Bleibt nur Verkauf des FCK-Stadions? Millionen-Last für Stadt...

FCK-Fans im Fritz-Walter-Stadion. Foto: dpa

Die Stadt Kaiserslautern verfährt beim Thema Fritz-Walter-Stadion weiter nach Motto: Augen zu und durch. Weil der FCK in die Dritte Liga abgestiegen ist, wird die Stadt in der...

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MAINZ/KAISERSLAUTERN. In der neuen Netflix-Reihe „The Rain“ geht es in einer Folge um eine sektenähnliche Gemeinschaft, die sich in einer Villa vor dem Sterben in der Welt verschanzt. Wer in der Villa die Vergangenheit erwähnt, wird ausgestoßen. Man lebt im Hier und Jetzt.

Im Falle des Fritz-Walter-Stadions in Kaiserslautern ist es unmöglich, die Vergangenheit auszublenden. Und sie zeigt in die Zukunft. Stand heute wird die Stadt Kaiserslautern, der das Stadion gehört, niemals den Kredit von 65 Millionen Euro abzahlen können, den sie seinerzeit aufgenommen hat. Seinerzeit heißt: Land und Stadt hatten den FCK vor der Insolvenz bewahrt. Dafür muss seit Jahren der Steuerzahler bluten. Nach dem Abstieg des FCK in die Dritte Liga wird die Situation nicht besser.

Im März hat der Stadtrat beschlossen, für diesen Fall die jährliche Pacht, die der FCK als Mieter des Stadions zu bezahlen hat, auf 425.000 Euro zu senken. Die Differenz zu den eigentlich benötigten 3,2 Millionen Euro muss die Stadt zuschießen. Auch für den Fall des Wiederaufstiegs in die Zweite Liga wären es 800.000 Euro, die aus dem Stadtsäckel kämen. „Das kann keine Lösung auf Dauer sein, ist aber angesichts der sportlichen Situation des FCK derzeit unumgänglich“, sagte eine Sprecherin der Stadt.

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Verkauf bisher nicht zustande gekommen

Vor wenigen Tagen hatte der in der Westpfalz eher unbeliebte Bund der Steuerzahler den Vorschlag gemacht, das Stadion zum Verkauf auszuschreiben. Wie die Sprecherin sagte, steht der Verkauf des Stadions seit vielen Jahren im Fokus. „Der Betrieb einer Fußballarena im Profifußball gehört nicht zu den Kernaufgaben einer Kommune.“ Mit Maklern und möglichen Investoren sei man immer wieder im Gespräch gewesen. Ein Verkauf sei aber nicht zustande gekommen, da „insbesondere Mietgarantien von Stadt/Stadiongesellschaft nicht abgegeben werden konnten“.

Jedem Häuslebauer, der sein Haus abstottern muss, kämen die Tränen angesichts des Konstrukts. Der Kredit läuft bis 2036, dann muss er zurückgezahlt werden. Bislang konnten maximal die Zinsen bedient werden. Der Zinssatz liegt bei 4,5 Prozent – und das in Niedrigzinszeiten. Jährlich getilgt wird nicht. Stattdessen gibt es eine Tilgungsrücklage, in der derzeit etwa 18 Millionen Euro liegen. Hinzukommt, dass die städtische Stadiongesellschaft noch jährliche Kosten hat, die in die Hunderttausende gehen. Man muss kein Mathegenie sein, um zu wissen, dass es hinten und vorne nicht reicht. Sprich: 2036 wird man umschulden und einen neuen Kredit aufnehmen müssen, um den alten Kredit abzulösen.

Neu gestaffelte Mindestpacht

Zur Kompensation der reduzierten Pacht wurde vom Stadtrat die Mindestpacht für die Bundesliga neu festgesetzt, und zwar gestaffelt. Platz 1 bis 3 bedeutete eine Pacht von 4,6 Millionen Euro – das wäre also der Fall, wenn die Roten Teufel schon bald dicht im Nacken von Bayern München säßen. Bei Platz 13 bis 18 in der Bundesliga wären es noch 3,6 Millionen Euro. Phantastereien vom Grünen Tisch.

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Ärger mit der EU wegen möglicher Beihilfe befürchtet die Stadt nicht. So hatte der Stadtrat das neue Pachtmodell ohne Not auch auf die Saison 2019/20 ausgeweitet, obwohl der FCK das gar nicht wollte. CDU-Stadtrat und FCK-Aufsichtsratsmitglied Michael Littig räumte im Gespräch mit dieser Zeitung ein: Es sei um Planungssicherheit gegangen, aber auch darum, das Thema aus dem Kommunalwahlkampf 2019 heraushalten zu wollen. „Niemand will Wahlkampf auf dem Rücken des FCK, weder SPD noch CDU“, so Littig.

Das wiederum bringt den Steuerzahlerbund (BdSt) auf die Palme. Es sei schön, dass Littig so offen und ehrlich sei, frotzelt BdSt-Landesgeschäftsführer René Quante. „Allerdings zeigt dieses Eingeständnis, dass die Stadtratsmehrheit wie von uns befürchtet aus wahltaktischen Gründen Steuergeld in Millionenhöhe verschenkt. Und das ist ein Skandal! Jetzt sollte die Kommunalaufsicht eingreifen.“

Lewentz: Land wird kein neues Geld geben

Das Land – das hatte Innenminister Roger Lewentz (SPD) betont – wird kein neues Geld geben. CDU-Landtagsfraktionschef Christian Baldauf fordert dennoch von der Landesregierung mehr ideelles Engagement für den FCK. „Nur auf Fritz-Walter-Galas zu gehen reicht nicht“, sagte Baldauf.

AfD-Fraktionschef Uwe Junge forderte trotz aller Tradition und treuer Fans den Vorschlag des Steuerzahlerbundes ernsthaft in Betracht zu ziehen – Verkauf des Stadions, „um nicht noch tiefer in die Schuldenspirale zu gelangen“.

Von Markus Lachmann