Wegen Gasknappheit: So will Hessen 15 Prozent Energie sparen

Die Temperatur der Heizung runterdrehen kann ein erster Schritt sein, um Gas zu sparen.  Foto: dpa

Weniger Heizen und kaltes Wasser zum Händewaschen: Hessen will seinen Energieverbrauch um rund 15 Prozent senken. Der FDP greift das zu kurz, sie präsentiert ein eigenes Konzept.

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WIESBADEN. 648 Gigawattstunden verbraucht das Land Hessen im Jahr an Wärme in seinen Hochschulen, Ämtern und Polizeistationen – so viel wie 30.000 Einfamilienhäuser. 50 Prozent des Wärmeverbrauchs werden über Gas gedeckt. Viel Einsparpotenzial also in der kommenden Heizperiode von Oktober bis April. Mit zahlreichen Maßnahmen soll der Verbrauch „schnell und wirkungsvoll“ um bis zu 15 Prozent reduziert werden, kündigten Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) am Donnerstag an. Es komme jetzt darauf an, Gas zu sparen und für den Winter einzuspeichern.

Man fange nicht bei Null an, betonte Rhein. So habe das Land im Jahr 2020 300.000 Tonnen klimaschädliches CO2 eingespart. Im Rahmen der CO2-Minderungs- und Energieeffizienzprogramms für Hochschulen investiere man 365 Millionen Euro in energetische Sanierungen, um in den nächsten 30 Jahren 430.000 Tonnen CO2 zu sparen. Weitere Programme sollen folgen, etwa im Bereich der Mobilität.

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Hessen beschließt kurzfristige Spar-Maßnahmen

Um auf die aktuellen Preissteigerungen und Unsicherheiten durch russische Lieferstopps zu reagieren, hat das Land kurzfristige Maßnahmen beschlossen: In Gebäuden wird die Raumtemperatur auf 20 Grad abgesenkt, zum Händewaschen reicht kaltes Wasser, und ab sofort sollen Klimaanlagen nicht mehr auf unter 26 Grad kühlen. Dass auch die Bediensteten „auf ein wenig Komfort“ verzichten müssten, treffe sicher auf hohe Akzeptanz, hofft Al-Wazir. Jede Maßnahme helfe, „jede eingesparte Kilowattstunde ist hilfreich“. Auch als Beitrag, um angesichts steigender Gaspreise die Kosten im Griff zu behalten. Experten des Landes schätzen eine Ersparnis von 1,5 bis zwei Millionen Euro.

Mittelfristig werde man die Nacht- und Wochenendabsenkungen der Heizungen überprüfen, Betriebszeiten reduzieren und den Umstieg auf LED-Beleuchtung forcieren. Alle Maßnahmen sollen einem Monitoring unterliegen, um nachjustieren zu können.

FDP fordert 20 Prozent Energieersparnis

Der FDP-Fraktion im Landtag kommen die Maßnahmen zu spät und gehen nicht weit genug. Die Bundesnetzagentur fordere 20 Prozent Energieersparnis, warum solle das Land mit 15 Prozent auskommen, fragte FDP-Fraktionschef René Rock bei einer eigenen Pressekonferenz am Donnerstag. Man habe viel Zeit mit „Heimwerkertipps“ und „völlig unzureichenden Vorschlägen“ verschwendet. Die Liberalen fordern einen Krisenstab als Chefsache von Ministerpräsident Rhein, außerdem fortlaufende Stresstests, die Versorgungssicherheit der kritischen Infrastruktur, einen Energiesparplan und einen Härtefallfonds. Außerdem müssten Genehmigungen unbürokratisch erteilt, gegebenenfalls Kamine und Kachelöfen zugelassen werden, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Stefan Naas. Die drei letzten deutschen Atomkraftwerke sollen laut Rock „mindestens zwei Jahre“ weiterbetrieben werden. Die SPD kritisierte, die Landesregierung habe „die Chance vertan, per Verordnung die Ausstattung der Landesliegenschaften mit Solaranlagen voranzutreiben“, so der energiepolitische Sprecher der Fraktion, Stephan Grüger.