Der nördlichste Wormser Stadtteil präsentierte sich von seiner besten Seite. Das Brauchtumsfest hat hier noch einen hohen Stellenwert. Rituale spielen dabei eine große Rolle.
Von Helmut Weick
Dart-Turnierleiter Simon Mahler zeigt, wie es geht.
(Foto: photoagenten/Christine Dirigo)
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IBERSHEIM - „Kaiserwetter“ nannte man das früher: Zum Ibersheimer Kirchweihfest gab es Sonne pur. Nach dem gutbesuchten Auftakt am Freitagabend herrschte auch am Samstag und Sonntag Hochbetrieb. Carsten Mayer, Vorsitzender des federführenden Sportlubs, war glücklich: „Alles lief optimal – wir sind mit dem Verlauf und der Resonanz der Kerb sehr zufrieden.“
Nachdem am Auftaktabend vor allem das Aufstellen des „Kerbebaums“ im Mittelpunkt gestanden hatte, folgte am Samstagnachmittag ein weiterer alter Brauch, den man so nur in der traditionsreichen Mennonitengemeinde Ibersheim kennt. Die Kinder- und Jugendlichen hatten sich wieder aufgemacht, um Eier zu sammeln. „Echte Männer fahren Traktor“ war auf dem kleinen „Bulldog-Anhänger“ zu lesen, mit dem die quirlige Rasselbande durch Ibersheim tuckerte. In fast allen Haushalten erhielten die Buben und Mädchen dabei nach alter Sitte Eier. Am Ende zählte man mehr als 500, das war neuer Rekord. Die Eier landeten am Kerbesonntag gleich in der Bratpfanne.
Ein echter Höhepunkt war der ökumenische Gottesdienst am Sonntagvormittag, der vom SC-Singkreis und dem Evangelischen Posaunenchor Hamm-Ibersheim musikalisch gestaltet wurde. Am Klavier begleitete Bernd Weirauch. Hierzu konnten Thomas Arnold vom Evangelischen Kirchenvorstand und Pfarrer Andreas Korn von der Mennonitengemeinde fast 200 Teilnehmer begrüßen. Pfarrer Thomas Höppner-Kopf machte seine Predigt getreu dem Motto „Der eine Leib und viele Glieder“ am 1. Korintherbrief des Apostel Paulus fest. Auch die Kerb setze sich aus vielen Bausteinen zusammen. Vieles – ja alles – müsse zusammenspielen, damit das mehrtägige Kirchen- und Volksfest ein Erfolg werde und lebendig bleibe. Pfarrer Höppner-Kopf unterstrich die Bedeutung von Ritualen. Diese seien gerade in unruhigen und von Auflösung und Veränderung geprägten Zeiten sehr wichtig.
ENDSPURT
Bei der Ibersheimer Kerb war am Montag der Endspurt angesagt. Um 10 Uhr begann der Kerbe-Frühschoppen. Außerdem wurden für die Kinder Ausfahrten auf dem Traktor-Anhänger angeboten. Am Abend sorgten „Musik-Oldies“ für Stimmung.
Höppner-Kopf hatte auch in der Orts- und Kirchenchronik gestöbert und fand den ältesten Eintrag über das Ibersheimer Kirchweihfest aus dem Jahr 1857. Pastor Neufeld warf den Dorfbewohnern damals eine „Annäherung“ an „städtische Sitten“ vor. Zeitgeist und Wohlstand hätten dem Überschwang den Boden bereitet. Die Ibersheimer hätten französische Sitten angenommen.
Heute sind die Ibersheimer wieder anständig. Der kleine Ort weiß, wie man Feste feiert. Dabei laufen fast alle Fäden beim Sportclub zusammen. Die rund 250 Mitglieder des Vereins sind fast alle aktiv. Die Dynamik des Sportclubs ist seit Jahr und Tag auch eine sichere Bank für die Durchführung der Kerb. Wie Vorsitzender Carsten Mayer erläuterte, setzt man dabei auf eine bewährte Konzeption. Für die jüngere Generation gab es jede Menge Spiel- und Spaßangebote. Herausragend dabei: das „Kerwe-Dart-Turnier“, das „Kinder-Bingo“ und der „Wikinger Schach“. Dabei wurde eine ausgefallene Symbiose zwischen Geschicklichkeit und Gaudi zelebriert. Auch die Abteilungen des SCI gaben Einblicke in ihre Vitalität. Viel Beifall erntete dabei die Tanzgruppe „Flame Diamonds“ und die Ju-Jutsu-Gruppe des Vereins.
Das musikalische Unterhaltungsprogramm bot für jeden etwas. Es gab Live-Musik mit „DJ MG“ und Harald Walz. Gefeiert wurde der Ibersheimer „Leierkastenmann“ Siegfried Mahler, der als Überraschungsgast beim Kerwe-Gottesdienst auftrat. Mahler hat sein Instrument nach alten Plänen selbst gebaut. Seine beiden Lieder „Die Gedanken sind frei“ und „Ich bete an, die Macht der Liebe“ wurden von den Kerbe-Besuchern begeistert mitgesungen.