Geisterspiele: Vorteil oder Nachteil für die Eintracht?
Die Auswärtsschwäche von Eintracht Frankfurt ist bekannt. Womöglich könnte das Team also sogar von Geisterspielen profitieren. Auch wenn sich die Spieler nicht darauf freuen.
Von Peppi Schmitt
Das jüngste Geisterspiel verlor Eintracht Frankfurt 0:3 gegen den FC Basel.
(Archivfoto: dpa)
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FRANKFURT - Wann die Bundesliga wieder spielen wird, darüber streiten sich die Politiker, Virologen und sonstige Verantwortliche noch. Doch dass es mit sogenannten „Geisterspielen“ weitergehen wird, darüber sind sich längst alle im Klaren. Spiele ohne Zuschauer also, Spiele ohne lautstarke Einflüsse von den Rängen. Vielleicht ist das dann wieder so etwas wie „Fußball pur“. Auch der Frankfurter Eintracht wird also zu Hause jene „Wucht“ fehlen, die nicht nur Vorstand Axel Hellmann der Zuschauer-Unterstützung zuschreibt. Auch Spieler Danny da Costa spricht davon, „dass die Atmosphäre hier einmalig ist und auf einige Gegner oder Spieler einschüchternd wirken kann.“ Stefan Ilsanker, vor ein paar Wochen aus Leipzig gekommen, ist froh, „dass ich hier nicht mehr Gegner bin, sondern mit der Unterstützung der Fans spielen kann.“ Hört sich so an, als wären Spiele ohne Zuschauer besonders für die Eintracht ein Nachteil. Aber ist das wirklich so?
Zwei praktische Erfahrungen mit „Geisterspielen“ durfte die Eintracht in den vergangenen eineinhalb Jahren sammeln, jeweils auf dem internationalen Parkett. Einmal ist es gut ausgegangen, einmal schlecht. Am 20. September 2018 haben die Frankfurter im leeren „Velodrome“ von Marseille das Europa-League-Spiel gegen Olympique mit 2:1 gewonnen und dort den Grundstein gelegt für die grandiose Reise bis ins Halbfinale. Lucas Ocampo hatte die Franzosen damals früh (3.Minute) in Führung gebracht, Lucas Torró und Luka Jovic den Spies in der zweiten Halbzeit umgedreht. Marseille war von der UEFA wegen Randale ihrer Fans zu einer Partie ohne Zuschauer verurteilt worden. Zehntausend Frankfurter wären gerne nach Südfrankreich gefahren, mussten aber zu Hause bleiben.
Das zweite Spiel ohne Fans ist erst ein paar Wochen her und war die letzte Partie, die die Eintracht vor der Corona-Krise bestritten hat. Am 12.März unterlagen sie sie dem FC Basel mit 0:3, waren eigentlich als Favorit gestartet, blieben dann aber chancenlos. Die Eintracht war mit den Bedingungen überhaupt nicht zurechtgekommen. „Mit unseren Fans im Rücken hätten wir niemals 0:3 verloren“, sagte Stürmer Bas Dost, „daran kann man sehen, dass die Spiele ohne Zuschauer ganz anders verlaufen werden.“
Dabei war die Heimstärke der Eintracht in dieser Saison bisher gar nicht so ausgeprägt. In der Europa-League wurden schon drei Heimspiele verloren (gegen Arsenal, Guimaraes und nun gegen Basel), auch in der Bundesliga gab es gegen eher durchschnittliche Gegner schon drei Niederlagen (gegen Wolfsburg, Köln und Union Berlin). Wird die „Wucht“ durch die Fans also überschätzt? Zu Hause würde die Eintracht in dieser Saison noch gegen Borussia Mönchengladbach, den SC Freiburg, Mainz 05, Schalke 04 und den SC Paderborn spielen.
Ausgeprägt war vielmehr die Auswärtsschwäche. Die Eintracht ist Letzter der Auswärtstabelle, selbst der Trainer nennt die Bilanz von gerademal zwei Siegen (bei Union und in Hoffenheim) bei zwölf Versuchen „fürchterlich“. Nun stehen noch fünf Spiele in der Fremde an, in Bremen, Wolfsburg, Berlin, München und Köln. Wird das nun zum Vorteil, wenn der Gegner seinerseits keine Unterstützung von den Rängen hat? Der Frankfurter Trainer wagt keine Einschätzung. „Keiner hat damit Erfahrungen, es ist für alle gleich und für alle speziell“, sagt Adi Hütter, „man muss sich mit den Gegebenheiten schnell auseinandersetzen, darauf wird es ankommen.“ Hütter glaubt, dass es ohne die äußeren Einflüsse womöglich wieder mehr auf die „individuellen Qualitäten“ ankommen könnte. „Aber so richtig vorhersehen kann man das nicht“, räumt er ein, „wir müssen uns einfach gut darauf vorbereiten.“ Freilich wird gerade das eine große Herausforderung: Testspiele wird es nämlich keine geben. Alle Übungen werden intern stattfinden müssen. Erst wenn mit behördlicher Genehmigung wieder „elf gegen elf“ gespielt werden darf, wird es ein paar Trainingsspiele im leeren Stadion geben.