Gerade Familien mit niedrigem Einkommen und Jugendlichen stehe das Haus bei Lindenfels zur Verfügung, und deshalb passe die Hilfe auch gut zu St. Martin, so Ortsvorsteher Horst.
HOCHHEIM. Unrecht hatte das Kita-Kind nicht, als es auf Raimund Sürders Frage, was denn der Martin zum Umhängen dabei hatte, mit „einen Vorhang“ antwortete. Wohl hat das Kind in der Kita oder in einer anderen Gruppe die Geschichte der Mantelteilung nachgespielt, und dort diente der Vorhang als Mantelersatz. Also alles richtig gemacht. Über einen Vorhang hätte sich der arme Bettler sicherlich auch gefreut, als er vor Kälte zitternd das warme Kleidungsstück aus den Händen des späteren Heiligen entgegennahm. Gerne spendeten die Gäste also den kleinen Profis rund um den heiligen Martin anerkennenden Applaus, und der in die Rolle des wohl bekanntesten Heiligen geschlüpfte Raimund Sürder nickte zufrieden. Der Hochheimer gibt jedes Jahr während der Eröffnung des Hochheimer Martinsmarktes den Martin.
Spenden für „Starenkasten“
Die „Alte Schule“ im Wormser Vorort war wieder Veranstaltungsort des traditionsreichen Marktes. Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek betonte, wie konsequent Martin für seine Überzeugung gelebt hat, und toll findet er es, dass seit 55 Jahren Hochheim des Martins von Tours mit dem Martinsumzug gedenkt. „1999 wurde mehr daraus“, sagte er und sprach damit das dem Umzug vorausgehende Zwei-Tage-Fest an, das Bühnenprogramm, Kinderbelustigung und eine vielfältige Hobbyausstellung vereint. Kosubek erinnerte an die Botschaft, die dem Gedenktag des Heiligen innewohnt – also Solidarität, Barmherzigkeit und Mitmenschlichkeit. Ortsvorsteher Timo Horst konnte zur Eröffnung zahlreiche Gäste begrüßen und freute sich vor allem, dass der Kiwanis-Club Worms mit eigenem Stand den Reinerlös für das Jugend-Freizeit-Haus „Starenkasten“ bei Lindenfels spenden möchte, in welchem sich unter anderem die Pfadfinder gerne aufhalten und auch der Posaunenchor seine Freizeit verbringt. Zugunsten des Fördervereins wurde ein Scheck in Höhe von 1000 Euro vom Heimat- und Kulturverein übergeben.
Ortsvorsteher Timo Horst betonte, dies sei auch ein Zeichen der Solidarität, denn der „Starenkasten“ stehe gerade Familien mit niedrigem Einkommen und Jugendlichen zur Verfügung. Vor Kurzem wurde ein Förderverein unter dem Vorsitz von Fritz Rudolf Körper gegründet, um die finanzielle und ideelle Förderung des Hauses der evangelischen Bergkirche Hochheim auf sichere Füße zu stellen. Der Eröffnung unter Mitwirkung des evangelischen Posaunenchors schloss sich eine Aufführung von Ralf’s Tanzgalerie an und eine Vorführung der Trommelgruppe Ngome.
Führungen durchs Schreinermuseum, die Ehrung der Sieger des Luftballonwettbewerbs – der weiteste flog übrigens weit über 400 Kilometer bis in die Schweiz – und Rundfahrten mit dem Nibelungenbähnchen umrahmten den ersten Martinsmarkttag am Samstag, der mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Bergkirche begonnen hatte. Der Sonntag startete mit dem traditionellen Empfang, es folgten unter anderem Darbietungen musikalischer und tänzerischer Art, die Laternenprämierung und Geschichten im Märchenzelt von Kirsten Zeiser. Zur Musik von Orgel Klaus füllte sich der Hof der Alten Schule immer mehr mit Laternen tragenden Kindern, die sich schließlich zum großen Martinszug formierten und sich zum Martinsspiel im Pfrimmpark aufmachten.
Von Martina Wirthwein