Wo einst die Villa Rustica stand: Auftakt zu „950 Jahre Hochheim“ mit Festgottesdienst in Bergkirche
Von Sophia Rishyna
Zusammen mit Pfarrerin Yvonne Siegel-Körper gestaltete Dekan Harald Storch den Festgottesdienst. Foto: photoagenten/Andreas Stumpf
( Foto:
photoagenten/Andreas Stumpf)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
HOCHHEIM - Im Jahr 1068 wurden die Wormser Stadtteile Hochheim und Pfiffligheim zum ersten Mal urkundlich erwähnt, und zwar in einer Rechnung. Auch wenn die Echtheit der Urkunde umstritten ist, wird das 950-jährige Jubiläum dennoch feierlich begangen, der Veranstaltungskalender 2018 ist voll mit vielen Festivitäten. Das Jubiläumsjahr läutete am Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst in der Bergkirche ein, die bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung Hochheims stand und von jeher Zentrum des Orts ist.
Ökumene schon im 17. Jahrhundert
Der unter der Leitung von Thomas Busch stehende hauseigene Posaunenchor blies zur Eröffnung, die Gemeinde stimmte die ersten drei Strophen von „All Morgen ist ganz frisch und neu an“ an. Die Begleitung der Gemeindelieder wechselte sich regelmäßig ab, eine Strophe spielte der Posaunenchor, die andere Organistin Frauke Mekelburg. Dekan Harald Storch und Pfarrerin Yvonne Siegel-Körper begrüßten die Gläubigen und zeigten sich voller Demut und Dankbarkeit darüber, dass Hochheim auf eine so lange und ereignisreiche Geschichte zurückblicken kann.
Mit der Lesung des 90. Psalms, „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen“, verdeutlichten die Konfirmanden, dass dies nicht als Selbstverständlichkeit wahrgenommen werden sollte. Dekan Storch las, passend zum Jubiläum einer Siedlung, über den Häuserbau im Babylonischen Exil, woraufhin die Gemeinde „Gott hat das erste Wort“ anstimmte. Die Bedeutung der Gläubigen für den christlichen Glauben betonte eine Lesung aus Matthäus, die die bekannte Metapher vom Salz der Erde und Licht der Welt enthielt. Dies und die Petrus-Ansprache „Ihr Lieben“ nahm Pfarrerin Yvonne Siegel-Körper zum Anlass, allen Engagierten in ihrer Gemeinde zu danken, deren ehrenamtliche Arbeit die Definition von christlich ausfülle und noch dazu sehr vorbildlich sei. Mit der Annahme, dass in Gottes Zeitverständnis 1000 Jahre einem Tag entsprechen, vollzog sie die Geschichte Hochheims nach. Vor 42 Tagen in Gotteszeit siedelten dort Jäger und Sammler, die von Nomaden abgelöst wurden, bis die Kelten und Vangionen kamen.
DAS PROGRAMM
Nach Ende des Gottesdienstes stellte Ortsvorsteher Timo Horst das Programm vor, mit dem das Ortsjubiläum begangen werden soll: Am Mittwoch, 21. März, wird im Andreasstift um 19 Uhr über die Echtheit der Urkunde diskutiert, ein Bürgerfest soll am Pfingstsamstag, 19. Mai, stattfinden.
Yvonne Siegel-Körper machte auf den Gospel-Workshop in der Bergkirche vom 9. bis 11. März aufmerksam, bei dem noch Plätze frei sind. Dem Gottesdienst folgte ein gemütliches Beisammensein.
Zu Zeiten der Römer erlebte der Ort eine Blütezeit – anstelle der Bergkirche stand eine Villa Rustica –, bis zuerst die Vandalen, dann die Burgunder und letztlich die Hunnen der Bevölkerung das Leben schwer machten. Auch mit Alemannen und Franken wurde Hochheim nicht so richtig warm, erst das Christentum kam, um zu bleiben, und setzte in der Ortschaft einen Schwerpunkt auf Armen- und Altenfürsorge. Pfarrerin Siegel-Körper wünschte sich, dass das auch für die Zukunft gilt.
Eine Volkszählung Ende des 17. Jahrhunderts ergab in Hochheim 21 ansässige Familien mit rund 100 Einwohnern, von denen drei Sippen lutheranisch und drei katholisch waren, der überwiegende Teil rechnete sich der reformatorischen Konfession zu. Schon damals habe es also im Ort eine friedlich zusammenlebende Ökumene gegeben. Für die Zukunft appellierte Siegel-Körper, den Vergleich vom Licht der Welt ernstzunehmen: „Um des Evangeliums Willen müssen wir uns einmischen und nach einer gerechten Welt streben!“