Auf Dauer sind lange Bälle für die Lilien-Gegner zu leicht auszurechnen
Marcel Heller fordert deutlich mehr Variabilität im Offensivspiel, um den Gegner vor deutlich mehr Aufgaben zu stellen.
Von Melanie Kahl-Schmidt
Sportredakteurin Darmstadt
Wie konnte das passieren? Marcel Heller (rechts) und Tim Rieder suchen noch auf dem Platz nach Erklärungen.
(Foto: Florian Ulrich)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
BERLIN - Marcel Heller ist mittlerweile Stammgast im Medienbereich nach den Zweitligaspielen des SV Darmstadt 98. Und wie so oft in den vergangenen Wochen nahm er auch nach der 1:3-Schlappe bei Union Berlin kein Blatt vor den Mund: „Jeder muss sich an die eigene Nase packen und wieder seine Leistung abrufen, denn wenn wir das nicht tun – der Trainer hat es schon oft gesagt –, verlieren wir alle Spiele in der Liga.“
Über 70 Minuten fehlte es an nahezu allem, was ein Spiel braucht, um es erfolgreich abzuschließen: Offensive Durchschlagskraft, Mut und Konsequenz im Abwehrverhalten waren Mangelware. „Wir hatten uns das ganz anders vorgenommen. Wenn du so eine erste Halbzeit spielst und so einfache Tore fängst, dann ist es bei so einem Gegner schwer, zu punkten“, resümierte der Mittelfeldspieler.
Dass man zumeist nur das wenig zielführende Mittel fand, mit langen Bällen zu agieren, sprach Heller ebenfalls unverblümt an: „Union hat es clever gemacht, sie sind uns leicht angelaufen, wir haben den langen Ball gewählt und Serdar Dursun hatte es gegen zwei lange Innenverteidiger vorne schwer, gezielt die Bälle zu verlängern. Für uns Außenspieler oder den Zehner ist es dann schwer, weil wir nie wissen, wohin der Ball kommt, wenn zwei Spieler an ihm kleben. Wir brauchen mehr Variabilität, um den Gegner vor mehr Aufgaben zu stellen und um gefährlicher nach vorne zu kommen“, forderte der 32-Jährige.
Hinzu kommt, dass das Spiel der Lilien leicht auszurechnen ist. „Lange Bälle sind oft leicht zu verteidigen, weil die Gegenspieler wissen, dass wir auf unseren Stürmer spielen, der sich im Zweikampf aufreibt und alles versucht, dabei aber meistens gegen zwei Spieler ankommen muss.“ Man müsse einfach wieder mehr Fußball spielen. „Wir haben gezeigt, dass wir es können, aber wir müssen uns auch trauen. Denn auf Dauer sind lange Bälle leicht auszurechnen. Da müssen wir uns jetzt Lösungen überlegen, wie wir den Gegner vor Aufgaben stellen, um Variabilität reinzubringen und um besser vors Tor zu kommen“, gab Heller die Zielrichtung vor.
Den Lilien droht wie schon im Jahr zuvor eine ungemütliche Vorweihnachtszeit. „Natürlich machen sich die Fans Gedanken nach drei Niederlagen. Aber dafür sind wir da, um das abzuwenden und um den Zuschauern in Darmstadt wieder ein gutes Gefühl zu geben. Jeder von uns muss sein Spiel verbessern, wir müssen als Mannschaft auch bei Standardsituationen wieder energischer in die Zweikämpfe gehen, um Standardtore zu vermeiden, von denen wir heute wieder zwei bekommen haben“, sagte Heller.
Mit dem FC Ingolstadt empfangen die Südhessen am Samstag den Tabellenletzten. „Die Köpfe in den Sand stecken, bringt nichts. Das Spiel vergessen wir am liebsten ganz schnell, denn das war nicht das, was wir können. Jetzt haben wir Ingolstadt vor der Brust, das wird ein harter Kampf. Wenn wir so auftreten wie heute, werden wir das Ding verlieren“, mahnte Heller. „Ich hoffe, dass sich jetzt jeder in den Spielen vor der Winterpause nochmal den Arsch aufreißt, um noch einige Punkte zu holen und Weihnachten auch wirklich feiern zu können – und nicht mit Kopfschmerzen da zu sitzen.“