18.000 Zuschauern mit 2:1 gegen die Central Coast Mariners gewonnen. Meier hat eine knappe Stunde gespielt. Und war hinterher rundum zufrieden. „Das Wichtigste war der Sieg“, sagt er, „und schön war es, dass ich solange durchgehalten habe.“
Besonders gut habe die Mannschaft nicht gespielt, besonders gut habe auch er selbst nicht gespielt. „Ich habe zuletzt vor fünf Monaten gespielt, das habe ich gespürt“, sagt er, „ich habe mich zwar fit gehalten, aber das ist etwas anders als zu spielen.“ Nur zwei, dreimal hat er mit den neuen Kollegen trainiert, die Umstellung auf das Leben am anderen Ende der Welt sei ihm durchaus schwergefallen. „Ich habe wegen des Jetlags nicht wirklich gut geschlafen“, berichtet Meier von anfänglichen Problemen. Bei seinem neuen Klub ist Meier als „The Fußballgott“ begrüßt worden. Noch wohnt er im Hotel, noch hat er kein australisches Telefon, noch tut er sich schwer mit dem täglichen Leben in der in der Metropole Sydney (4,6 Millionen Einwohner). „So nach und nach lebe ich mich ein“, erzählt er, „es ist einfach fantastisch hier.“ Das Wetter sei traumhaft, immer zwischen 20 und 25 Grad, die Stadt „riesig“, die eindrücke überwältigend. Was ihm fehlt: Sein Hund „Alf“ durfte nicht mit. „Er hat keine Einreisegenehmigung bekommen“, sagt Meier. Alles andere sei konkurrenzlos „klasse“.
Der erste Teil der Länderspiele ist also für die Frankfurter Profis positiv verlaufen. Auch für die Eintracht, denn alle sind bislang gesund geblieben. Trainer Aid Hütter muss aber noch weiter zittern, denn fast alle haben bis einschließlich Dienstag noch weitere Länderspiele auszutragen, bevor sie am Mittwoch in Frankfurt zurückerwartet werden. Schon am Freitag steht dann das Heimspiel gegen Bayer Leverkusen auf dem Spielplan. Für die Eintracht und Bayer ist dies im Rückblick auf die Länderspiele ein durchaus problematischer Termin, denn es bleibt kaum gemeinsame Vorbereitungszeit auf das so wichtige Duell. Mit Blick auf die Spiele in der Champions-League (Bayer am Dienstag darauf bei Atletico Madrid) und Europa-League (Eintracht am Donnerstag darauf gegen Standard Lüttich) freilich auch nachvollziehbar und womöglich hilfreich.
Für die Frankfurter beginnen mit dem Heimspiel gegen Leverkusen die „Wochen der Wahrheit“. Es folgen Spiele beim aktuellen Tabellenführer Borussia Mönchengladbach und gegen den Titelfavoriten Bayern München. Dazwischen liegen das schwere Pokalspiel beim FC St. Pauli und die vorentscheidenden Europacupsiele gegen Lüttich. Ein Hammerprogramm also.