Bouffier: Corona-Impfaktion wird acht bis neun Monate dauern

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Bis die ersten Dosen des Impfstoffs im Mainzer Impfzentrum verabreicht werden können, wird wohl noch einige Zeit vergehen.  Symbolfoto: dpa

Die hessische Regierung hat am Montag die Impfstrategie des Landes vorgestellt. Für die großangelegte Aktion sollen unter anderem bis zu 30 Impfzentren entstehen.

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WIESBADEN. Die hessische Landesregierung will im Land bis zu 30 Impfzentren einrichten, in denen pro Tag jeweils 1000 Impfungen gegen das Coronavirus erfolgen sollen. Damit könnten innerhalb von acht bis neun Monaten alle immunisiert sein, die sich impfen lassen wollten, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Montag bei der Vorstellung der Impfstrategie des Landes. Er lege dabei zugrunde, dass sich 60 bis 70 Prozent der Hessen, also etwa vier Millionen Menschen an der freiwilligen und kostenlosen Impfaktion beteiligen wollten.

Der Regierungschef sagte, mit dem bevorstehenden Start der Impfungen gebe es die berechtigte Hoffnung, im Kampf gegen die Pandemie ein gutes Stück voranzukommen und „vom Corona-Stress in der dunklen Jahreszeit Stück für Stück zu einem normalen gesellschaftlichen und privaten Leben zurückkehren zu können“.

Schätzung: 4000 bis 5000 Ärzte werden benötigt

In den Zentren sollten Impfstraßen eingerichtet werden, erläuterte Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne). Am Anfang stehe die gesetzlich vorgeschriebene Beratung durch einen Arzt. Die Impfung selbst könne dann auch von medizinischem Hilfspersonal vorgenommen werden. Die Landesregierung schätzt, dass in den Zentren 4000 bis 5000 Ärzte benötigt werden. Ärztekammer und Kassenärztliche Vereinigung hätten bereits signalisiert, dass sich genügend Mediziner zur Verfügung stellen würden, sagte Bouffier. Im Wesentlichen könne man dabei nur auf niedergelassene Ärzte zurückgreifen, da die Mediziner in den Kliniken bereits ausgelastet seien. „Allerdings erwarten wir natürlich von keinem Hausarzt, dass er seine Praxis für eine Woche zumacht“, erklärte der Regierungschef. Landkreise und kreisfreie Städte seien angewiesen worden, die Betriebsbereitschaft der Impfzentren bis zum 11. Dezember herzustellen, sagte Innenminister Peter Beuth (CDU). Ein aktueller Aktivierungsbefehl an die Kommunen werde folgen, sobald der Impfstoff zur Verfügung stehe. Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt müsse mindestens ein Impfzentrum einrichten. In den Großstädten würden voraussichtlich jeweils zwei Zentren zur Verfügung stehen, so der Innenminister.

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Bei den Einladungen zur Impfung würden die Behörden nach dem Vorbild von Wahlbenachrichtigungen auf die Daten der Einwohnermeldeämter zurückgreifen. Zur Identifizierung bestimmter Gruppen, die zuerst geimpft werden sollten, müssten Daten der Ärzteverbände etwa über Vorerkrankungen noch in das Verfahren implementiert werden, sagte Beuth. Für die Einladungen werde ein automatisiertes Verfahren erarbeitet, individuelle Terminvergaben werde es nicht geben können. Die Impfzentren sollten an sieben Tagen in der Woche von 7 bis 22 Uhr in Betrieb sein. Zusätzlich sollten mobile Impfteams für Menschen geschaffen werden, die nicht in die Zentren kommen könnten. Daran sollten auch Hilfsorganisationen und die Bundeswehr mit ihren Sanitätszügen beteiligt werden.

Auch Bouffier bekräftigt Freiwilligkeit

Es würden nicht sofort Impfdosen für alle zur Verfügung stehen können, betonte Klose. Zu den vorrangig zu impfenden Gruppen gehörten Menschen, die aufgrund ihres Alters oder Vorerkrankungen ein stark erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf aufwiesen, dann Mitarbeiter von stationären und ambulanten Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und der Altenpflege sowie relevante Gruppen wie Polizisten oder Feuerwehrleute. Bei der Priorisierung richte sich das Land nach den Empfehlungen der ständigen Impfkommission, des Deutschen Ethikrats sowie der nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Bouffier unterstrich die Freiwilligkeit der Impfungen. Eine Impfpflicht werde es auch nicht für Ärzte oder medizinisches Personal in den Zentren geben. „Ich gehe von einem großen Interesse dieser Gruppe aus, sich impfen zu lassen, aber gezwungen wird niemand“, sagte der Ministerpräsident. Die Verantwortung für die Impfzentren werde auf die Kreise und kreisfreien Städte abgewälzt, kritisierten SPD und FDP. Das Land müsse die Kommunen organisatorisch und personell unterstützen.