Die Nichtsesshaftenherberge in Worms reagiert auf die Coronakrise mit einem Abreisestopp und öffnet auch tagsüber. Allerdings wollen nicht alle Wohnungslosen in die Unterkunft.
WORMS. Während immer mehr Einrichtungen schließen, hat die Herberge für Nichtsesshafte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) seine Öffnungszeiten nun verlängert. Normalerweise hat die Obdachlosenunterkunft nur im Winter auch tagsüber geöffnet, um Schutz vor Kälte zu bieten. Diese Winterschonfrist wäre eigentlich letzte Woche abgelaufen, erzählt Christian Blum, Leiter der Herberge. Aufgrund der Coronakrise sei diese Frist nun um vier Wochen verlängert worden.
„Was wir auf gar keinen Fall möchten, ist, dass Leute unnötig abreisen.“ Jeder, der ein Bett in der Herberge habe, könne dort vorerst bleiben. „Es wäre ja vollkommen kontraproduktiv, die Leute jetzt in öffentliche Verkehrsmittel zu setzen und wegzuschicken.“ In den Unterkünften in Bingen, Mainz und Bensheim, mit denen man in engem Kontakt stehe, gelten die gleichen Regeln.
Schließen müsse man nur im Falle einer Quarantäne. „Doch das wird hoffentlich nicht passieren“, fügt Blum hinzu. Deshalb sei man gut mit Desinfektionsmittel und Toilettenpapier ausgestattet, es werde täglich gereinigt. Aushänge weisen auf die Einhaltung von Hygieneregeln hin. Und im Falle einer Ausgangssperre? „Dann ändert sich eigentlich nichts – es darf halt nur niemand mehr raus.“
Wohnungslose erhalten Tagessatz auch an der Herberge
Für einige Obdachlose sei dies jedoch ein Problem, meint Sozialdezernent Waldemar Herder. „Es gibt nicht wenige Obdachlose, die sich eben entschlossen haben, nicht in eine Unterkunft zu gehen.“ Diese würden lieber auf der Straße bleiben. „Es gibt keine Zwangseinweisungen. Wir können die Leute nicht einsperren.“ Verhungern müsse niemand, denn auch bei einer möglichen Ausgangssperre hätten die Supermärkte weiterhin geöffnet. Auch aufs Betteln sei niemand angewiesen. „Die Leute erhalten ja auch ihren Tagessatz an der jeweiligen Herberge. Sollte doch jemand wirklich verloren sein, hilft die Polizei.“
Doch momentan sei es noch nicht so weit und in der Herberge selbst sei noch alles entspannt, bestätigt Christian Blum: „Wenn Leute kommen, werden sie aufgenommen, wir haben noch Platz. Noch ist nichts angebrannt.“
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