Die im Irak inhaftierten Journalisten Marlene Förster und Matej Kavčič sind wieder frei. Der Grund für die einmonatige Inhaftierung war schleierhaft.
BAGDAD/DARMSTADT. Nach dreißigtägiger Inhaftierung in Irak ist Marlene Förster wieder auf freiem Fuß. Die Studentin und Journalistin aus Darmstadt wurde aus dem arabischen Land abgeschoben und kam Freitagmittag in Berlin an, wo sie sich bei Freunden erholt. Die gute Nachricht habe sie am Freitagmorgen telefonisch von der Deutschen Botschaft in Bagdad erhalten, sagte die in Bessungen lebende Mutter Lydia Förster. „Es geht ihr ganz gut. Wir sind alle froh und erleichtert“, berichtete Lydia Förster.
Auch der gemeinsam mit Marlene Förster festgenommene slowenische Journalist Matej Kavcic konnte in sein Heimatland zurückkehren.
Die Abschiebung bedeute nicht, dass die von irakischen Behörden erhobenen Vorwürfe gegen Marlene Förster fallen gelassen würden, sagte deren Mutter. Es handle sich nicht um eine förmliche Freilassung. Nach Informationen der Botschaft wird das Ermittlungsverfahren weiterlaufen. Der Darmstädterin, die in Nordirak journalistisch tätig war, wurden zuletzt Spionage und der Verstoß gegen Einreisebestimmungen zur Last gelegt. Der zwischenzeitlich erhobene Vorwurf der Terrorunterstützung war zuvor fallen gelassen worden.
Als deutsche Staatsbürgerin kann sie nicht ausgeliefert werden
Es ist jedoch ausgeschlossen, dass Marlene Förster in Irak irgendeine weitere Strafe verbüßen muss, die über die bereits erlittene einmonatige Einzelhaft hinausgeht. Als deutsche Staatsbürgerin kann sie keinesfalls ausgeliefert werden.
Ebenso ausgeschlossen sein dürfte allerdings eine erneute Einreise von Marlene Förster in die kurdischen Siedlungsgebiete in Nordirak. Aus der Region hatte sie mehrfach berichtet, um auf das Schicksal der dort lebenden Kurden und Jesiden aufmerksam zu machen.
Marlene Förster war am 20. April im Anschluss an den Besuch einer jesidischen Feier nahe der Stadt Sindschar (kurdisch: Schingal) gemeinsam mit Matej Kavcic an einem Checkpoint der irakischen Armee festgenommen worden. Tagelang gab es keinen Kontakt zur Deutschen Botschaft und keine juristische Unterstützung; erst vor wenigen Tagen konnte sie erstmals mit einem Rechtsanwalt sprechen.
Försters und Kavcics Schicksal löste große Anteilnahme aus. Mehr als 50.000 Menschen unterstützten eine Petition auf der Internetplattform Change.org, mit der ihre Freilassung gefordert wurde.
Noch am Donnerstagabend hatten Politikerinnen und Politiker aus Darmstadt auf eine diplomatische Lösung gedrängt. Eine gemeinsame Resolution fast aller Fraktionen richtete die „dringende Bitte an das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft im Irak“, bei den irakischen Behörden auf die Freilassung der Inhaftierten zu drängen.