Alkohol und Drogen häufiger Unfallursache in Rheinland-Pfalz

Ein Notarzt im Einsatz.

Rauschmittel sind nach der Pandemie häufiger die Hauptursache von Unfällen in Rheinland-Pfalz. Deutlich zugenommen haben auch Rad- und E-Bike-Unfälle. Ein Überblick.

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Mainz. Mehr Verkehrstote, Verletzte und Unfälle 2022 in Rheinland-Pfalz als im Vorjahr, aber weniger als vor der Pandemie. Diese Bilanz hat Innenminister Michael Ebling (SPD) am Montag in Mainz gezogen. Alkohol und Drogen sind jedoch häufiger die Hauptursache von Unfällen – auch das eine Folge der Pandemie. Und die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern und Pedelecs hat deutlich zugenommen. Die wichtigsten Zahlen und Entwicklungen im Überblick.

Mehr Verkehrstote 2022

139 Menschen sind 2022 ums Leben gekommen, darunter 3 Kinder. Das waren insgesamt 22 Tote mehr als 2021 und 11 mehr als 2020. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 starben aber 14 Menschen weniger im Straßenverkehr.

Ziel ist weiterhin: null Verkehrstote bis zum Jahr 2050. Dazu soll unter anderem die Überprüfung der Geschwindigkeit mit 13 mobilen Geräten von den Autobahnen auf Bundes-, Land- und Kreisstraßen ausgeweitet werden. Und: „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der alle einen Beitrag leisten müssen”, sagte Ebling.

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Verletzte

Rund 2800 Schwerverletzte wurden 2022 gezählt, das waren zwar auch mehr als 2021 (2735) und 2020 (3068), aber 718 weniger als vor der Pandemie 2019. Dies gilt ebenfalls für die Leichtverletzten. Im vergangenen Jahr wurden rund 14 650 gezählt, das waren 625 weniger als 2019. Im Jahr 2021 wurden nur knapp 12 800 Verkehrsteilnehmer verletzt, im Jahr 2020 waren es etwa 13.500.

Zahl der Unfälle

Die Zahl der Unfälle ist von 2021 auf 2022 um 6,8 Prozent auf rund 135.000 gestiegen. Vor der Pandemie war sie aber auch höher als 2022: Die Polizei nahm 2019 fast 145 700 Verkehrsunfälle auf.

Die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern - ob mit oder ohne Motor – ist deutlich gestiegen. 4155 solcher Unfälle wurden aufgenommen, etwa 400 mehr als 2019 und fast 590 mehr als 2021. Ein Grund sei die wachsende Beliebtheit von Zweirädern wegen des Umweltschutzes und der Gesundheit, sagte Ebling. Die Zahl der Getöteten ging aber zurück von 23 im Jahr 2019 auf 13 im vergangenen Jahr.

Die Zahl der Unfälle mit E-Scootern nahm ebenfalls zu – innerhalb eines Jahres um rund 110 auf 300 (2022). Davon seien bei 226 Unfällen Menschen verletzt worden, einer starb.

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Die Unfälle mit Kindern sind im Vergleich zu 2019 (1434) um rund drei Prozent auf 1391 zurückgegangen. Auf dem Schulweg verunglückten 106 Jungen und Mädchen – 8 weniger als vor der Pandemie 2019.

Fast ein Fünftel aller Unfallbeteiligten waren junge Fahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Sie machten etwa zehn Prozent der Verkehrstoten aus, deutlich überproportional im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung, wie Ebling sagte. Junge Fahrer könnten selbst einen Beitrag leisten, dass sich dies ändere, etwa mit Sicherheitstraining.

Der Anteil der Verkehrsteilnehmer über 65 Jahren steigt und mit zunehmendem Lebensalter steigt auch das Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken, wie Ebling sagte. In der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen starben im vergangenen Jahr neun Menschen bei Verkehrsunfällen, bei den Menschen ab 75 Jahren aber 31. „Fast 78 Prozent der getöteten Seniorinnen und Senioren waren damit älter als 75 Jahre.” Und von 3270 Unfällen mit Verletzten, an denen Senioren beteiligt waren, wurden mehr als 2100 und damit fast 65 Prozent von dieser Altersgruppe verursacht. Davon waren 1470 Senioren mit einem Pkw unterwegs, 378 mit dem Rad oder Pedelec und 96 mit einem Motorrad.

Unfallursachen

Alkohol ist als Unfallursache in der Pandemie deutlich gestiegen. Die Pandemie habe – so auch die Auswertung einiger Krankenkassen – dazu geführt, dass mehr Alkohol getrunken wurde und sich dies auch fortgesetzt habe, sagte der neue Inspekteur der rheinland-pfälzischen Polizei, Friedel Durben. Bei 898 Unfällen mit Verletzten oder Getöteten war Alkohol 2022 die Hauptursache. Das waren jeweils 186 Fälle mehr als 2021 und 2020. Vor der Pandemie (2019) war Alkohol bei 782 Unfällen mit Toten und Verletzten die Hauptursache. Drogen waren 2022 bei 213 Unfällen die Hauptursache. 2019 war deren Konsum bei 156 Unfällen ausschlaggebend, 2021 aber schon bei 197.

Sicherheitsabstand, Geschwindigkeit und Vorfahrt waren allerdings vor und nach der Pandemie die Hauptursachen – deutlich öfter als Alkohol oder Drogen. Allerdings 2022 seltener als 2019.

Ablenkung

Ablenkung wird in der Unfallstatistik erst seit Anfang 2021 erfasst, wie Durben sagte. Bei rund 1000 Unfällen habe es 2022 Anzeichen dafür gegeben, dass sich die Fahrer ablenken ließen – nicht nur durch Handys, aber häufig. In drei Fällen habe dies zu tödlichen Unfällen geführt, in fast 300 zu Unfällen mit Verletzten. „Das Thema Ablenkung wächst.”

Die Polizei habe gute Erfahrungen mit dem Modellprojekt der Handyüberwachung in Trier und Mainz gemacht. Es habe einen präventiven Effekt gehabt. Genaue Zahlen nannten Durben und Ebling aber noch nicht. Es werde auch rechtlich geprüft, wie es mit dem Piloten weiter gehe.