Dschungelcamp 2023: Vom Ekel-TV zur Kult-Sendung

aus Dschungelcamp

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Dschungelcamp-Moderatorin Sonja Zietlow mit ihrem neuen Co-Moderator Jan Köppen, der den Job ab 2023 von Daniel Hartwich übernimmt.

Seit 2004 sendet „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ aus dem Dschungel. Kritiker wanken zwischen Verriss und Bewunderung. Was die RTL-Show so erfolgreich macht.

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Deutschland/Australien. Von Freitag, 13. Januar an wird es wieder an 18 Abenden „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ aus vielen Fernsehgeräten der Nation schreien. Dann nämlich beginnt die neue, mittlerweile 16. Staffel des „Dschungelcamps“ – ein TV-Dauerbrenner des Senders RTL. Wie die Fernsehshow zu dem wurde, was sie heute ist, und was die Fans in diesem Jahr erwarten können.

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Nach dem coronabedingten Südafrika-Trip 2022 und der „Dschungelshow“ 2021 in Köln-Hürth, geht es wieder zurück nach Australien. Der Kampf um die Dschungelkrone 2023 wird also wieder im „Original-Dschungelcamp“ entschieden. Wer tritt in die Fußstapfen des amtierenden Dschungelkönigs Filip Pavlović?

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Zietlows Co-Moderator: Auf Daniel Hartwich folgt Jan Köppen

Nach dem Tod des Moderators Dirk Bach Anfang Oktober 2012 war zunächst unklar, ob die Sendung fortgeführt werden würde. Schließlich übernahm RTL-Moderator Daniel Hartwich ab Staffel sieben und konnte Kritiker sowie Fernsehzuschauer mit seiner humoristischen und sympathischen Art direkt überzeugen. Vergangenes Jahr wurde von RTL bestätigt, dass Hartwich aus „familiären Gründen“ die Moderation abgibt. Sein Nachfolger ist Jan Köppen. Der 39-jährige gebürtige Gießener ist demnach der dritte Moderator, der bei „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ an der Seite von Sonja Zietlow steht und das Geschehen im Camp kommentiert.

Dirk Bach und Sonja Zietlow moderierten die RTL-Sendung "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" von 2004 an gemeinsam bis 2012. Der beliebte Schauspieler und Moderator starb damals unerwartet im Alter von 51 Jahren.
Daniel Hartwich ist nicht mehr Moderator des Dschungelcamps – aus familiären Gründen, wie er selbst ankündigte. Neben Victoria Swarovski moderiert er aber weiterhin die Tanzshow "Let's Dance" und weitere Sendungen für RTL.
TV-Moderator Jan Köppen zeigt bei RTL, wie vielseitig er einsetzbar ist. In den vergangenen Jahren hat er immer mehr Sendungen übernommen. Bei den Fans ist der gebürtige Gießener wegen seiner humorigen Art und spontanen Sprüche beliebt.

Die preisgekrönten und humoristischen, teils an das politische und gesellschaftliche Tagesgeschehen angelehnten Moderationstexte werden von dem als Podcaster bekannten Autor Micky Beisenherz und Zietlows Ehemann Jens Oliver Haas geschrieben. Bemerkenswerte Szenen des „Dschungels“ werden jeden Abend in einer Tageszusammenfassung gezeigt, zumeist untermalt von humoristischen Bemerkungen des Moderatorenduos, das dabei auch den Bekanntheitsgrad der Teilnehmer ironisch kommentiert. Dieser Teil der Show ist bei den Fans besonders beliebt und findet auch Beachtung bei den sonst eher kritisch eingestellten TV-Kritikern und Feuilletonisten.

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Echtes Dschungel-Set statt TV-Studio

Produziert wird die Sendung, anders als oftmals fälschlicherweise vermutet, nicht in einem Fernsehstudio, sondern in Nähe des echten australischen Dschungels, auf einem ehemaligen Farmgelände in New South Wales, nahe Murwillumbah. Das zuvor offene Gelände wurde aufwändig umgestaltet, bebaut und mit Kamera- und Tontechnik ausgestattet. Im „deutschen“ Dschungelcamp wird auch die britische Originalsendung gedreht.

Für Zuschauer einfaches Konzept zum Aufregen und Mitmachen

Das Konzept der Sendung, das aus dem Vereinigten Königreich stammt und weltweit adaptiert wird, ist einfach erklärt: Zehn bis zwölf Prominente leben bis zu zwei Wochen lang in einem sogenannten Dschungelcamp in Australien unter ständiger Beobachtung durch Fernsehkameras. Ziel der Teilnehmer ist es, die Gunst der Zuschauer zu gewinnen und so lange wie möglich im Camp zu bleiben, um als Dschungelkönig per Anruf gewählt zu werden.

