Flughafen Hahn: Rethage wollte schon vor Jahren Boni senken – Am Aufsichtsrat gescheitert
Die Debatte um Boni am Flughafen Hahn schwelt weiter. Nun hat sich der frühere Geschäftsführer Heinz Rethage zu Wort gemeldet. Er habe schon vor Jahren die Tantiemen am Hahn senken wollen, sei aber am Widerstand des Aufsichtsrats gescheitert.
Von Markus Lachmann
Reporter Politikredaktion Mainz
Rollfeld am Flughafen Hahn. Foto: dpa
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MAINZ - Salvatore Barbaro kann seinen Unmut nur schwer verbergen. In wenigen Wochen wird im Kreis Mainz-Bingen gewählt, er kandidiert für das Landratsamt. In der Debatte um Bonuszahlungen am Flughafen Hahn hat ihm die Opposition vorgeworfen, er sei abgetaucht. Stimme nicht, erwidert er. 77 Orte habe er im Landkreis auf seiner Radtour besucht. In seiner Freizeit. „Die CDU hat nicht zu bewerten, was ich in meinem Urlaub tue“, so Barbaro, der Wissenschaftsstaatssekretär und Hahn-Aufsichtsratchef ist. Zwischen den Zeilen wird auch deutlich, dass Barbaro verstimmt darüber ist, wie gering die Rückendeckung der anderen Ministerien in der Boni-Debatte war.
Barbaro: Tantiemen sind variable Bestandteile des Gehalts und keine Boni
Erstmals äußert sich Barbaro zu den Hahn-Bonuszahlungen, mehr als 200.000 sind es im Jahr, 2016 erhielten zwölf leitende Angestellte solche Tantiemen. Barbaro betont: Tantiemen sind variable Bestandteile des Gehalts, gekoppelt an persönliche Zielvereinbarungen, und keine Boni. Boni würden aus einem festen Topf ausgeschüttet, wenn ein Unternehmen seine Ziele erreicht habe. Eine Differenzierung, die juristisch stimmt. Allerdings legen selbst diejenigen, die Tantiemen erhalten haben, keinen Wert auf solche Feinheiten.
Barbaro rechnet am Beispiel des Jahres 2016 vor, inwiefern Geschäftsführer Markus Bunk rechtmäßig Tantiemen erhalten hat, die bis zu 25 Prozent seines Gehalts ausmachen. Beispielsweise wurden die Frachtairlines Etihad, Senator Air und die lettische Charterfluggesellschaft RAF Avia an den Hahn geholt. Die großen Fracht-Einbrüche davor konnten aber nicht wettgemacht werden. Deshalb habe Bunk mit 38.750 Euro nur 77,5 Prozent der Tantiemen erhalten. Barbaro betont: die Tantiemen-Ausschüttungen am Hahn seien etwa ein Prozent der gesamten Personalkosten. Und diese seien binnen drei Jahren um zwei Millionen Euro gesenkt worden. Auch entscheide der Hahn-Aufsichtsrat nur über die Tantiemen-Ausschüttung an den Geschäftsführer.
Barbaro räumt aber ein, dass zu Beginn eines Jahres mit dem Personalbudget auch indirekt über das Bonussystem am Hahn entschieden werde. Fragt denn keiner nach, auf welcher Basis Tantiemen an ein Dutzend Mitarbeiter fließen? Welche Zielvereinbarungen die anderen Mitarbeiter gehabt hätten, vermag der Aufsichtsratschef nicht zu sagen. Das sei Sache der Geschäftsführung. Transparent ist das nicht, immerhin fließen Steuergelder an den Flughafen.
Früherer Geschäftsführer teilt kräftig aus
Unterdessen teilt der frühere Geschäftsführer Heinz Rethage kräftig aus, der 2013 an den Flughafen kam und etwa ein Jahr blieb. So habe er im Rahmen seines Sanierungsprogramms vorgeschlagen, die Tantiemen um 25 Prozent zu kürzen. Auch wollte er die Personalkosten der leitenden Mitarbeiter um fünf Prozent kürzen und die Zahl der Dienstwagen reduzieren. Vom damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Johannes Endler habe er aber „nur ein mitleidiges Lächeln geerntet“. Rethage wirft den früheren Aufsichtratsmitgliedern und damit auch der Landesregierung vor, sie hätten sich am Hahn „Ruhe erkaufen wollen“.
Barbaro, Endlers Nachfolger als Aufsichtsratschef seit 1. Oktober 2013, konnte sich offenbar nicht für die Vorschläge Rethages erwärmen. Am 19. Dezember 2013 beschloss der Aufsichtsrat nur ein abgespecktes Sanierungskonzept – die Tantiemen blieben so, wie sie waren. Barbaro sagt heute, er könne sich an einen solchen Vorschlag zur Kürzung der Tantiemen nicht erinnern. Auch hätte der Aufsichtrat die Verträge gar nicht antasten dürfen. Und Rethage habe nach seinem Ausscheiden am Hahn selbst noch Tantiemen eingeklagt.