
Für „Leser helfen” steht Professor Dr. Heino Skopnik von der ersten Stunde an im Glühweinstand. Für den früheren Chefarzt der Kinderklinik in Worms ist heute aber einiges anders.
Worms. Dieser Mann hat Erfahrung. Er ist ein Mann der ersten Stunde, wenn es darum geht, auf dem Weihnachtsmarkt für die Aktion „Leser helfen” am Zapfhahn zu stehen. Für Professor Dr. Heino Skopnik war es deshalb am Samstag eine Selbstverständlichkeit, am Stand von Jutta und Wulf Egelhof wieder heiß gefüllte Glühweintassen über den Tresen zu reichen. „Man braucht eine Orientierung im Jahr”, lacht der frühere Chefarzt der Kinderklinik des Klinikums. Das Glühweinzapfen – für ihn „ein Pfeiler im Jahr”.
Und doch – ein wenig anders ist es diesmal schon, weshalb Skopnik seinen ihm für eine Stunde reservierten Arbeitsplatz erst mal mit Vorsicht einnimmt. „Sie müssen mich einweisen”, bat der scheinbare Routinier die an seiner Seite stehenden Margot Haffner und Jule Bauer. „Ich habe zwei Jahre pausiert”, schmunzelt er. „Es könnte sich etwas geändert haben.”
Geändert hat sich vor allem eines: Skopnik steht nicht mehr in Diensten des Klinikums. Er hat die Position im Mai 2020 an Professor Dr. Markus Knuf abgetreten und sich auf seinen Part in einer Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin zurückgezogen. Zudem zählt der langjährige Chefarzt zum Palliativteam der Kinder-Hospiz in Mainz.
Aber auch sonst spürt der Professor die veränderten Zeichen der Zeit. Da wäre erst mal die Corona-Pandemie, die verantwortlich zeichnet für seine zweijährige Zwangspause am Zapfhahn. Und da ist jetzt auch der russische Angriffskrieg in der Ukraine sowie die resultierende Energiekrise und Inflation. Im Ergebnis? „Es war deutlich weniger los, als vor der Pandemie”, musste Professor Dr. Heino Skopnik nach seinem Intermezzo bekennen. „Sonst war es mehr.” Doppelt so viel.
Diesen Eindruck bestätigt Margot Haffner, während sie den Platz am Zapfhahn wieder übernimmt. Ein Beispiel: „Es waren sonst deutlich mehr seiner Kollegen am Stand.” Der Mediziner selbst mutmaßt, die finanziell schwierige Zeiten täten ihr Übriges.
Zumindest stimme auf dem Parma-Platz jetzt das Ambiente. Das fügt Jutta Egelhoff ein. Zwar fehlt der Südtiroler Käse und Schinken, der, sonst gegenüber platziert, ein ideales Zusammenspiel bedeutet habe. Immerhin ist aber eine anfangs vermisste Kinder-Eisenbahn als Anziehungspunkt für Familien noch eingetroffen. „Es war sehr leer auf dem Platz”, schaut Egelhoff auf die ersten Tage der Nibelungen-Weihnacht zurück. Ihre als Abstellgelegenheit genutzten Fässer habe sie da weiträumig verteilen müssen. Irgendwann sei die Kunde gekommen: Die Fässer können weg. Tags darauf war eine Eisenbahn da. Und pünktlich zum Promizapfen stimmt sogar das Wetter: Kalt, nicht eisig. „So kann es bis zum Schluss bleiben.”
Eindeutige Einschätzung nach zwei Jahren in der Pandemie
Gerne auch nächsten Samstag, wenn der Skopnik-Nachfolger debütiert. Von 16.30 bis 17.30 Uhr wird dann mit Professor Dr. Markus Knuf am Ausschank stehen, wenn es darum geht, die Spendensumme für „Leser helfen” aufzustocken. Der Erlös geht zu hundert Prozent an unsere Aktion und so komplett an die Kinderklinik, die Unterstützung zur Anschaffung moderner Medizintechnik benötigt.
Konkret geht es diesmal um ein Gerät zur Laryngoskopie und Bronchoskopie, das in der Notfallmedizin bei einer Intubation die Behandlung von Frühchen oder Kleinkindern entscheidend erleichtert. Über eine winzige Videokamera, die in den Rachen eingeführt wird, macht es dieses möglich, exakt den Eingang in die Luftröhre zu sehen. Eine herausfordernde Aufgabe, ist der Rachen bei einem Neugeborenen doch schwer einsehbar.
Apropos. In Tagen, während der eine massive Welle an Atemwegserkrankungen für eine Überlastung der Kinderkliniken sorgt, übt sich der ehemalige Chefarzt in Gelassenheit. Das kursierende RS-Virus „haben wir jedes Jahr”. Okay, das Auftreten sei „viel früher als sonst”. Die aktuelle Situation letztlich aber der zweijährigen Kontaktarmut geschuldet: „Wir waren infektionslos, jeder muss sich seine Abwehrkräfte aber erwerben.” Er sei „total entspannt”. Und – er weiß einen hoch qualifizierten Mediziner als seinen Nachfolger in der Chefarztrolle.