Die Corona-Lage im Odenwaldkreis spitzt sich zu. Das Virus hat inzwischen fünf Altenheime erreicht.
ODENWALDKREIS. Die Corona-Lage im Odenwaldkreis hat sich unmittelbar vor dem Osterfest dramatisch zugespitzt. So schnellte bis zum Nachmittag des Karfreitags die Zahl der Todesopfer auf 23 nach oben, wie aus der entsprechenden Veröffentlichung der Pressestelle des Landratsamts in Erbach hervorgeht. Landrat Frank Matiaske hat sich angesichts der Verschärfung entschieden, zu Ostern eine Sonderbotschaft an die Bevölkerung zu richten. Allein gegenüber dem Vergleichszeitpunkt am Gründonnerstag starben sechs Menschen.
Der Odenwaldkreis steht damit vor einer Häufung tödlicher Covid-19-Verläufe, die es so in der gesamten Region noch nicht gegeben hat und der auch bezogen auf ganz Deutschland Seltenheitswert zukommt. Geschuldet sind die Vielzahl von Todesfällen und die starke Inanspruchnahme des Erbacher Gesundheitszentrums durch Corona-Patienten vor allem der Ausbreitung der Infektion in der stationären Altenpflege, die im Kreis stark präsent ist.
Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen in Wohn- und Pflegeheimen
Nach zwischenzeitlich drei Wohn- und Pflegeheimen hat das Sars-Cov-2-Virus inzwischen fünf dieser Häuser erreicht und sich dort zum Teil rasant ausgebreitet. Auch für die beiden neu betroffenen Einrichtungen haben die Inhaber und der Odenwaldkreis reagiert und die Häuser unter Quarantäne gestellt, wie die Kreisverwaltung auf Anfrage bestätigte. Auch wurden zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Dabei stimmten sich die Heimleitungen eng mit den Behörden ab, versicherten die Verantwortlichen. Neben zusätzlicher Schutzkleidung sowie Atemschutzmasken und Einmalhandschuhen für die Mitarbeiter greift auch der Pandemie-Plan. Vor Ort werde die Lage durch die Verantwortlichen in enger Absprache mit den Behörden überwacht, hieß es.
Altenheime gelten als anfällig für eine hohe Ansteckungsrate, die dann auf die von einem schweren Verlauf bedrohten betagten Menschen trifft. Von den sechs Toten der Stunden vom Donnerstag bis zum Freitagnachmittag kommen allein fünf aus den betroffenen Pflegeheimen. Von allen 23 Todesfällen entfallen 15 auf die Gruppe der Heimbewohner. Ihre Entsprechung findet diese Verteilung der Mortalität in den Altersspannen, denen die Verstorbenen angehörten: Von den 23 in Zusammenhang mit Corona gestorbenen Bürgern des Odenwaldkreises war keiner jünger als 60 Jahre.
Alter und bestimmte Vorerkrankungen gelten als Hauptrisiken für schweren Verlauf
Der Altersgruppe von 60 bis 69 Jahren gehörte ein Todesopfer an, die als erste Betroffene in der Region ums Leben gekommene Frau. Vier Personen waren zwischen 70 und 79 Jahre alt, 13 zwischen 80 und 89 Jahre. Fünf waren älter als 90 Jahre. Wie das Kreisgesundheitsamt weiter wissen lässt, litten alle unter Vorerkrankungen, als sie sich mit dem Corona-Virus ansteckten. Zusammen mit dem Alter gelten bestimmte Vorerkrankungen als Hauptrisiken für einen schweren Verlauf.
Neben den Schreckensnachrichten vom Karfreitag verblasst eine ebenfalls in der kreisbezogenen Corona-Bilanz enthaltene positive Botschaft: Insgesamt 53 Männer und Frauen aus dem Odenwaldkreis haben ihre Sars-Cov-2-Infektion überstanden und sind von ihren Symptomen genesen, sofern diese nicht ohnehin größtenteils oder ganz ausgeblieben waren. Wieder gesund sind damit etwa 30 Prozent der Odenwälder mit nachgewiesener Corona-Infektion, denn deren Zahl hat das Kreisgesundheitsamt in seinem jüngsten Bericht mit 180 angegeben. Daraus und aus der Todesrate folgt eine aktuelle Patientenzahl von 104 Frauen und Männern. Von ihnen werden 23 in Krankenhäusern behandelt. Das für den Corona-Bedarf völlig umorganisierte Gesundheitszentrum Odenwaldkreis (GZO) in Erbach versorgt 15 Patienten, davon sieben auf der Intensivstation. Kliniken außerhalb des Kreises kümmern sich um acht weitere Betroffene.
Außerdem liegen im Erbacher Gesundheitszentrum weitere 13 Personen mit Verdacht auf eine Covid-19-Erkrankung. Sie sind auf Sars-CoV-2 getestet worden, aber das Ergebnis steht noch aus. Die Gesamtbelastung der Klinik des Odenwaldkreises liegt damit bei 28 Patienten.