Bundesweite Proteste für ein besseres Bildungssystem

Das Bündnis „Bildungswende JETZT!“ fordert den Aufbau eines „Sondervermögens Bildung“ von 100 Milliarden Euro.
© Christian von Polentz – transitfoto.de

Am Mittwoch wollen in Hessen und am Samstag auch in Rheinland-Pfalz Menschen gegen mangelhafte Finanzierung und Fehlentwicklungen im Schulsystem demonstrieren – was sie fordern.

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Frankfurt/Mainz. Bundesweit will in dieser Woche das Bündnis „Bildungswende JETZT!“ für bessere Bedingungen in Bildung und Erziehung protestieren. Den Auftakt machen die hessischen Vertreter am Mittwochnachmittag, 20. September, in Frankfurt, Kassel, Gießen, Fulda und Darmstadt. Am Samstag, 23. September, folgen dann weitere bundesweite Demonstrationen des Bündnisses – unter anderen in Mainz ab 16.30 Uhr auf dem Marktplatz vor dem Dom.

GEW-Vorsitzender spricht von „großem Leidensdruck an Schulen“

Laut dem Bündnis stecke das deutsche Bildungssystem in „einer tiefen Krise.“ Bis 2035 sollen bundesweit knapp 160.000 Lehrer fehlen. Thilo Hartmann, Vorsitzender der „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) Hessen, erklärt: „Der Leidensdruck in den Schulen ist groß.“ Aber nicht nur dort: Auch im Kita-Bereich fehlten bereits jetzt 384.000 Kita-Plätze und mehr als 300.000 zusätzliche Erzieher. Ein immer größer werdendes Problem, das neben den Kindern und Mitarbeitern auch die Eltern betreffe. Hartmann sagt: „Bildung geht uns alle an. Wir hoffen, dass sich das am Mittwoch auch in den Teilnehmerzahlen niederschlägt.“ Er betont: „Das benötigte Geld für ein besser ausgestattetes Bildungssystem ist da. Es ist eine Frage des politischen Willens und der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Gute Bildung für alle muss es uns wert sein.“ Die Organisatoren rechnen damit, dass deutschlandweit in dieser Woche tausende Menschen bei 29 Kundgebungen auf die Straßen gehen werden, um für eine bessere Bildungspolitik zu demonstrieren. In Berlin rechnen die Veranstalter mit der größten Teilnehmerzahl.

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Auch in Rheinland-Pfalz will das Bündnis auf sich und seine Ziele aufmerksam machen, unter ihnen Mitorganisator Markus Sänger, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Schulelternbeiräte (ARGE-SEB). Laut Sänger sei ein weiteres Problem des Bildungssystems dessen chronische Unterfinanzierung. Zentrale Forderungen des Bündnisses sind daher der Aufbau eines „Sondervermögens Bildung“ in Höhe von mindestens 100 Milliarden Euro sowie die Zusage, dass künftig mindestens zehn Prozent des bundesweiten Bruttoinlandproduktes in den Bildungssektor fließen – als „Anschubfinanzierung“ und für „eine dauerhaft bessere und bedarfsgerechte Finanzierung“ des Systems.

Zudem sollen die Mittel aus dem Sondervermögen dazu dienen, eine Ausbildungsoffensive für Lehrer und Erzieher auf den Weg zu bringen, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Die bestehenden Initiativen und Offensiven des Bundes seien laut Sänger nicht schlagkräftig genug. Er erklärt: „Bislang sind alle Projekte der Bundesländer eher darauf bedacht, dem anderen die Lehrer wegzunehmen. Wir fordern eine konzertierte Aktion aller Länder, ein abgestimmtes Miteinander statt einem Gegeneinander.“ Daher sei neben den Regierungschefs der Länder auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Adressat des Protests.