Schule in Corona-Zeiten: Schulleiter aus Gedern, Nidda und Kefenrod mit erster Bilanz
Seit der vergangenen Woche erhalten die meisten Schüler wieder Präsenzunterricht - allerdings unter gewissen Auflagen. Schulleiter aus Gedern, Nidda und Kefenrod ziehen eine erste Bilanz.
Von Paulina Schick
Das Aufstellen haben die Schüler der ersten bis dritten Klassen der Herzbergschule in Kefenrod schon in den Pausen geübt: Markierungen am Boden helfen den Kindern, sich in ausreichendem Abstand aufzustellen, während sie auf die Busse warten. Foto: Schick
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Gedern/Nidda/Kefenrod. Die schrittweise Rückkehr zu einem eingeschränkten Schulbetrieb läuft: Seit der vergangenen Woche erhalten die meisten Schüler wieder Präsenzunterricht - allerdings nur zeitweise und unter gewissen Auflagen. Die hatte das Land Hessen Ende April in einem Hygieneplan festgelegt, über die konkrete Umsetzung entschieden die Schulen selbst. Aber wie läuft es dort, wie geht es Schülern und Lehrern? Der Kreis-Anzeiger hat darüber nicht nur mit den Schulleitern Thomas Dauth (Gesamtschule Gedern), Guido Erben (Schule am Niedertor Wenings und Herzbergschule Kefenrod) und Alexa Heinze (Gymnasium Nidda) gesprochen, sondern auch mit dem Schulsprecher der Gesamtschule Gedern, Johannes Grundmann, und dessen Stellvertreterin Hannah Troll.
"Dass die Regelung des konkreten Ablaufs bei den Schulen selbst liegt, ist in dieser Situation definitiv von Vorteil", findet Guido Erben. Als Schulleiter gleich zweier Grundschulen weiß er aus eigener Erfahrung, dass eine einheitliche Umsetzung aufgrund verschiedener Gegebenheiten bei der Schüler- und Lehrerzahl sowie der Größe des Schulgeländes und der Räume nahezu unmöglich gewesen wäre.
"Die Schutzkonzepte konnten wir sehr gut erproben, als anfangs nur die Viertklässler in die Schule kamen", bilanziert Erben. "Dadurch waren wir bei der Rückkehr aller anderen Schüler gut vorbereitet." Seit Anfang dieser Woche werden die Klassen der Erst- bis Drittklässler halbiert und jeweils zwei Tage pro Woche unterrichtet.
Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung der Hygienevorgaben ist die Gesamtschule in Gedern: Seit zwei Wochen gibt es für alle knapp 600 Schüler aus der Sekundarstufe wieder Präsenzunterricht. Um das zu koordinieren, hat sich Thomas Dauth einiges einfallen lassen. Auf dem Pausenhof hat jede Klasse einen "Stellplatz", von dem es über ein Einbahnstraßensystem in die Klassenräume geht. Dort hat jeder Lehrer einen eigenen Holzkeil, um die Türen ohne großen Kontakt offenzuhalten. Die Ausarbeitung der Pläne und Abläufe sei ein enormer Aufwand gewesen, sagt Dauth, aber: "Das oberste Gebot ist die Wahrung des Gesundheitsschutzes. Unter Einhaltung dessen sollen wir so viel Unterricht stattfinden lassen, wie möglich." So sind derzeit 180 Schüler pro Tag an der Schule. "Da unsere Hauptschulklassen sehr klein sind, können sie jeden Tag kommen und verpassen kaum etwas." Die Klassen des Real- und Gymnasialschulzweigs werden jeweils halbiert und wochenweise im Wechsel beschult. Lediglich die Abschlussklassen hatten mehr Unterricht.
