Die IT-Systeme der IHK in ganz Deutschland sind nach einem Cyberangriff offline. Betroffen sind damit auch die Standorte Darmstadt, Wiesbaden und Rheinhessen.
DARMSTADT . Die Industrie- und Handelskammer Darmstadt Rhein Main Neckar ist Opfer eines Hackerangriffs geworden – und mit ihr alle anderen Industrie- und Handelskammern in Deutschland. Bei sämtlichen IHK wurden die IT-Systeme heruntergefahren, nachdem ab Mittwochnachmittag verdächtige „Aktivitäten“ bemerkt worden waren.
Betroffen sind Systeme der IHK Gesellschaft für Informationsverarbeitung (GfI) mit Sitz in Dortmund, die von allen deutschen Kammern genutzt werden. Internetseiten der IHK waren nicht abrufbar, auch Telefonanlagen waren lahmgelegt. E-Mail-Accounts der Mitarbeiter seien ebenfalls betroffen, teilte die IHK Darmstadt mit. „Aufgrund einer Cyberattacke hat die IHK-Organisation ihre IT-Systeme aus Sicherheitsgründen vorsorglich heruntergefahren“, erklärte am Donnerstagmittag Robert Lippmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt. „Aktuell wird intensiv an einer Lösung und der weiteren Abwehr gearbeitet.“
Zeit der Prüfungen liegt hinter der IHK
Auch die IHK Rheinhessen mit Sitz in Mainz ist von dem Hackerangriff betroffen. Die Homepage ist nicht erreichbar, die Mitarbeiter auch nicht. Jedenfalls von außen und per E-Mail. Die Telefonleitungen funktionieren einwandfrei und auch intern, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz, sei es sehr wohl noch möglich, miteinander zu kommunizieren. Hauptsorge bereitet ihm die Tatsache, dass die sogenannten „elektronischen Ursprungszeugnisse“ jetzt nicht digital abrufbar seien. „Das wichtigste Dokument für den Außenhandel. Ohne, kommt die Ware nicht vom Hof.“ Man prüfe darum gerade mit Hochdruck, ob man die Papiere in Mainz und Worms manuell ausstellen könne. Glück im Unglück: „Die Zeit der Prüfungen liegt hinter uns, damit ist der wichtigste Part ohne Störungen geleistet“, nicht auszudenken, meint Jertz, man hätte während der Prüfungsphase nicht mehr auf Klausuren oder die Kommunikation zugreifen können.
In Worms ist das Dienstleistungszentrum der IHK am Nachmittag von außen telefonisch zu erreichen. Die Telefonleitungen funktionieren, dreimal klingelt das Telefon, bevor der Mitarbeiter abhebt und freundlich grüßt. Die Webseite der IHK für Rheinhessen lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder aufrufen. Telefonnummern oder E-Mail-Adressen nachschlagen? Das ist bis zum Abend noch nicht wieder möglich.
Auswirkungen auch auf Wiesbadener IHK
Eine Mail an den Pressesprecher der Wiesbadener Industrie- und Handelskammer (IHK) kommt als unzustellbar zurück. Wer die Homepage aufrufen will, erhält einen Warnhinweis: „Hacker könnten versuchen, Ihre Daten von www.ihk.de zu stehlen, zum Beispiel Passwörter, Nachrichten oder Kreditkartendaten.“
„Der Cyberangriff trifft uns alle“, sagt die Wiesbadener Hauptgeschäftsführerin Sabine Meder. Sie sei froh, dass nach jetzigem Stand offensichtlich keine Daten abgegriffen wurden. Die Sicherheitssysteme hätten gut funktioniert. Die IHK sei weiterhin arbeitsfähig. Beratungen fänden ganz normal statt. „Unsere Telefonanlage läuft nicht übers Internet“, sagte Meder. Einige Beschäftigte arbeiten zudem von zu Hause über das heimische WLAN. Dringende Ursprungszeugnisse werden ausgedruckt statt digital übermittelt. Sie werden von Unternehmen gebraucht, die Waren aus Deutschland ins Ausland exportieren.
Gänzlich verhindern könne man einen solchen Cyberangriff nicht, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Friedemann Götting. Es gebe jedoch auch in Wiesbaden einen Sicherheitsplan, anhand dessen die Server nach und nach wieder hochgefahren werden. Auch in der Vergangenheit habe es bereits Hackerangriffe gegeben, sie waren aber nicht erfolgreich.