Fast genauso wie bei einer echten Wahl geht es bei der Juniorwahl an der IGS zu. Foto: photoagenten/Ben Pakalski
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WORMS - Eine lange Schülerschlange hat sich vor dem Wahlraum der Nelly-Sachs-IGS gebildet. Schüler der neunten und elften Klasse warten darauf, ihrem politischen Favoriten endlich ihr Kreuz geben zu können – probehalber. Denn bei der Juniorwahl geht es nur um einen Testlauf. Durch die Simulierung des Wahlvorgangs sollen die Schüler lernen, wie sie sich ihre eigene Meinung bilden können. Dadurch wird Demokratie geübt und erlebt, und das zum ersten Mal an der IGS.
„Die Schüler sollen Hemmungen abbauen – ihre Angst vor der Bundestagswahl soll durch das Projekt genommen werden“, berichtet Rieke Blüm, Fachkonferenzvorsitzende für Gesellschaftslehre, warum an der IGS „Wahlpremiere“ gefeiert wird. Blüm hatte die Idee, die Juniorwahl an der Nelly-Sachs-IGS anzubieten. „Es stellt einen wichtigen Bestandteil politischer Bildung dar. Daher wäre es eine verpasste Chance für uns gewesen, wenn wir das nicht genutzt hätten. Gerade, weil man nur alle vier Jahre die Gelegenheit dazu hat.“ Anfang Sommer hatte sich die Integrierte Gesamtschule für die Teilnahme an der Juniorwahl angemeldet, die Unterrichtsmaterialien kamen dann per Post. Im Fach Gesellschaftslehre wurde intensiv auf die Wahl vorbereitet: Geklärt wurde unter anderem, was Demokratie überhaupt ist, wie der Bundestag und das Parteiensystem funktionieren und was beim Wahlgang geschieht. Die Schüler waren auch aktiv in die Organisation der Juniorwahl eingebunden. So erstellten sie Wählerverzeichnisse und verteilten Wahlbenachrichtigungen. An den drei Wahltagen in der Woche sind aus jeder Klasse jeweils zwei Schüler Wahlhelfer.
Projekt kommt sehr gut an
An diesen Tagen kann klassenweise gewählt werden. Die Schüler sortieren sich dazu alphabetisch, damit es den Wahlhelfern leichter fällt, sie im Wahlregister zu finden. „Ohne Personalausweis darf man wählen, solange der jeweilige Lehrer den Schüler identifizieren kann. Fehlt jedoch die Wahlbenachrichtigung, darf nicht gewählt werden. Wie bei der echten Bundestagswahl wollen wir verhindern, dass jemand doppelt wählt“, erklärt Wahlhelfer Johannes Geppert aus der 10 d. Das Projekt mache ihm nicht nur viel Spaß, er fände es auf jeden Fall sehr sinnvoll. „Ganz besonders im Hinblick auf die nächste Bundestagswahl in vier Jahren, bei der wir mitwählen dürfen.“
JUNIORWAHL
Zwölf Klassen der Nelly-Sachs-IGS, das sind rund 350 Schüler, nehmen an der Juniorwahl teil. Schüler ab der siebten Klasse sind dabei angesprochen.
Die Juniorwahl zählt zu den größten Schulprojekten in Deutschland und steht zur Bundestagswahl 2017 unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert.
Deutschlandweit beteiligen sich 3200 Schulen, darunter auch diverse in Worms.
„Zuerst wollte ich nicht wählen“, erzählt Taher Gheit Aly aus der 9 b. „Doch dann habe ich recherchiert, mir die Wahlprogramme durchgelesen und entschieden. Es ist schon wichtig, denn es bereitet uns auf später vor.“ Auf die Frage, wen er denn gewählt habe, wollte Taher nicht unbedingt eingehen.
Die Resonanz bei den Schülern und Eltern sei einstimmig positiv gewesen. „Betrachtet man die sehr hohe Wahlbeteiligung, kann man schon sagen, dass das Projekt sehr gut angekommen ist. Vor allem die siebten Klassen, unsere Jüngsten, zeigten großes Interesse“, so Blüm. Im Rahmen der Bundestagswahl 2021 wäre eine weitere Juniorwahl denkbar, aber auch zu Landtagswahlen könne man das Projekt durchführen.
Bis Freitag müssen die Stimmen ausgezählt werden. Wie das Ergebnis an der Nelly-Sachs-IGS, und auch an den restlichen teilnehmenden Schulen in der Bundesrepublik, dann aber tatsächlich ausfällt, wird erst Sonntagabend auf der Homepage der Juniorwahl bekannt gegeben.