Dramatische Situationen nach Abenheimer Fastnachtsumzug
Polizei und Ordnungsamt waren mit 50 Kräften vor Ort. Und nur deshalb sei es gelungen, Schlägereien und Ausschreitungen im Keim zu ersticken, urteilte Einsatzleiter Heinen.
Von Roland Keth
Viele Jugendliche waren frustiert, weil sie nicht mehr ins überfüllte Partyzelt kamen. Polizei und städtischer Vollzugsdienst zeigten mit 50 Einsatzkräften Präsenz.
(Foto: BilderKartell/Martin H. Hartmann)
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ABENHEIM - Es war rappelvoll, es wurde gesoffen und krakeelt, die an den Tag gelegte Aggressivität und latente Gewaltbereitschaft waren groß. Aber weil Polizei und städtischer Vollzugsdienst mit etwa 50 Kräften und einer Diensthundestaffel im Dauereinsatz waren, ist nichts Schlimmes passiert. So jedenfalls fassten Polizeichef Frank Heinen und Bürgermeister Hans-Joachim Kosubek am Montag das erneut eskalierende Geschehen nach dem Fastnachtsumzug am Sonntagabend in Abenheim zusammen.
„Wir hatten mit dem Veranstalter ein neues Sicherheitskonzept vereinbart und Jugendschutzkontrollen gemacht. Das hat im Grunde auch funktioniert. Es hat aber leider nicht dazu geführt, dass sich Alkoholkonsum oder Gewaltbereitschaft bei den überwiegend jugendlichen Besuchern verringert hätten. Das Aggressionspotenzial war genauso groß wie letztes Jahr“, klagte Heinen, der den harten und anstrengenden Einsatz, der bis weit nach Mitternacht dauerte, leitete. Auch Kosubek war vor Ort. „Nur, weil wir zahlenmäßig so stark präsent waren, dass wir aufkommende Gewalt in der Regel sofort im Keim ersticken konnten, ist nichts Schlimmes passiert“, war sich Heinen sicher. „Aber wir waren keinen Mann zu wenig.“ Einer der Feiernden sei mal kurz k. o. gegangen, ein anderer habe sich eine blutige Nase geholt. „Aber es wurde niemand ernsthaft verletzt, es musste auch keiner ins Krankenhaus gebracht werden.“ Die Null-Toleranz-Taktik der Ordnungsbehörden, die gut zusammengearbeitet hätten, habe sich ausgezahlt, waren sich Heinen und Kosubek einig.
In Zahlen ausgedrückt liest sich die Bilanz wie folgt: Fünf Anzeigen wegen Körperverletzung, eine wegen Widerstands gegen Polizeibeamte, außerdem zwölf Platzverweise. Sechs uneinsichtige oder volltrunkene Personen wurden festgenommen und landeten zumindest vorübergehend in der Arrestzelle der Polizeidirektion in Worms.
Heinen schätzt, dass im proppenvollen Partyzelt dauerhaft 800 Besucher mehr oder minder ausgelassen feierten. Weitere 100 Personen habe man dann noch auf den umzäunten Vorplatz am Eingang gelassen. „Draußen auf der Straße standen dann aber immer noch 500 bis 700 Jugendliche, die immer stärker dem Alkohol zusprachen und ständig frustrierter reagierten, weil sie nicht mehr rein kamen ins überfüllte Partyzelt“, nannte Heinen einen Knackpunkt. „Denn wir mussten aus Sicherheitsgründen den Zugang für einige Zeit sperren. Das hat vielen nicht gefallen.“ Mit ein Grund war, dass die Veranstalter, die alle Auflagen erfüllt hatten, am Eingang anfangs nur eine Kasse zur Ausgabe der Einlassbändchen und für die Kontrolle der Personalausweise eingerichtet hatten und es deshalb zu längeren Staus kam. Die Schlange wurde erst kleiner, als eine zweite Kasse aufgestellt wurde.
Vor allem die Zeit zwischen 17 und 19 Uhr sei kritisch gewesen, so Heinen, weil da der Alkoholpegel erkennbar nach oben ging, einige der Feiernden immer aggressiver und uneinsichtiger reagierten und etliche Gläser und Flaschen zu Bruch gingen – trotz des eigentlich geltenden, aber offenkundig nur schwer durchzusetzenden Glasverbots. Gegen 20 Uhr seien dann weitere Gruppen eingetroffen, die nicht kostümiert waren, nicht aus Abenheim stammten, aber erkennbar auf Randale aus waren. Doch auch diese „Besucher“ mussten schnell erkennen, dass sie an diesem Tag gegen die Sicherheitskräfte den Kürzeren gezogen hätten.
Für Heinen und Kosubek ist klar: „Das Problem ist nicht gelöst. Wir müssen uns in den nächsten Tagen erneut zusammensetzen und besprechen, ob und wie wir das Sicherheitskonzept für nächstes Jahr verändern müssen.“ Der eigentliche Umzug sei völlig unproblematisch, waren sich beide einig. Also die anschließende Party verbieten? „Und damit auch die vielen Jugendlichen, die friedlich feiern wollen, mitbestrafen? Das geht auch nicht. Zumal wir auch der Jugend etwas anbieten wollen“, urteilt Kosubek. Aber der Aufwand der Sicherheitskräfte sei beträchtlich und im Grunde überhaupt nicht mehr zu rechtfertigen. „Wir hatten am Sonntag mehr Kräfte im Einsatz als am Backfischfest. Eine Entwicklung, die schon erschreckend ist“, gab Kosubek zu, in einem Zwiespalt zu stecken, der nur schwer aufzulösen sei.