Pferde bei Umzügen: Halter warnt vor „schwarzen Schafen”

Hubertus Assmann sitzt vor dem Martinsumzug in Leiselheim auf seinem Pferd, der Pfalz-Ardenner-Stute Walburga.

Seit knapp 20 Jahren ist Hubertus Assmann mit seinen Pferden auf Umzügen unterwegs. Was er zur aktuellen Tierschutz-Debatte sagt – und wo es für ihn schon mal gefährlich wurde.

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Leiselheim/ABENHEIM. Im dichten Nebel sieht man nur die Silhouette eines stämmigen Pferdes samt Reiter im langen Umhang. Hubertus Assmann ist in der Abenddämmerung von seinem Wohnort Abenheim nach Leiselheim geritten. In einer halben Stunde haben seine Pfalz-Ardenner-Stute Walburga, genannt „Burgel”, und er hier seinen großen Auftritt: Sie sollen den Martinsumzug der Bartholomäus-Kita anführen. Fast die ganze Woche schon sind die beiden abends unterwegs, die Anfragen seien deutlich gestiegen, erzählt Assmann. Zum einen sei natürlich nach der Corona-Pandemie wieder vermehrt der Wunsch nach Veranstaltungen für Kinder aufgekommen. Zum anderen aber gebe es kaum noch Pferdehalter, die bereit seien, bei solchen Veranstaltungen dabei zu sein. Woran das genau liege, könne er nicht sagen. Doch die Kritik am Einsatz von Tieren bei Umzügen und Brauchtumsveranstaltungen dürfte einen Hinweis auf die Ursache geben.

Das Wichtigste, um solche Ereignisse zu verhindern, sei das Vertrauen zum Reiter, meint Assmann. „Das Pferd muss wissen: Wenn ich das Kommando gebe, dann kann nichts passieren.” Hierfür sei aber die Bindung zum Pferd wichtig, ebenso die Gewöhnung an den Straßenverkehr – und das von klein auf. „Ich kann als Reiter mit meinem Pferd noch so viele Turniersiege einfahren – auf der Straße ist die Situation noch einmal eine ganz andere als auf dem Platz.” Bei vielen Veranstaltungen seien diese Voraussetzungen aber nicht erfüllt. Auch Anzeichen von Stress würden oft zu spät erkannt. Einige „schwarze Schafe” der Branche würden so die Teilnahme von Pferden an Brauchtumsveranstaltungen in Verruf bringen. Auf einem Umzug in Osthofen habe man vor einigen Jahren vor seine Kutsche noch einen weiteren Teilnehmer mit zwei Pferden eingereiht. „Ich habe die Ordner gewarnt, gesagt: ‘Schaut mal, wie die die Hälse strecken und die Ohren anlegen.’” Bereits an der nächsten Kreuzung habe man die Tiere des Vordermanns dann aus Sicherheitsgründen rausziehen müssen. „Ein Pferd kann nicht 23 Stunden am Tag im Stall stehen und dann eine Stunde lang funktionieren”, meint er.

Das Pferd muss wissen: Wenn ich das Kommando gebe, dann kann nichts passieren.

HA
Hubertus Assmann Pferdehalter
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Sicherheitsabstand sollte gegeben sein

Und tatsächlich bleibt „Burgel” am Freitagabend zahm. „Die sieht aber entspannt aus”, sagt eine der anwesenden Mütter. Streicheln ist auch erlaubt – aber nur von vorn. Ein ungestümes Kind, das auf die Stute zurennt, wird von Ordnern aufgehalten. „Ein Sicherheitsabstand sollte schon gegeben sein”, erklärt Assmann, „allein schon, falls ein Kind stolpert oder eine Laterne Feuer fängt.” St. Martin geht daher an diesem Abend vorneweg – und wird gleich gefragt, ob er sich auch vorstellen könne, im kommenden Monat als Nikolaus zurückzukehren. Hier muss der Pferdehalter überlegen. Schließlich setzt die Abenddämmerung im Dezember noch früher ein. Das bedeutet: Hin- und Rückweg nach Abenheim in vollkommener Dunkelheit. Weniger ein Problem für das Pferd als für die anderen Verkehrsteilnehmer. Denn trotz Beleuchtung verstünden diese oft nicht, wie sie sich einem Pferd gegenüber verhalten sollen und auch die Gefahr, übersehen zu werden, sei groß. Denn ganz ohne Risiko klappt er dann doch nicht, der Ausritt.