Wormser „Omas gegen Rechts“ sind für Frieden und Toleranz

Herta Schindler-Hauser heißt nicht nur Omas, sondern alle Interessierten zu ihrer Gruppe willkommen. Foto: Schindler-Hauser
© Schindler-Hauser

Herta Schindler und Elli Olff haben in Worms die Ortsgruppe „Omas gegen Rechts“ gegründet. Am Samstag sind sie am Winzerbrunnen. Die AZ hat gefragt: Wie wird man Oma gegen Rechts?

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WORMS. Die Omas gegen Rechts sind im November 2017 in Wien als Antwort auf die politische Entwicklung in Europa im Allgemeinen und in Österreich im Besonderen gegründet worden und haben sich im April 2018 als Verein konstituiert. In Deutschland gibt es mittlerweile viele Ortsgruppen. Nun haben Herta Schindler-Hauser und Elli Olff auch in Worms eine Gruppe gegründet, am Samstag werden sie am Winzerbrunnen stehen.

Frau Schindler-Hauser, Oma-Gruppe, das hört sich ein bisschen behäbig an.

Herta Schindler-Hauser: Ja, mit „Oma“ assoziiert man in der Regel harmlose, nicht gerade politisch aktive ältere Frauen – und genau diesem Bild wollen wir widersprechen, denn die Situation in Deutschland mit zunehmendem Populismus von Gruppen wie Pegida oder AfD erfordert das.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, eine eigene Initiative zu gründen?

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Die Europawahl ist für uns ein Auslöser, aktiv zu werden, um dem Rechtsruck nicht tatenlos zuzusehen. Europakrise, Brexit, immer stärker werdende rechtspopulistische Parteien und Nationalismus in vielen europäischen Staaten. Es macht uns Angst, dass sich diese ultrarechten Strömungen nun für die Europawahl miteinander verbünden. Uns geht es aber über die Europawahl hinaus vor allem darum, gerade in Deutschland mit unserer besonderen Geschichte auf die Gefahren hinzuweisen, die Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, nationalistische Bestrebungen und Leugnung des Klimawandels für unsere Demokratie haben.

In welchen Bereichen sehen Sie unsere Demokratie gefährdet?

Es ist unerträglich zu sehen, wie von bestimmten Leuten über gezielte Provokationen und Grenzüberschreitungen, über Verbreitung von Lügen und Verschwörungstheorien bewusst Stimmung zum Beispiel gegen Fremde oder Andersgläubige gemacht wird. Solche Parteien sind in unseren Augen eine Gefahr für die Demokratie.

Warum ist Ihnen Überparteilichkeit so wichtig?

Damit man nicht gleich in eine bestimmte Ecke gestellt wird. Demokratie lebt von der Vielschichtigkeit der Meinungen, vom Ringen um Lösungen mithilfe von Kompromissen. Deshalb geht es uns nicht um eine bestimmte politische Partei, sondern um all die Kräfte, die die demokratischen Spielregeln einhalten und leben.

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Die Stärkung der Demokratie ist eines ihrer wichtigsten Themen. Welche Möglichkeiten sehen Sie, hier etwas zu bewirken?

Viele Gespräche führen, diskutieren, Meinungsvielfalt akzeptieren, aber deutlich Position beziehen, unsere Einstellung öffentlich machen und dafür geradestehen. Wir möchten aufzeigen, dass jeder einzelne Mensch eine Verantwortung für unsere Demokratie trägt.

Welche eigenen Erfahrungen bringen Sie beide ein?

Elli Olff war lange in der Friedensbewegung aktiv, auch beeinflusst von ihrem Vater (Jahrgang 1920), der sich vehement gegen die Wiederbewaffnung der BRD positionierte. Außerdem kämpft sie seit Jahrzehnten für den Umweltschutz und ist unter anderem BUND-Mitglied. Ich engagierte mich als Pax-Christi-Mitglied in der Friedensbewegung und bemühe mich, im täglichen Leben ökologisch bewusst zu handeln. Rückblickend können wir beide sagen, dass wir unsere Protesterfahrungen insgesamt positiv sehen, und ziehen auch daraus die Motivation, jetzt wieder aktiv zu werden. Die Jugendlichen machen das mit „Fridays for Future“ gerade vor und beweisen, dass mit Beharrlichkeit und öffentlicher Präsenz durchaus etwas in Bewegung gerät.

Dürfen nur Omas mitmachen oder sind auch Opas, Tanten, Kinder, Enkelkinder erwünscht?

Alle können mitmachen und sind herzlich willkommen!

Wie kann man Kontakt zu Ihnen aufnehmen?

Wir stehen am Samstag, 13. April, 10 bis 12 Uhr, neben und mit Pulse of Europe am Winzerbrunnen. Auch sind wir über E-Mail an omasgegenrechts-worms@gmx.de zu erreichen. Geplant ist ein monatlicher Treff; Ort und Zeit werden noch bekannt gegeben.

Das Interview führte Ulrike Schäfer.