"Ich würde nicht sagen, dass uns durch die Situation ein großer Nachteil entstanden ist", findet Johannes Grundmann, Schulsprecher der Gesamtschule. "Es war zu Beginn sehr ungewohnt, zum Beispiel die Nummerierung der Sitzplätze, aber wir haben uns schnell daran gewöhnt", bestätigt seine Stellvertreterin Hannah Troll. Die beiden 16-Jährigen haben vergangene Woche drei Abschlussprüfungen geschrieben und müssen jetzt nicht mehr zur Schule. "Insgesamt ist die Stimmung auch bei den Kleineren ruhiger, auch sie nehmen die Situation ernst und verhalten sich rücksichtsvoll", berichtet Hannah Troll. "Wir hatten zunächst einige Zweifel, ob das alles funktionieren würde. Einige Querschläger gibt es immer, aber auch das Homeschooling hat durch den guten Informationsfluss sehr gut funktioniert", findet Johannes Grundmann.
"Trotz großer Freude beim Wiedersehen hielten sich die meisten Kinder an die Regelungen", lobt auch Guido Erben seine Schützlinge. Die Kinder verstünden im Allgemeinen, dass es sich um eine besondere Situation handele, und wollten ihren Beitrag zum Schutz der Gesundheit leisten.
Mit einigen Schwierigkeiten war der Start am Gymnasium in Nidda verbunden: Aufgrund der kleinen Räume im Schulgebäude aus den 70er Jahren war der Präsenzunterricht für alle Schüler nur sehr eingeschränkt möglich. "Wir versuchen stets, schülerorientiert zu handeln, und setzten die Prioritäten zunächst bei den Abiturprüfungen und den Schülern der Qualifikationsphase zwei, die im nächsten Jahr ihr Abitur schreiben", schildert Schulleiterin Alexa Heinze. Nach den Richtlinien des Kultusministeriums soll jeder Schüler bis zu den Sommerferien mindestens acht Tage lang die Schule besucht haben, wobei jedoch keine Stundenzahl vorgegeben ist. In Nidda wären es nach dem anfänglichen Konzept der Rückkehr zum Schulbetrieb für einige Schüler nur drei Tage mit jeweils sechs Stunden gewesen. Nach der Beschwerde einiger Eltern musste die Schulleitung auf ein Schichtsystem umstellen, um mehr Präsenzunterricht zu gewährleisten. "Dadurch müssen vor allem die Schüler der Oberstufe nachmittags zum Teil sehr lange auf ihre Busse warten. Und auch die Bildung von Fahrgemeinschaften entspricht dem Hygieneplan ja eher weniger", sagt Heinze. Das Homeschooling funktioniere dank des Lernmanagementsystems "wtkedu" des Wetteraukreises sehr gut.
Diese Ansicht teilt man auch in Kefenrod, Wenings und Gedern. "An der Stelle muss man den Wetteraukreis wirklich loben", sagt Guido Erben. Zur Kommunikation mit den Eltern werde die Plattform in seinen Schulen jetzt mehr und mehr aufgebaut. "Auch wenn in dem Alter alles noch sehr abhängig von den Eltern ist, schafft das durchaus Perspektiven für die Zukunft", findet der Schulleiter. Er glaubt, dass die Situation für seine Schützlinge die Chance bietet, selbstständiger zu werden und zu wachsen. Seit der Rückkehr in die Schule arbeiteten sie sehr intensiv und motiviert. "Ob die Kinder gestärkt aus der Krise hervorgehen, hängt jetzt davon ab, wie Lehrer und Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen und sie begleiten."
"Bei ,wtkedu' hat der Kreis schnell gehandelt. Inzwischen sind sogar Videokonferenzen mit den Schülern möglich", bilanziert Thomas Dauth. Auch er sieht darin Perspektiven für die Zukunft. "Ich bin wirklich stolz auf das Lehrerkollegium, wie wir innerhalb von drei Tagen den Unterricht digital organisiert haben und alle engagiert mitarbeiten." Durch die Überbrückung komme man jetzt schneller voran im Stoff. "Den Lehrer werden digitale Medien nie ersetzen, aber beispielsweise für Feedbacks sind sie eine sinnvolle Ergänzung, an die wir jetzt anknüpfen und die wir auch weiterhin in den Schulalltag einbinden werden."