Fachleute des Landesbetriebs Mobilität informieren in Horchheim über zu erwartende Belastungen durch Südumgehung.
Von Susanne Müller
Aus der Luft zeigt sich, welche Dimensionen die Baumaßnahme hat – hier ist die Anschlussstelle Horchheimer Straße festgehalten, wie der Bauzustand im März 2020 war.
(Foto: LBM Worms)
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HORCHHEIM - Im Ortsbeirat waren nun Martin Strehler und Wolfgang Zillien vom Landesbetrieb Mobilität zu Gast. Die Ingenieure unterrichteten das Gremium über den Baufortschritt der Südumgehung und die Auswirkungen, die das Straßenbauwerk auf angrenzende Anwohner hat.
Martin Strehler erklärte, dass Berechnungen es Landesbetriebs mehr als 20 000 Autos prognostizierten, die nach der Fertigstellung der Gesamttrasse täglich dort fahren werden. Für den Abschnitt A 61/Anschlussstelle (AS) Kolpingstraße nannte er 26 600, für die Strecke AS Kolpingstraße/AS Horchheimer Straße 17 900, für das Stück AS Horchheimer Straße/AS Klosterstraße 28 300 und für das Stück AS Klosterstraße/B 9 21 900 Fahrzeuge. Die Zahlen hätten ihre Grundlage im Verkehrsgutachten der Stadt aus dem Jahr 2010. En solches Gutachten werde erstellt durch Befragungen, Beobachtungen und Zählungen, so erhalte man ein genaues Bild darüber: „Wer fährt in Worms wann wohin?“ Aus diesen Zahlen, die von einem wissenschaftlichen Fachbüro erarbeitet seien, könne man dann eine Prognose ableiten, wie sich der Verkehr verhält, wenn eine Straße dazukommt. Und auch schließen auf Zahlen für eine Straße, die es heute noch nicht gibt. „Für die Berechnungen haben wir die höchsten theoretischen Verkehrsbelastungen angenommen, berücksichtigt wurden auch alle möglichen Verkehrsverlagerungen“, so Strehler.
Für die Berechnung der schalltechnischen Belastung sei der Ist-Zustand vor Beginn aller Baumaßnahmen, auch der zweiten Rheinbrücke, einbezogen worden. Neue Verkehrsanlagen wie etwa die neue Rheinbrücke, die Verlängerung der Von-Steuben-Staße, der Innenstadtring und der Parkring, die Verkehrsflüsse anziehen und verändern, wurden ebenfalls mit einbezogen. Alle weiteren Baumaßnahmen würden berücksichtigt, so etwa die B 47 neu – soweit sie fertiggestellt sei. Auch die hessischen Verkehre, die nach Worms fließen, seien eingerechnet.
DER ABLAUF
2016 fiel der Startschuss für den Neubau der 2,4 Kilometer langen Südumgehung. Die Arbeiten im ersten und zweiten Bauabschnitt zwischen der Anschlussstelle K 17 Kolpingstraße bis zur Anschlussstelle Horchheimer Straße sind nun abgeschlossen, am 23. Mai wurde die Bundesstraße für den Verkehr freigegeben. Aktuell laufen die Vorbereitungen für den dritten Bauabschnitt „Klosterstraße“. Dieser Abschnitt zwischen Weinsheimer Straße und Bauende an der L 523 wird voraussichtlich bis ins Jahr 2024 andauern.
„Wir berechnen nicht schön, sondern schlecht“, sagte Strehler, um Lärmschutz davon abzuleiten. Was für die Kopernikus-Straße maßgebend sei, so erläuterte dann Wolfgang Zillien, sei die Art der Nutzung der Gebäude. Für ein Wohngebiet wie hier seien 59 dB am Tag, 49 dB in der Nacht festgelegt. „Der von der Südumgehung ausgehende Lärm darf also hier diese Werte nicht überschreiten.“ Diese Werte seien vergleichbar etwa mit einer Belastung einer Unterhaltung mit mehreren Personen: „Das sind etwa 58/58 dB.“
Der Lärmpegel sei nach einer entsprechenden gesetzlichen Vorgabe grundsätzlich zu errechnen, betonte der Fachmann, und nicht zu messen. „Messungen können immer nur Momentaufnahmen sein.“ Bei nicht vorhandenen Straßen sei sowieso nur eine Berechnung möglich.
In der Kopernikusstraße würden demnach alle Grenzwerte eingehalten, „es gibt bei wenigen Häusern allenfalls geringe Überschreitungen“. Hier seien bereits Vertreter des LBM dort gewesen, um zu prüfen, wo Lärmschutzfenster eingebaut werden könnten.
Es sei auf keinen Fall nötig, „aktiven Lärmschutz“ zu betreiben, also etwa Lärmschutzwände zu errichten. „Sie werden aber auf jeden Fall die Südumgehung hören“, sagte der Fachmann dem Gremium. Diese Straße werde auf jeden Fall Verkehr bündeln, der aber andernorts Entlastung bringe.
Richard Grünewald (Grüne) erklärte: „Wer Straßen baut, wird Lärm ernten.“ Es sei in den 70er Jahren Prinzip gewesen, „kleine Stadtautobahnen“ zu bauen, davon sei man wohl noch immer nicht abgerückt. „Die Folgen des Angebots, das hier gemacht wird, ist mehr Verkehr.“
Zillien betonte auf eine Frage von Sebastian Buscher (FDP), dass der Landesbetrieb nach Inbetriebnahme einer Straße keine Messungen vornehmen dürfe: „Wenn Bürger oder eine Gemeinde den Eindruck haben, die vorherigen Berechnungen stimmen nicht, kann ein Gutachten erstellt werden – auf eigene Kosten.“