ARD und ZDF berichteten am Montagabend zwar in ihren Nachrichtensendungen über den Brand von Notre-Dame, unterbrachen aber ihr aktuelles Programm nicht. Dafür gibt es massive...
PARIS. Wegen ihrer zurückhaltenden Berichterstattung über den Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame am Montagabend stehen ARD und ZDF massiv in der Kritik. Losgetreten hatte die Lawine der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), der am Montagabend auf Twitter schimpfte: „Russia Today und Al Jazeera berichten, rechte Hetzer verbreiten erste Verschwörungstheorien und der öffentlich-rechtliche Rundfunk schläft.“ Zuvor hatte sich schon die frühere WDR-Chefredakteurin Sonia Seymour-Mikich darüber mokiert, dass sie CNN oder NBC einschalten müsse, um sich über die Ereignisse in Paris auf dem Laufenden zu haltenden.
ARD und ZDF berichteten zwar innerhalb ihrer Nachrichtensendungen über den Brand, hielten es aber nicht für nötig, ihr aktuelles Programm zu unterbrechen oder um aktuelle Formate wie „ARD-Brennpunkt“ oder „ZDF spezial“ zu ergänzen. „Warum gab es keinen ARD-Brennpunkt zum Brand von Notre Dame, neben dem Eiffelturm das Symbol Frankreichs? Schwer nachzuvollziehen“ wunderte sich der ehemalige Leiter des ARD-Hauptstadtbüros Berlin, Ulrich Deppendorf, ebenfalls via Twitter.
Das ZDF sieht offenbar keinen Anlass, Fehler einzugestehen. Die „heute“-Redaktion habe schnell reagiert, schon um 19.16 Uhr sei online eine erste Meldung gepusht worden, inklusive eines Augenzeugen-Videos, so das Statement der ZDF-Pressestelle am Dienstagvormittag. Innerhalb der „heute“-Sendung habe Moderatorin Barbara Hahlweg die Zuschauer gegen 19.15 Uhr zumindest in groben Zügen informiert. Im weiteren Verlauf des Abends seien aktuelle Meldungen und Videos aus Paris für das Online-Angebot aufbereitet und laufend aktualisiert worden. Das „heute journal“ mit Claus Kleber habe dann ausführlich und live berichtet, auch mit Einschätzungen der ZDF-Korrespondentin am Seine-Ufer. Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, nahm die Öffentlich-Rechtlichen in Schutz: „Für diese harsche Kritik gibt es keinerlei Berechtigung.“
Es gibt weitere Stimmen, die ARD und ZDF zur Seite sprangen. „Eine brennende Kathedrale, so weltberühmt Notre-Dame auch ist, gehört nicht zu einer akuten Gefahrenlage“, schrieb Thomas Lückerath, Chefredakteur des Online-Medienmagazins DWDL. "Das live im Hauptprogramm? Es wäre eher Desaster Porn.“