Der Busverkehr für die Stadt wird neu ausgeschrieben. Und er soll deutlich besser werden. Was sich alles ändern wird.
Worms. Am Wormser Busverkehr gab es in den letzten Jahren nicht selten Kritik. Doch ab Juni 2024 soll der ÖPNV in Worms deutlich verbessert werden. Die wichtigsten Wünsche der Busnutzer wurden hierbei berücksichtigt: eine Ringlinie, die die Vororte einbindet, der Tiergarten als Teil des Liniennetzes und auch eine Ausweitung des Angebots in den Abendstunden. Oberbürgermeister Adolf Kessel (CDU), Stadtentwicklungsdezernent Timo Horst (SPD), ÖPNV-Beauftragter Torsten Filsinger, Abteilungsleiterin Annett Böttner sowie Sabine Eichhorn und Dennis Ulas vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) haben die Pläne am Mittwoch im Rahmen eines Pressegesprächs vorgestellt.
Im Dezember 2021 verabschiedete der Stadtrat das Mobilitätskonzept. Ein großer Schritt nach vorne wird jetzt mit Neuerungen im Busverkehr gemacht. Hintergrund war die bevorstehende Ausschreibung des Busverkehrs. Inzwischen ist die Ausschreibung fertig und wurde vor einigen Tagen veröffentlicht. Zum Fahrplanwechsel im Juni 2024 wird dann so manches neu in Worms. Derzeit organisiert die DB Regio Bus Mitte den Busverkehr.
Mehr als 200 Vorschläge eingegangen
Vor rund einem Jahr hatte die Stadtverwaltung die Bürgerschaft dazu aufgerufen, Anregungen, Wünsche und Vorschläge für den künftigen Buspersonennahverkehr einzubringen. Auch die Ortsbeiräte, die Schulen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände wurden einbezogen und zu Stellungnahmen aufgefordert. Mehr als 200 Vorschläge gingen bei der Stadt ein. Am häufigsten wurden die Anbindung des Tiergartens und die Schaffung einer Ringlinie genannt, die die Vororte miteinander verbindet. Auch auf die Schichtzeiten von Gewerbebetrieben sollte geachtet werden.
All diese Wünsche sollen jetzt Wirklichkeit werden, denn sie sind Bestandteil der Ausschreibung des Linienbündels für Worms. „Wir möchten den Anteil der ÖPNV-Nutzer am Gesamtverkehr von 7 auf 14 Prozent erhöhen, also verdoppeln“, erklärt Stadtentwicklungsdezernent Horst. Erreicht werden soll das mit neuen Linien. Die „große Ringlinie“ wird die 415 sein, sie verkehrt stündlich von Pfeddersheim nach Horchheim, dann in die Innenstadt über den Hauptbahnhof, weiter nach Neuhausen, Herrnsheim und dann wieder nach Pfeddersheim. Und sie fährt auch in die entgegengesetzte Fahrtrichtung. „Es war ein großer Wunsch aus dem Eisbachtal, dass man eine direkte Verbindung nach Pfeddersheim bekommt. Das wird es künftig geben“, macht Annett Böttner deutlich.
Die zweite neue Ringlinie, die 411, soll innerstädtisch im 20-Minuten-Takt verkehren: vom Hauptbahnhof über den Berliner Ring, die Wallstraße, den Wormser Einkaufspark (WEP), dann über Domplatz und Marktplatz wieder zum Hauptbahnhof.
Das wird der beste ÖPNV in diesem Jahrhundert.
Die Linie 405 wird ab Juni nächsten Jahres nicht nur Leiselheim und Pfeddersheim anbinden, sondern in die andere Richtung verlängert: bis zum Tiergarten. Im Sommer wird dieses beliebte Freizeitziel alle 30 Minuten vom Bus angesteuert. Einen geänderten Fahrtweg bekommt die 406: Sie bindet auf dem Weg nach Neuhausen und Herrnsheim auch das Gewerbegebiet Hafenstraße und Am Gallborn (Hornbach) an. Und die 403 fährt nicht mehr nur bis Herrnsheim, sondern bis Abenheim. Die Route der 434 ändert sich ebenfalls: Statt über Neuhausen, Herrnsheim und Abenheim fährt sie über Pfiffligheim und Pfeddersheim nach Mörstadt und dann weiter nach Westhofen.
Neue Bushaltestellen werden auch nötig: am Tiergarten, am Willy-Brandt-Ring und am Bahnhof Pfeddersheim, der neben dem Hauptbahnhof zu einem zweiten „Fixpunkt“ im Busverkehrsnetz wird. Das Streckennetz wird um 42 Kilometer ausgeweitet. Dezernent Horst betont: „Wir werden das Ganze ständig evaluieren und bei Bedarf nachsteuern.“
Auch mehr Busse am Abend
Ausgeweitet wird das Busangebot auch in den Abendstunden: Von Montag bis Freitag werden die Busse regelmäßig bis 21 Uhr statt bis 20 Uhr verkehren. Die letzten Abfahrten werden nach 23 Uhr sein, bisher fahren die Busse bis gegen 22 Uhr. In den Nächten auf Samstag und auf Sonntag fahren Busse bis nach 2 Uhr, womit das Ruftaxi überflüssig wird.
„Das wird der beste ÖPNV in diesem Jahrhundert. Wir erhoffen uns, dass noch mehr Menschen auf Busse umsteigen. Das wäre eine geringere Verkehrsbelastung in der Stadt und dient auch dem Klimaschutz“, sagt Dezernent Horst. Das Deutschland-Ticket könnte ohnehin für mehr ÖPNV-Nutzer auch in Worms sorgen. Die Ortsbeiräte und städtischen Ausschüsse hätten das neue Busnetz einmütig befürwortet.
Auch OB Kessel zeigt sich mit den Neuerungen zufrieden: Die 1969 eingemeindeten Stadtteile hätten von Anfang an gewünscht, an den Wormser Busliniennetz angebunden zu werden. Das werde jetzt nach 50 Jahren erfüllt.
Mehr Fahrten, mehr Linien. Dennoch wird der Busverkehr in Worms klimafreundlicher, denn 45 Prozent der Busse sollen ab Januar 2025 elektrisch betrieben werden. Dafür baut EWR auf dem Betriebshof in der Klosterstraße eine Ladestation.