Reihenhaus-Käufer mussten den Pulverturm in Worms-Pfeddersheim miterwerben

Den „Tag der offen sichtbaren Bausünden" hat die Kulturinitiative Pfeddersheim ausgerufen und protestierte damit gegen die Art der Bebauung rund um den Pulverturm. Foto: photoagenten/Andreas Stumpf Foto: photoagenten/Andreas Stumpf
PFEDDERSHEIM - Im historischen Pulverturm von 1554 in der kleinen Burgstraße wurde im Mittelalter Schießpulver gelagert. Dank einer konzertierten Sanierungsaktion durch die Bürger steht er heute in voller Pracht da. 20 Jahre ist das her, jetzt war er wieder Dreh- und Angelpunkt eines Einwohnerprotestes. Die Kulturinitiative Pfeddersheim hatte den „Tag des offenen Denkmals“ zum Anlass genommen, den „Tag der offen sichtbaren Bausünden“ auszurufen.
Kritik: ein Reihenhaus zu viel gebaut
Sie hatte eingeladen, um „eine Bausünde“ noch einmal in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken, erklärte Simon Knab, Sprecher der Kulturinitiative, einer Gruppe von rund 30 Bürgern. Sie empörten sich darüber, dass ein neu errichteter Reihenhauskomplex samt davor gelagerter Garagen in ihrer Meinung nach ungebührlicher Weise dem Mittelalterturm auf den Leib gerückt ist. „Eine Beleidigung für die Augen“, sei dieser Anblick, monierte Hans-Eckhard Wendel. In „einer krassen Situation“ treffe hier in räumlicher Enge moderne Betonarchitektur mit historischer Bausubstanz zusammen, machte auch Felix Zillien seinem Ärger Luft.
Nach Meinung der Kulturinitiative, die von den Sprechern Claus Theis und Simon Knab vorgetragen wurde, hätte ein Verzicht auf das Reiheneckhaus am östlichen Ende des Komplexes die Ansicht auf den Pulverturm nicht eingeengt. Diese Überlegung fand bei Horst Spingler von der Firma Townhouse aus Lustadt wenig Anklang. Wäre eines der Gebäude weggefallen, dann hätte sich der Kaufpreis von 210 000 Euro pro Einheit für die restlichen Häuser merklich verteuert, meinte der Investorenvertreter. Er wies darauf hin, dass sein Unternehmen „nach Recht und Gesetz“ gebaut und sehr wohl im Vorfeld angefragt habe, „ob wir auf etwas Rücksicht nehmen sollten“. Auch auf den mittelalterlichen Turm, den die Hauseigentümer unfreiwillig miterworben hätten und dessen Unterhaltung sie sich in Zukunft teilen müssten. Eine Nachfrage bei der Denkmalpflege, ob auf dieses Vorgehen „ein Auge geworfen wurde“, so Simon Knab, habe in der Antwort gestanden, „dass seitens der Verwaltung dazu keine Aussage gemacht werden soll“. Die Kulturinitiative sieht das Ganze als „Projekt der verpassten Chancen“. Im Vorfeld hätte man das Bauvorhaben ausgiebig diskutieren müssen, noch besser wäre die Aufstellung einer Gestaltungssatzung für Pfeddersheim oder wenigstens die Ausweisung von Denkmalzonen gewesen, meint die Initiative. Kommunikation der Handlungsbeauftragten und eine umfassende, rechtzeitige Information der Bürger, dies schienen auch Ortsbeiratsmitglied Wolfgang Mayer (SPD) geeignete Instrumente der Einvernehmlichkeit.
BESITZVERHÄLTNISSE
Der Pulverturm gehört aktuell den Käufern der neuen Reihenhäuser, die ihn miterwerben mussten. Doch könnte die Kulturinitiative ihn theoretisch erwerben.
Horst Spingler von der Firma Townhouse aus Lustadt erklärte, man sei bei einem möglichen Erwerb des Pulverturmes durch die Kulturinitiative oder auch die Ortsgemeinde gerne behilflich.
Die Häuser seien alle verkauft, also müssten auch alle zustimmen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen könnten die Anschriften der Käufer nicht weitergeben werden, aber der mögliche Käufer könne seine Vorstellung bezüglich eines Kaufes gerne Horst Spingler schreiben. Er gebe diese gerne an die Kunden weiter.
Horst Spingler von der Firma Townhouse aus Lustadt erklärte, man sei bei einem möglichen Erwerb des Pulverturmes durch die Kulturinitiative oder auch die Ortsgemeinde gerne behilflich.
Die Häuser seien alle verkauft, also müssten auch alle zustimmen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen könnten die Anschriften der Käufer nicht weitergeben werden, aber der mögliche Käufer könne seine Vorstellung bezüglich eines Kaufes gerne Horst Spingler schreiben. Er gebe diese gerne an die Kunden weiter.
„Wussten nicht, dass Stadt Vorkaufsrecht hatte“
Das Bundesbaugesetz legalisiere die vorliegende Bebauung, die den Bürgern ein Dorn im Auge sei. Wenn dem Ortsbeirat bewusst gewesen wäre, dass die Stadt aufgrund ihres Vorkaufsrechtes den Pulverturm hätte erwerben können, „dann hätten wir uns dafür eingesetzt“, so Mayers nachträgliches Bedauern.
Stadtratsmitglied Richard Grünewald (Bündnis 90/Die Grünen) wies auf die frühzeitigen Informationsmöglichkeiten für jedermann hin, sich in den zwischenzeitlich öffentlich zu führenden Sitzungen des Bauausschusses einen Überblick über kommende Projekte zu verschaffen.
Das Pulver um den Pulverturm scheint noch nicht verschossen und könnte auch in Zukunft noch zünden. „Wir von der Kulturinitiative werden dafür sorgen, dass unsere Historie nicht verschwindet“, so Simon Knab mit einem wachen Auge auf kommende bauliche Veränderungen.