Der chinesische Mischkonzern hat ehrgeizige Pläne mit dem Flughafen Hahn im Hunsrück. Doch jetzt gibt es einen schweren Dämpfer. Die Zahl der Fluggäste geht deutlich nach unten. Und auch HNA steckt in Schwierigkeiten.
Von Markus Lachmann
Reporter Politikredaktion Mainz
In schwere Turbulenzen war die chinesische Gruppe HNA gekommen. Sie scheint sich mittlerweile gefangen zu haben.
(Foto: dpa)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
HAHN/PEKING - Anfang Juli fiel Wang Jian in Frankreich von einer Mauer und war tot. Es war nicht irgendein Geschäftsmann, der verunglückte, sondern der Mitbegründer und Verwaltungsratschef der HNA, einer der mächtigsten Unternehmensgruppen Chinas. Die HNA hat im vergangenen Jahr vom Land Rheinland-Pfalz für 15 Millionen Euro 82,5 Prozent am Flughafen Hahn erworben, weshalb man auch hierzulande genauer nach Peking schaut.
Nach dem tödlichen Sturz des Managers sah es danach aus, als taumelte auch der Mega-Konzern dem Abgrund entgegen. Doch mittlerweile scheint er sich wieder gefangen zu haben. Ende vergangenen Jahres gab es die ersten Medienberichte über Liquiditätsprobleme der HNA. Tatsächlich hatte die Gruppe in wenigen Jahren für nicht weniger als 40 bis 50 Milliarden US-Dollar im Ausland eingekauft, unter den Erwerbungen etwa Hilton, ein großer IT-Konzern in den USA oder fast zehn Prozent der Anteile an der Deutschen Bank. Das alles lief auf Pump, und die Schulden der HNA beliefen sich zwischenzeitlich auf fast 100 Milliarden US-Dollar. Beim Schuldendienst gab es Schwierigkeiten. Druck bekam die HNA deshalb vom chinesischen Staat.
Nach der Einkaufstour kam der Schlussverkauf
Nach der Einkaufstour erfolgte ebenso rasant der Schlussverkauf. HNA trennte sich von Hotels und anderen Beteiligungen, verhökerte Immobilien in Hongkong, Großbritannien, den USA und Australien. Medienberichten zufolge will sich HNA auch von den verbliebenen 7,6 Prozent Anteilen der Deutschen Bank trennen. Insgesamt 16 Milliarden Dollar sollen in diesem Jahr eingespült werden. Chinas Führung will, dass sich die HNA auf das eigentliche Kerngeschäft fokussiert: Reisen und Transport.
PRINZIP HOFFNUNG
Der ehemalige US-Fliegerhorst Hahn gehört zu 82,5 Prozent dem chinesischen Mischkonzern HNA und zu 17,5 Prozent noch dem Land Hessen. Die Geschäftsführung hatte regelmäßige Passagierflüge nach China von 2019 an angekündigt. Damit könne die Zahl der Fluggäste wieder merklich steigen.
Ins Gerede war die HNA wegen ihrer – bis heute – undurchsichtigen Strukturen gekommen. So hielten zwei völlig unbekannte Privatpersonen zwischenzeitlich bis zu 30 Prozent der Anteile an der HNA. Einer davon betrieb in Peking nach Recherchen US-amerikanischer Medien den Schönheitssalon „Oriental Aphrodite Beauty Spa“. Das wiederum schien die Bankenaufsichten gleich mehrerer Länder zu interessieren. HNA reagierte. Mittlerweile wurden die beiden Privatleute, Jun Guan und Bharat Bhisé, aus dem Spiel genommen. Hinweise eines chinesischen Exilanten, höchste Kader selbst stünden hinter der HNA, wurde von der Gruppe stets dementiert. 30 Prozent der Anteile soll nun die Stiftung Hainan Cihang Charity Foundation halten, die in New York sitzt. Im Internet findet man zu der Stiftung nur wenig. Allerdings ist ihr Chef seit nicht ganz einem Jahr der frühere Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Im Sommer dieses Jahres vermeldete die Wirtschaftswoche mit Verweis auf Insider, die oberste Steuerbehörde der USA wolle der Stiftung die Zulassung verweigern. Rösler sagte im August in einem Interview mit dem vietnamesischen Podcast „Rice and Shine“, er baue die Stiftung seit Dezember 2017 auf. Ansonsten fiel Rösler auf seinem Twitter-Account in jüngster Zeit vor allem durch Bilder vom Oktoberfest auf.
Wie HNA den Flughafen Hahn bis 2024 in die schwarzen Zahlen bringen will – so schreibt es nämlich die EU-Kommission vor – bleibt weiter rätselhaft. Die Zahlen des vertraulichen Businessplans von 2017 für das Jahr 2024 klingen vollmundig: 2,5 Millionen Passagiere, bei der Fracht mehr als Verdoppelung der Tonnage auf 182 000 Tonnen, Verdoppelung der Einnahmen aus dem Passagiergeschäft, gleichzeitig 75 Millionen Euro Investitionen bis 2020. Betrachtet man den Zeitraum Januar bis August 2018 am Hahn (Statistik des Flughafenverbands ADV), ging es bei der Fracht mit 118 000 Tonnen tatsächlich nach oben. Im gleichen Zeitraum 2017 waren es nur 67 000 Tonnen gewesen.
Schlechte Zahlen bei den Passagieren
Miserabel fällt allerdings die Statistik bei den Passagieren aus. Knapp 1,5 Millionen Passagiere waren es von Januar bis August 2018, gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres ein Minus von 12,3 Prozent. Sieht man sich nur den August an, so ist es sogar ein Minus von fast 20 Prozent.
Aderlass gibt es beim größten Kunden, Ryanair, der nach Recherchen der örtlichen Bürgerinitiative für den Winterflugplan kräftig zusammengestrichen hat. Zusammen mit den Kürzungen der ungarischen Airline WizzAir würde dies von November 2018 bis März 2019 bis zu 145 000 Passagiere weniger bedeuten. Auch hinterlassen die Streiks bei Ryanair ihre Spuren.