Skifahren und Klimawandel – geht Winterurlaub nachhaltig?
Immer mehr Schneekanonen und Eingriffe in die Natur. Skiurlaub passt nicht recht in Zeiten von Klimawandel und Energiekrise. So fährt man ohne Verzicht klimafreundlicher Ski.
Aus aller Welt. Nach Weihnachten machen sich wieder Millionen Deutsche auf den Weg in die Alpen: Mit Ski und Snowboard geht es ab auf die Pisten. Kilometerlange Abfahrten, atemberaubendes Bergpanorama, Après-Ski und der Gang in die Sauna gehören für viele zu einem perfekten Winterurlaub. Aber ist ein Skiurlaub in Zeiten des Klimawandels und steigender Energiekosten überhaupt noch ökologisch vertretbar?
In den Bergregionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hieß es zuletzt aufgrund des einsetzenden Schneemangels: immer höher, schneller, weiter. Mehr Schneekanonen, mehr Liftanlagen, die die Skigebiete erweitern und miteinander verbinden. Mehr Bettenburgen und Annehmlichkeiten für die zahlungsbereiten Skiurlauber. Koste es, was es wolle – schließlich ist Wintertourismus der entscheidende Wirtschaftsfaktor im Alpenraum. Doch die Eingriffe in die Natur durch Wasserreservoirs für die Beschneiungsanlagen, planierte Bergwiesen und gerodete Wälder sind das exakte Gegenteil von nachhaltigem Tourismus. Immerhin: Es gibt Bestrebungen, Ideen und Entwicklungen, die den ökologischen Fußabdruck im Winterurlaub verkleinern können. Und Touristen können selbst einiges für ihre Klimabilanz beachten.
Anfahrt ins Skigebiet verbraucht am meisten CO2
Die An- und Abreise mit dem Auto sorgt für den stärksten Einfluss auf den eigenen CO2-Fußabdruck. Studien des Nachhaltigkeitsforschers Tobias Luthe von der ETH Zürich gehen von rund 75 Prozent des CO2-Ausstoßes während eines einwöchigen Skiurlaubs aus. Demnach entfallen fünf bis acht Prozent auf Beschneiung, Pistenpräparation und Liftbetrieb. Der Rest ist auf Hotels und Gastronomie zurückzuführen.
Dabei gibt es etliche Skigebiete, die gut mit dem Zug zu erreichen sind und vor Ort kostenlose Skibusse anbieten. Ein längerer Skiurlaub am Stück ist zudem klimafreundlicher als mehrere Kurztrips oder Tagesausflüge. Das Ausleihen von Ski-Equipment macht die Anreise per Bahn auch weniger umständlich. So umgeht man Stau, Maut und steigende Spritpreise. Eine Alternative sind auch Gruppenreisen im Reisebus – damit sinkt der Pro-Kopf-Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases.
Skigebiete ohne künstliche Beschneiung
Das Dilemma: Laut Berechnungen des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) aus Davos in der Schweiz dürfte die natürliche Schneedecke in den Alpen ohne Klimaschutz Ende des Jahrhunderts um bis zu 70 Prozent abnehmen. Naturschnee wäre dann nur über 2500 Meter für einen rentablen Skibetrieb vorhanden. Daher setzen die meisten Skigebiete auf energieintensive künstliche Beschneiung, die zugleich Millionen Liter Wasser verbraucht.
Zuletzt konzentrierten sich viele Urlauber auf die Hotspots des Wintersports wie Ischgl, Sölden und Co. Die einst kleinen Bergdörfer wachsen in den Wintermonaten zu Städten an. Inklusive der typischen Probleme: Müll, Lärm sowie Verschmutzung von Boden, Wasser und Luft.
Nur noch vereinzelt sind Skigebiete zu finden, die komplett auf Schneekanonen verzichten und rein auf Naturschnee setzen. In den Alpen haben sich beispielsweise 25 Skigebiete zum Label „Alpin Pearls“ zusammengeschlossen. Sie zeichnen sich laut eigenen Angaben durch gute Anbindung an den ÖPNV, den Einsatz erneuerbarer Energien sowie sanften Tourismus aus – ohne Kunstschnee.
Zurück zum Ursprung des Wintersports?
Muss es überhaupt immer mit der Gondel hoch auf den Berg und auf den breiten, beschneiten Pistenautobahnen wieder runter ins Tal gehen? Wandern im Schnee, Skilanglauf oder geführte Skitouren sind Alternativen. Der Aufstieg erfolgt über eigene Muskelkraft, die Abfahrt ist dann das lohnende Ergebnis. Wichtig dabei zu beachten: Damit Umwelt und Tiere nicht zusätzlich leiden, nicht im Naturschutzgebiet oder abseits von Loipen, gesteckten Skirouten und Wegen unterwegs sein. Zudem ist das Risiko von Lawinenabgängen geringer.
Nachhaltige Kleidung und Unterbringung
Beim Kauf von Skiklamotten lohnt sich Recherche und das Prüfen von Nachhaltigkeitssiegeln. Bei Hotels und Restaurants lässt sich ebenfalls der Fußabdruck verkleinern: Wichtig ist, wie das Hotel beheizt und wie der Strom erzeugt wird. Regionale Produkte in der Gastronomie senken zudem den CO2-Ausstoß und fördern lokale Landwirte und Produzenten. In Österreich kann das Umweltzeichen „Blaue Schwalbe“ Hilfestellung beim Buchen geben.
Skigebiete müssen Klima aus Eigeninteresse schützen
Liftbetreiber und Verantwortliche in den alpinen Skigebieten müssen sich Gedanken machen, wie Wintersport in Zukunft aussehen soll und rentabel bleibt. Investitionen in erneuerbare Energien gehören genauso dazu, wie die Weiterentwicklung von Beschneiungsanlagen. Denn Schneekanonen trocknen die Alpenregionen aufgrund des hohen Wasserverbrauchs zunehmend aus.
In Obergurgl-Hochgurgl wurden bereits neue Generationen von Schneekanonen getestet. Ein Start-up aus Niederösterreich hat den Neuschnee-Generator entwickelt. Wie in der Natur soll in einer „Wolke“ Schnee auf natürliche Art produziert werden. Von unten wird Wasser in eine Art Ballon gespritzt (die „Wolke“), ein Ventilator zerstäubt das Wasser, im Inneren treffen die Wasserpartikel auf feine Eiskristalle. Daraus wachsen, wie in der Natur, Schneekristalle. Haben diese eine gewisse Größe erreicht, fällt der Pulverschnee unten aus dem Ballon. Bis zu 15 Kubikmeter-Schnee sollen so pro Wolke in der Stunde produziert werden können. Bei herkömmlichen Schneekanonen werden aus einem Kubikmeter Wasser bei guten Verhältnissen lediglich rund zwei Kubikmeter Schnee. Serienreif eingesetzt wird diese neue Form der Beschneiung allerdings noch nicht.
Derzeit belastet Skifahren in der herkömmlichen Form Klima und Natur, aber man kann diese Belastung zumindest reduzieren.