Bezahlbare und energieeffiziente Wohnungen für Neuhausen  

Im Wormser Stadtteil Neuhausen sollen in der Gaustraße zwölf sozial geförderte Wohnungen mit einer sozialen Bindung von 30 Jahren entstehen. Der nachhaltige Standard soll auch die Nebenkosten bezahlbar halten.

In der Gaustraße ist ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen verschiedener Größe geplant. Ist das Testprojekt die Lösung für den Wohnungsmangel in Worms?

Anzeige

Neuhausen. 3000 Wohnungen fehlen in Worms. Erst recht solche, für die sich Menschen mit normalem Einkommen Miete und Nebenkosten leisten können. Eine drängende Frage: Kann der dringend benötigte sozial geförderte Wohnraum dennoch mit einem hohen Energiestandard geschaffen werden? In Neuhausen wollen private Investoren das jetzt herausfinden: Jörg Deibert, Harry Käfer und Benjamin Platt errichten in Neuhausen ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen. Es ist ein Testobjekt. Wenn es gelingt: Nachmachen erwünscht!

Erstmals mit Windkraft auf dem Dach

In der Gaustraße 157 entstehen auf 900 Quadratmetern in zwei Vollgeschossen und einem ausgebauten Dachgeschoss zwölf Wohnungen verschiedener Größe, von der Zwei-Zimmer-Einheit bis hin zu Vier- oder Fünf-Zimmer-Wohnungen – drei davon sind rollstuhlgerecht und alle barrierefrei über einen Aufzug erreichbar. Das Haus ist hochwärmegedämmt, die Fassaden werden teilweise begrünt, die Fotovoltaikanlagen auf den Dächern sind da schon fast Standard. Aber: „Wir bauen erstmals eine kleine Windkraftanlage aufs Dach“, sagt Architekt Jörg Deibert. Das Gebäude entspricht dem Standard KfW 40 plus – das heißt, es werden nur 40 Prozent der üblichen Energiemenge verbraucht – etwa durch die vorgesehene Wärmepumpe und die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Der Strom kommt von den Solaranlagen, das Windrad soll einen Überschuss produzieren. Ob das klappt? „Zum Sparen selbst gehören natürlich die künftigen Bewohner“, sagt Deibert. Doch natürlich laden all diese Komponenten auch zum aktiven Energiesparen ein.

Die Miete soll bei 6,20 Euro pro Quadratmeter liegen, durchschnittlich zahle man derzeit in Worms etwa 10 Euro, sagt Deibert. Die soziale Bindung der Wohnungen gilt für 30 Jahre, weshalb auch das Land über die Struktur- und Investitionsbank unterstützt, wie Baudezernent Timo Horst, Landtagsabgeordneter und Stadtratsmitglied Jens Guth und Ortsvorsteher Uwe Merz (alle SPD) bei einem Ortstermin erklärten. Die Stadt habe aktiv dazu beigetragen, das Projekt zu realisieren, zumal sich das Gebäude harmonisch in die Umgebung einfüge. Die gute Zusammenarbeit bestätigt auch Jörg Deibert. Das Anwesen sei auf dem freien Markt verkauft worden, die Investoren hätten mitgeboten und bei der Stadt nachgefragt, ob es sich für geförderten Wohnungsbau eigne. Die Baugenehmigung liegt inzwischen vor, die Vorbereitungen für den Abriss laufen. Nach dem ersten Spatenstich soll das Mehrfamilienhaus binnen 15 bis 18 Monaten bezugsfertig sein, auf jeden Fall also 2024, wenn alles läuft wie geplant.

Anzeige

Die Energiekosten müssen trotz der Folgen des Ukraine-Krieges bezahlbar bleiben.

Jörg Deibert Architekt

„Es geht aber auch darum, dass einen die Nebenkosten nicht auffressen“, sagt der Architekt, „die Energiekosten müssen trotz der Folgen des Ukraine-Krieges bezahlbar bleiben.“ Und knapp werde es nicht nur bei Menschen an der untersten Einkommensgrenze, etwa 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung seien von der Frage des bezahlbaren Wohnraums betroffen. Die Zielgruppe in der Gaustraße sind deshalb unter anderem Rentner, Alleinerziehende, Auszubildende, aber eben auch Familien mit mehreren Kindern – auch ein Spielplatz ist deshalb auf dem Gelände geplant.

Die drei Investoren beschäftigen sich seit Langem mit dem Bau von Mietwohnungen. Als „Neue Mitte Osthofen“ realisieren sie in der direkten Wormser Nachbarschaft 150 Wohnungen in Energieeffizienzhäusern. Der sozial geförderte Wohnungsbau ist neu im Portfolio, doch es soll nicht das einzige Projekt bleiben. Auch wenn Worms und der Wonnegau das Hauptbetätigungsfeld des Büros sind – ähnliche Vorhaben in Alzey und Gau-Odernheim sind geplant. Auch für ein Grundstück in Rheindürkheim, wo die Stadt 25 Prozent sozial geförderten Wohnraum schaffen will, hat sich die Investorengruppe – und sogar 100 Prozent vorgeschlagen. Mittlerweile ist das Büro von Osthofen in die Elefantenhöfe in Worms umgezogen – auch wegen der Nähe zur Metropolregion, wie Deibert betont. Denn auch das gehört zur Wahrheit: Fachkräfte sind dringend gefragt.

Informierten sich in Neuhausen über das geplante Projekt (v.l.): Ortsvorsteher Uwe Merz, Landtagsabgeordneter Jens Guth, Baudezernent Timo Horst und die Architekten Harry Käfer und Jörg Deibert.
Informierten sich in Neuhausen über das geplante Projekt (v.l.): Ortsvorsteher Uwe Merz, Landtagsabgeordneter Jens Guth, Baudezernent Timo Horst und die Architekten Harry Käfer und Jörg Deibert. (© Büro MdL Jens Guth)
Anzeige

Nun also der Testlauf in Neuhausen. Sozial geförderter Wohnkomfort bei gleichzeitiger Energieeffizienz. „Jeder sagt, das geht nicht. Wir wollen das jetzt wissen“, sagt Deibert. Wenn es gelingt, sollen weitere Projekte folgen. Und wie gesagt: Nachmachen erwünscht. Im kommenden Jahr steht das Ergebnis.