An jedem Tag muss mindestens ein Kandidat eine Aufgabe bestehen – die Dschungelprüfung. Dazu gehört, angsteinflößende oder abstoßende Situationen zu überwinden, beispielsweise indem kleinere, exotische Tiere oder Teile von Tieren – zum Beispiel Hoden – zubereitet, tot oder lebend verspeist werden müssen. Zudem werden die Kandidaten in den meisten Prüfungen mit Maden, Käfern, Spinnen und Schlangen überschüttet oder anderweitig mit ihnen konfrontiert. Seit 2020 verzichtet RTL darauf, das Verspeisen von lebenden Tieren als Teil einer Dschungelprüfung zu verwenden. Das wurde jahrelang von Tierschutzorganisationen wie PETA gefordert.

Etwas zögerlich legt sich Lisa Fitz 2004 bei der ersten Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" Maden auf die Hand - um sie anschließend blitzschnell im Mund verschwinden zu lassen. Diese und weitere "Ekelprüfungen" sorgten damals für einen TV-Eklat, heute sind sie beliebt und Kult.
Etwas zögerlich legt sich Lisa Fitz 2004 bei der ersten Staffel von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" Maden auf die Hand - um sie anschließend blitzschnell im Mund verschwinden zu lassen. Diese und weitere "Ekelprüfungen" sorgten damals für einen TV-Eklat, heute sind sie beliebt und Kult. (© picture-alliance/dpa/Stefan Menne)

Ziel der Prüfungen ist, so viele Sterne wie möglich und damit zusätzliches Essen zu erspielen. Denn ansonsten drohen den Camp-Bewohnern tagelang Bohnen und Reis. Das soll die Stimmung herunterdrücken und somit unterhaltsame Konfliktsituationen unter den reizbaren Bewohnern schüren.

Dschungelcamp-Gewinner und Prüfungsrekordhalter

Den Dschungelprüfungsrekord hält Danni Büchner. Die Zuschauer wählten sie in jede Prüfung, über die per Telefon abgestimmt werden konnte. Schadenfreude pur – denn geschickt stellte sie sich nicht gerade an und erspielte kaum Sterne für sich und ihr Team. Insgesamt musste Danni Büchner zwölfmal ran.

Den Serien-Rekord hält seit 2019 aber Gisele Oppermann. Neun Mal in Folge (!) durfte oder eher gesagt musste sie in die Dschungelprüfung. Doch damit nicht genug: Die Ex-Kandidatin der ProSieben-Show „Germany’s Next Topmodel“ und betitelte „Heulsuse“ ist auch der Promi, der bei den Prüfungen am häufigsten den einen Satz gesagt hat: „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ Vor ihr hat kein Star jemals fünf Prüfungen abgebrochen. Übrigens darf der berühmte Satz während der Prüfungen gesagt werden, ohne dass man die komplette Sendung verlassen muss. Einzige Konsequenz: Abbruch der Dschungelprüfung und mit null Sternen zurück ins Camp.

Unterschiedliche Gagen spiegeln Prominenten-Status wider

Spannend ist zudem Jahr für Jahr, was die „Promis“ in ihren Verträgen als Gage für den Auftritt in der Dschungelshow aushandeln können. Die Bild-Zeitung berichtet für die aktuelle Staffel, dass Claudia Effenberg sich ihre Teilnahme mit rund 500.000 Euro bezahlen lassen soll. C- und D-Promis wie Reality-Sternchen müssen sich da schon mit 30.000 bis 50.000 Euro begnügen. Die komplette Gage wird erst ausgezahlt, wenn der jeweilige Promi bis zu seinem Rauswurf durch die Zuschauer oder bis zum Ende der Staffel im Camp bleibt und nicht gegen etliche Auflagen seitens des Senders verstößt. Daher sollte der Exit-Satz „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ schon aus rein finanzieller Sicht wohlüberlegt sein.

Anders als noch in den ersten Staffeln: Wer Dschungelkönigin oder Dschungelkönig wird, kann sich seit 2019 zusätzlich über ein Preisgeld von 100.000 Euro freuen. Das dürfte eine besondere Motivation für einige der Teilnehmer sein, sich durchzubeißen und eine „gute Show“ abzuliefern, um von den Zuschauern Abend für Abend, und schließlich im Finale, gewählt zu werden.

Auf Instagram macht der Sender RTL auf den Staffelstart vom Dschungelcamp aufmerksam. Dort wird die aktuelle 16. Staffel mit Hintergrundgeschichten und den neuesten Ereignissen begleitet.

