Riss sein Publikum bei der ersten „Mund-Art-Scheier“ des MGV Abenheim mit: Volker Gallé im Weingut Rosenhof. Foto: photoagenten/Alessandro Balzarin
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ABENHEIM - Der Männergesangverein 1846 Abenheim (MGV) hat Neuland betreten. Erstmals initiierte er in der Scheune des Weingutes Rosenhof der Familie Schreiber die „Mund-Art-Scheier“ mit Weinprobe, die große Begeisterung hervorrief.
Alles war an diesem Abend „uff rhoihessisch“, es wurde kein Wort in Hochdeutsch gesprochen. Denn „Mundart ist etwas Besonderes, ein Stück gewachsene Kultur“, wie Moderator Georg Büttler betonte. Er unterhielt bestens mit Mundart-Gedichten wie dem vom „Wingertschütz“, mit witzigen Anekdoten und Sprüchen, die für die Rhoihesse eine andere Bedeutung haben als für Nichteinheimische.
Der Männerchor des MGV begeisterte unter anderem mit dem traditionellen „Weit, weit weg“, mit modernem Liedgut wie „My Way“ von Frank Sinatra oder dem flotten „Im Dorf, wo ich geboren bin“, das zur neuen MGV-Hymne werden könnte, wie Chorleiter Gerhard Wöllstein schmunzelnd verriet. Zur heiteren Stimmung im rustikalen Ambiente der Abenheimer Rosenhof-Scheune trugen auch die „Klausenberger“ bei, der Ü-60 Männerchor des MGV unter der Leitung von Hubertus Holl, mit dem lustigen „Wo is die Fleischworscht un de Riesling?“ und weiteren Weinliedern.
Schallendes Gelächter gab es bei Mundartdichter und Liedermacher Volker Gallé, der natürlich auch seine Gitarre mitgebracht hatte. Er bekam so viel Applaus, dass er am Ende noch zwei Zugaben draufsetzte. Lustig war bereits das Interview mit Georg Büttler, wo Gallé pfiffig erklärte, wie es gekommen war, dass er nur in rheinhessischer Mundart redet. „Es war wohl ursprünglich mein Protest als Jugendlicher, weil meine Mutter sagte, Mundart sei ordinär“, schmunzelte Gallé, der in Alzey aufgewachsen ist.
Urkomisch waren seine Texte und Lieder auf höchstem Niveau, bei denen er auch die Kulturen mixte. Für Begeisterung sorgten die Beschreibung der sprachlichen Missverständnisse von Preußen und Rheinhessen durch die unterschiedliche Bedeutung von „Alla gut“ und das dadaistisch geprägte Lautgedicht, das das rheinhessische „Sch“ mit den türkischen „Üs“ und „Ös“ originell vereint. Köstlich war auch der arabisch klingende Blues „Kummsche heit or moje“, bei dem er Erklärungen zur Entstehung dieses Musik-Genres gab: Wie am Mississippi hätten die Menschen zu lang und zu tief ins Wasser des Rheins geguckt und seien dabei trübsinnig geworden.
Gallé sang ein Lied, das er als Kind „uff de Gass gelernt“ und mit Wörtern der französischen Sprache garniert hatte, um es poetisch erscheinen zu lassen und beschrieb die typischen Rheinhessen, die den Weitblick ihrer Landschaft nicht wahrnehmen, weil sie beim Rübenhacken halt den Kopf nach unten halten. Dazu sang er „Warum Rhoihesse so schää is“ und später von den „Hiwweln“, die er so gerne hat.
Zwischen den einzelnen Darbietungen des Abends präsentierte Hausherr Christian Schreiber bei einer Weinprobe eine Auswahl seiner Qualitätsweine: die Riesling Spätlese „Bechtheimer Pilgerpfad“ und vom „Abenheimer Klausenberg“ den Silvaner, den 2017er Spätburgunder, den Dornfelder und den Rheinhessen-Gewürztraminer.