Früher einmal hatte das Idsteiner Bauunternehmer Dietmar Bücher auch sozial geförderte Wohnungen gebaut. Das war in den 80er Jahren, erinnert sich Gernot Lippert, Prokurist...
WIESBADEN. Früher einmal hatte das Idsteiner Bauunternehmer Dietmar Bücher auch sozial geförderte Wohnungen gebaut. Das war in den 80er Jahren, erinnert sich Gernot Lippert, Prokurist des Unternehmens. Da hatte Bücher in Frankfurt-Sachsenhausen und Frankfurt-Nied in großem Stil Mietwohnungen für den kleinen Geldbeutel errichtet, gemixt mit Eigentumswohnungen. Doch dann stellte Ende der 90er Jahre im Bund Rot-Grün die Regierung. Und die habe die Förderung des sozialen Wohnungsbaus gekappt. „Für uns war das unwirtschaftlich geworden“, sagt Lippert. Baugrundstücke werden immer teurer, auch die Baukosten waren zuletzt stark gestiegen. „Dafür reichen die Fördermittel nicht aus“. Denn Unternehmen, die für den Bau von Wohnungen Geld vom Staat beantragen, müssen sich auf der anderen Seite verpflichten, für eine längere Zeitspanne Mieten zu nehmen, die deutlich unter dem Marktüblichen liegen.
Ähnlich wie das Idsteiner Unternehmen dachten viele in der Branche. Der Bau von geförderten Wohnungen jedenfalls war in den vergangenen Jahren auf ein Minimum zurückgefallen. Während es in den 90er Jahren noch rund 200 000 Sozialwohnungen in Hessen gab, sank die Zahl 2016 auf 94 000, und 2017 auf 85 000 Sozialwohnungen.
Zwar hatten sich die Konditionen für sozialen Wohnungsbau zuletzt verbessert. Aus Sicht des Idsteiner Unternehmens aber waren sie immer noch nicht gut genug.
Das könnte sich jetzt ändern. Denn Hessens Wohnungsbauministerin Priska Hinz (Grüne) hat nochmals bessere Förder-Konditionen auf den Tisch gelegt. Sie will sozialen Wohnungsbau flexibler machen. Wer sich im geförderten Wohnungsbau engagiert, soll wählen können zwischen einer Preisbindung von 20 oder 25 Jahren. Bisher war nur eine Bindung von maximal 20 Jahren möglich.
Auch gewährt das Land bei 20 Jahren Bindung einen Zuschuss von 20 Prozent des Förderdarlehens, doppelt so viel wie vorher. Bei 25 Jahren Bindung beträgt der Zuschuss sogar 25 Prozent der Darlehenshöhe.
Sogar der Einbau eines Aufzugs wird gefördert
Künftig wird beim sozialen Wohnungsbau sogar der Einbau von Fahrstühlen mit bis zu 40 000 Euro pro Aufzug gefördert. Und in Einzelfällen können höhere Fördersätze genehmigt werden, wenn der Kaufpreis des Grundstücks sehr hoch ist.
Die neuen Konditionen haben die Neugier von Gernot Lippert geweckt. Der Prokurist des Bauunternehmens Dietmar Bücher will sie genau prüfen. Einen ersten Eindruck hat er schon gewonnen. Er sei „eher optimistisch“, es gebe „gute Ansätze“.
Von einem „enorm wichtigen Baustein“, um in Hessen für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, spricht Priska Hinz.
Andere sind skeptisch. „Ob die Regelungen ausreichend sind, wird sich zeigen“, sagt Axel Tausendpfund, Vorstand des Verbandes der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft. „Auch wenn die Zuschüsse in den neuen Förderkonditionen deutlich erhöht werden – was wir ausdrücklich begrüßen – scheint das Gesamtpaket noch nicht so gut zu sein, wie es sein müsste“.
Von Christoph Cuntz