Dschungelcamp: Verabscheut, kritisiert und hochgelobt

Das Dschungelcamp wurde insbesondere während der ersten Staffel heftig kritisiert. Medienwissenschaftler, Vertreter von Politik und Kirche sowie Prominente sahen die Menschenwürde der Kandidaten verletzt. Der Psychiater Mario Gmür sagte in der FAZ, die Sendung künde von einer „regrediert-infantilen Verfassung“. Das Sadistische werde nicht mehr sozial geächtet und die Zuschauer wollten bei der Geburt und der Hinrichtung von Helden dabei sein. 

Nach dem Erfolg der ersten Staffeln änderte sich die öffentliche Wahrnehmung allmählich. Der skurrile Spielinhalt der Show und die Ironie, mit der die Teilnehmer und ihr jeweiliger Bekanntheitsgrad dargestellt werden, fanden nun zunehmend auch positive Kritik. So bezeichnete das Medienmagazin DWDL die Sendung als „wirklich gut gemachtes Fernsehen. Man merkt förmlich, mit welch außerordentlicher Liebe zum Detail diese Show gemacht wird.“

Für Diskussionen sorgte wiederum Anfang 2013 die Nominierung der sechsten Staffel der Sendung für den renommierten Grimme-Preis. 

Quotenerfolg sorgt für hohe Einnahmen bei RTL

Das Dschungelcamp ist von Beginn ein wahrer Quotenerfolg für den TV-Sender RTL, mit Marktanteilen am späten Abend teils über 50 Prozent. Das Finale der vierten Staffel wurde wie bereits bei der dritten Staffel parallel zu der ZDF-Erfolgsshow „Wetten, dass..?“ ausgestrahlt. Trotz der starken Konkurrenz konnte die letzte Ausgabe der vierten Staffel 7,17 Millionen Menschen erreichen. Das Finale der fünften Staffel im Jahr 2011 sahen im Schnitt 8,93 Millionen Menschen, womit es sich von allen Staffeln um die Folge mit den bisher höchsten Zuschauerzahlen handelt.

Zwar ging die Quotenkurve in den letzten Jahren merklich zurück, lohnen scheint sich der Produktionsaufwand in Australien für RTL aber dennoch. Wie die Bild-Zeitung in einem Bericht 2017 veröffentlichte, sollen besonders die Werbeeinnahmen die Kassen bei RTL klingeln lassen. Ein einziger Werbespot habe demnach zwischen 56.000 und 135.000 Euro gekostet, je nachdem, wie lang dieser Spot während der Sendung gespielt wird. Rechnet man für eine einzelne Folge einer Staffel 24 Minuten Werbung und zehn Einblendungen, ergibt sich ein Werbeumsatz von bis zu 4,7 Millionen Euro. Kosten soll eine Sendung ungefähr 1,9 Millionen Euro. Das würde bedeuten, der Sender könnte an einer Sendung rund 2,8 Millionen Euro verdienen. Die gesamten Produktionskosten samt Mitarbeiter, Gagen und Unterbringung für „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ belaufen sich laut „Bild“ auf geschätzt rund 30 Millionen Euro im Jahr.

Heimlicher Star der Show: Dr. Bob

Der australische Spezialeffekts-Artist Robert Bob McCarron alias "Dr. Bob", bekannt aus der RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", ist der heimliche Star der Sendung und absoluter Fan-Liebling.
Der australische Spezialeffekts-Artist Robert Bob McCarron alias "Dr. Bob", bekannt aus der RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", ist der heimliche Star der Sendung und absoluter Fan-Liebling. (© picture alliance / dpa / Marius Becker)

Anders als in der britischen Ausgabe bleibt Dr. Bob den deutschen TV-Zuschauern weiterhin als sympathischer Notfallsanitäter und „Dschungelprüfungs-Erklärer“ erhalten. Robert „Dr. Bob“ McCarron ist seit der ersten Staffel als Dschungelarzt dabei. Was viele nicht wissen: Im Jahr 2000 übernahm der australische Maskenbildner, Spezialeffekt-Künstler, Wildbiologe und Rettungssanitäter die medizinische Leitung der Eröffnungs- sowie der Abschlussfeier bei den Olympischen Sommerspielen in Sydney.

Alle Sendetermine des Dschungelcamps 2023 im Überblick

Die erste Folge der 16. Staffel von „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ findet am Freitag, 13. Januar 2023, statt. Das Finale ist für Sonntag, den 29. Januar 2023, geplant.

Parallel zur TV-Ausstrahlung ist das Dschungelcamp auch im RTL-Livestream auf RTL+ zu sehen. Nach Ausstrahlung stehen zudem ganze Folgen in voller Länge auf RTL+ zum Streamen bereit.

Hier finden Sie alle Texte zum: Dschungelcamp.