SC Ibersheim feiert 1250-jähriges Bestehen des Ortsteils mit Sportwochenende und historischem Vortrag
Von Lukas Kissel
Den 1250. „Geburtstag“ von Ibersheim wollte der SC mit einem Fest für alle Bürger feiern. Neben Sportprogramm und Geschichtsvortrag von Gunter Mahlerwein (Bild) wurde ein Theaterstück zur Historie des Ortsteils aufgeführt. Foto: photoagenten/Christine Dirigo
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IBERSHEIM - „Die Geschichte von Ibersheim beginnt mit einem Weinberg.“ Ein Weinberg in der Ibersheimer Gemarkung, den ein gewisser Baldswind dem Kloster Lorsch übertrug, was wiederum die erste urkundliche Erwähnung des heutigen Ibersheims darstellt. Am vierten Tag vor den Iden des Februar, im 15. Jahr der Herrschaft Pippins war das – also am 10. Februar 767. Vor 1250 Jahren.
Ibersheim feiert in diesem Jahr also sein 1250-jähriges Bestehen. Eine akademische Feier der Ortsvorsteherin hat es für geladene Gäste bereits im Mai gegeben, eine offizielle Veranstaltung für alle Bürger aber bisher noch nicht. Der Sportclub 1953 Ibersheim, der neben dem Sport noch für viele weitere Ortsaktivitäten verantwortlich zeichnet – von der Kerb über die Fastnacht bis hin zur deutsch-französischen Freundschaft mit dem Partnerort Chemellier –, der wollte diese Lücke an seinem diesjährigen Sportwochenende füllen. Während an den restlichen Tagen wie gewöhnlich Tischtennis- oder Darttuniere abgehalten wurden, „wollten wir nun im Jubiläumsjahr den Samstagabend dazu nutzen, einen Festabend für Jedermann, für alle Mitbürger, zu veranstalten“, erklärt der SC-Vorsitzende, Carsten Mayer.
Dazu hatte der Sportclub den Gimbsheimer Dr. Gunter Mahlerwein eingeladen, der Historiker an der Universität Mainz ist und sich mit rheinhessischer Geschichte auseinandersetzt. Er hielt in der gut besetzten Gemeindehalle einen Festvortrag, in dem er die Geschichte der Ortschaft nachzeichnete. Der rote Faden seines Vortrags war folgender Gedankengang: Wie hätten wohl solche Jubiläumsveranstaltungen, wie es an diesem Abend eine gab, im Zeitverlauf über die Jahrhunderte ausgesehen? Wer wäre im Jahr 767 gekommen, hätte es dort eine Feier zur ersten urkundlichen Erwähnung gegeben? Besiedlung habe es natürlich schon vor 767 hier gegeben, das belegten archäologische Funde aus der Bronze- und Römerzeit, erklärte Mahlerwein, aber eine Besiedlung unter diesem Ortsnamen eben erst zu dieser Zeit. „Wir wissen nicht genau, wer zu so einer fiktiven Feier gekommen wäre“, sagte Mahlerwein, „wir wissen aber, dass die Einwohnerschaft damals schon sehr differenziert war: Sie reichte von reichen Grundherren bis fast sklavenartig Abhängigen.“
Im Jahr 1267 wären die Ibersheimer zu einer 500-Jahr-Feier nicht mehr als Einwohner von einzelnen, voneinander unabhängigen Höfen gekommen, sondern nunmehr als Mitglieder einer Gemeinde. Zur 1000-Jahr-Feier im Jahr 1767 wären erstmals auch Mennoniten gekommen, die in der Zwischenzeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zugezogen waren und im Folgenden die moderne Landwirtschaft nach Ibersheim brachten. Zur 1200-Jahr-Feier im Jahr 1967 stand die Eingemeindung nach Worms kurz bevor. „Noch heute wird sich Ibersheim eher als Dorf denn als Stadtteil verstehen“, ist Mahlerwein überzeugt. Zur Jubiläumsfeier vor 50 Jahren hätten sich erstmals auch Vereine an der Organisation beteiligt, die in dieser Zeit ihre Blüte hatten – und noch heute sind sie wichtig, zumindest hier in Ibersheim, was den Sportclub angeht. Von den über 700 Ortseinwohnern zähle der SC ganze 292 Vereinsmitglieder, sagte der Vereinsvorsitzende Carsten Mayer.
Ein Beispiel ihres gemeinschaftlichen Engagements zeigten die Ibersheimer im Anschluss an den Vortrag, als sie ihre 1250-jährige Geschichte in einem siebenaktigen Theaterstück aufbereiteten. Dieses Stück hatte seine Uraufführung im Mai, als die Frankreich-Abteilung des SC die Freunde im französischen Chemellier besuchte, wie es alle zwei Jahre geschieht. So endete die Ibersheimer Geschichte im Stück auch mit der Episode von ebendieser Freundschaft, die mittlerweile seit über 30 Jahren besteht. Ibersheim, das konnte man an diesem Abend besichtigen, steht mit seinen engagierten Bürgern bei all der langen Geschichte voll in der Gegenwart.