Bistum soll „sicher“ werden: Missbrauchsprävention

Projekt "Betroffene hören - Missbrauch verhindern"
© Christian Lademann/dpa

Als Reaktion auf den „Schock“ des Missbrauchsskandals hat das Bistum Limburg eine Vielzahl von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um einen Kulturwandel einzuläuten. Erklärtes Ziel...

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Limburg (dpa/lhe) - . Der Limburger Bischof Georg Bätzing sieht die Auseinandersetzung, Aufarbeitung und Verhinderung von sexuellem Missbrauch auch als eine Zukunftsaufgabe für das Bistum. Am Freitag stellte Bätzing die Ergebnisse eines umfassenden Projekts zur Missbrauchsprävention vor. Von 64 Maßnahmen seien innerhalb der vergangenen drei Jahre 42 umgesetzt worden, sagte der zuständige Theologe Caspar Söling. 16 Maßnahmen würden bis Anfang 2024 umgesetzt und sechs weitere synodal oder von der Deutschen Bischofskonferenz weiter bearbeitet. Bätzing ist auch Vorsitzender der Bischofskonferenz.

Damit seien die Weichen für einen tiefgreifenden Kulturwandel gestellt worden, sagte Bätzing. Die Diözese habe sich als deutschlandweit erste den systemischen Faktoren gestellt, die sexuellen Missbrauch begünstigen. Zugleich sei man mit der Arbeit nicht am Ende, „sondern hoffentlich an einem besseren Anfang, als wir es waren, als wir das Projekt gestartet haben“, sagte Bätzing.

Zu den Maßnahmen gehörte etwa der Aufbau einer Informationsplattform „SicherSein“. Sie richtet sich sowohl an haupt- und ehrenamtlich Tätige im Bistum als auch an die interessierte Öffentlichkeit. Hinzu kommt die Einrichtung einer Fachstelle gegen Gewalt als zentraler Punkt des Projekts. In der Fachstelle würden die Präventions- und Hilfsangebote des Bistums gebündelt, transparenter und erkennbarer gemacht. Zudem gibt es jährliche Complianceberichte, mit denen überprüft und offengelegt werden soll, ob die Neuerungen wirken. Eine externe Ombudsstelle für betroffene Kinder und Jugendliche soll außerdem gemeinsam mit dem Land Hessen auf den Weg gebracht werden.

Die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (UKO) im Bistum Limburg, Claudia Burgsmüller, begrüßte die Ergebnisse. In keinem anderen Bistum würden die strukturellen Ursachen, die zu sexuellem Missbrauch beitrügen, so konsequent angegangen wie im Bistum Limburg, sagte sie. Ob Betroffene gehört und Missbrauch verhindert werden könne, hänge maßgeblich auch vom Funktionieren der neuen Fachstelle ab.

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An dem Projekt „Betroffene hören - Missbrauch verhindern“ im Bistum Limburg hatten mehr als 70 Expertinnen und Experten mitgewirkt. Wichtiger Lerneffekt für ihn selbst nach der nunmehr erfolgten Umsetzung eines Großteils der Maßnahmen sei die Erkenntnis, dass die begünstigenden Faktoren für Missbrauch „im System der Kirche sitzen“, und es auch in seiner Verantwortung liege, dies zu verändern, sagte Bätzing. Einen ähnlichen Weg zu gehen, würde nach seiner Überzeugung vielen anderen Bistümern „auch guttun“, so der Bischof. Jedes Bistum müsse diese Aufgaben aber selbst leisten und könne Konzepte nicht einfach nur übernehmen. Zugleich geht er davon aus, dass sich der „Megatrend Kirchenaustritte“, durch die Maßnahmen nicht stoppen lässt. Das Bistum Limburg erstreckt sich auf Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz.