Bis zum 15. Dezember macht die Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ in Osthofen und Worms zu sehen. In der Hochheimer Bergkirche stehen Fotos und Holzschnitte im Fokus.
HOCHHEIM. Die Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ nutzt Kunst als Mittel, um gesellschaftliche Grenzen zu hinterfragen und aufzubrechen. Das Sichtbarmachen von sozialen Missständen soll auf Ungerechtigkeiten hinweisen und diese in einem Dialog ansprechen.
Bis zum 15. Dezember macht die Ausstellung samt Begleitprogramm in Worms und Osthofen Station – verteilt auf die KZ-Gedenkstätte Osthofen und einige Wormser Kirchen, darunter auch die Bergkirche in Hochheim. Zu sehen sind in der Bergkirchengemeinde Werke von Dietmar Grafe und Fotografien des Braunschweigers Klaus Kohn aus der Reihe „Credo – Lebensentwürfe“.
Nach Eröffnung der Exposition vor einigen Tagen wurde nun eine Führung angeboten – unter der Leitung von Bruno Kruljac, Projektleiter für Kunst an der Bergkirche, Horst Rettig, Künstlerischer Leiter des Atelierblau und Michael Dinges, Atelierblau.
Die Fotografien des bereits seit 30 Jahren tätigen Fotografen Kohn zeigen verschiedene Personen vor einem schwarzen Hintergrund. Dem Betrachter werden keine weiteren Informationen oder Angaben zu den Personen gegeben. So sind es die allein Porträtierten selbst, die den Betrachtenden zu einer Stellungnahme provozieren. Kruljac erläuterte, dass sich die Porträtierten in gewisser Weise abgrenzen würden und schreibt den Aufnahmen eine markante Darstellung von Subkulturen zu.
Den detailreichen Fotografien stehen abstrahierte und kontrastierte Werke von Dietmar Grafe gegenüber. Die stilisierten Formen Grafes sind allerdings keine Fantasiefiguren. Er findet seine Inspiration in Magazinen und Zeitschriften und projiziert charakteristische Merkmale mittels japanischen Holzschnittes. Grafes Werke haben die gleichen Maße wie Kohns Fotografien und stellen auch so eine unmittelbare Verbindung zu den an der gegenüberliegenden Wand befindlichen Aufnahmen her.
Grafe ist ein Künstler des Atelierblau der Lebenshilfe. Dort werden geistig behinderte und psychisch kranke Menschen durch den Künstler Horst Rettig ausgebildet. An drei Tagen in der Woche trifft sich die Gruppe, um sich neben handwerklichen Übungen auch mit Kunstbesprechungen zu beschäftigen. Das Atelierblau fungiert dabei als Schutz- und Ausbildungsraum für Menschen mit Behinderung. Gleichzeitig ist es eine Institution mit Außenwirkung, die auf dem Kunstmarkt Fuß gefasst und sich zu einer Größe in Worms und Rheinland-Pfalz hochgearbeitet hat. Rettig betonte nach der Führung, dass er nicht wolle, dass die Künstler des Ateliers auf ihre Beeinträchtigung reduziert würden. „Entweder es ist Kunst oder nicht“, erklärte Rettig. Dabei sei es unbedeutend, ob der Künstler nun eine Beeinträchtigung habe oder nicht. Für Rettig müsse in diesem Sinne ein Bild erst ein Geheimnis offenbaren. Das Bild müsse frei sein, eine Seele haben. Und das schaffe Dietmar Grafe vom Atelierblau mit seinen Werken.